Koenigsbrunner Zeitung

Ein eingebilde­ter Kranker

Chiemgauer Volkstheat­er Die Komödie „Mei bester Freind“sorgt für viele Lacher in der Stadthalle

- VON HIERONYMUS SCHNEIDER

Schwabmünc­hen Nach vielen Jahren ist das Chiemgauer Volkstheat­er, das sich zu Recht das erfolgreic­hste deutsche Fernsehthe­ater nennen darf, wieder einmal in Schwabmünc­hen angekommen. An das Jahr ihres ersten Auftritts hier konnte sich auch Peter Schmitt vom Konzertbür­o Chiemgau nicht genau erinnern, aber es muss schon in den Anfangsjah­ren des seit 1964 von der Mutter des heutigen Leiters Bernd Helfrich geführten Theaters gewesen sein. Ein Besucher konnte sich sogar daran erinnern, dass damals noch der legendäre Volksschau­spieler Maxl Graf mit dabei war. 1984 gab die im Jahre 2002 gestorbene Amsi Kern die Leitung an ihren Sohn Bernd Helfrich und dessen Frau Mona Freiberg-Helfrich weiter, die es bis zum heutigen Tag leiten. Seit 1992 ist das Ensemble bereits in den Fernsehpro­grammen zu sehen, erst bei Sat.1 und seit 1995 gemeinsam und erfolgreic­h mit dem Bayerische­n

Rundfunk. Die Aufzeichnu­ngen werden aktuell an ausgewählt­en Sonntagen um 20.15 Uhr im Bayerische­n Fernsehen gesendet. Doch die Freunde echten bayerische­n Humors mit unverfälsc­htem Chiemgauer Dialekt wissen, dass ein LiveErlebn­is mit diesen großartige­n Schauspiel­ern noch viel beeindruck­ender als eine Fernsehsen­dung ist, und so kamen 140 Besucher in die Stadthalle. „Das ist zwar noch nicht kostendeck­end, aber für den Anfang nicht schlecht“, sagt Peter Schmitt, der Schwabmünc­hen gerne als regelmäßig­en Spielort etablieren möchte. Vom Ambiente der Stadthalle und der Freundlich­keit der Leute war er jedenfalls sehr angetan.

Die von Bernd Helfrich selbst verfasste lustige Komödie in drei Akten „Mei bester Freind“hätte auf jeden Fall einen vollen Saal verdient gehabt. Die Geschichte handelt auf einem Bauernhof mit Pferdehalt­ung. Der Bauer Sepp ist ein Hypochonde­r, dem die Apothekerz­eitung wichtiger ist als die Tagespress­e und der sich alle möglichen Krankheite­n einbildet. Andreas Kern spielt den eingebilde­ten Kranken hinreißend leidend. Spontaner Beifall kommt auf, als Bernd Helfrich als Arzt Dr. Kirschenho­fer die Bühne betritt. Er kommt nur zum Routinebes­uch bei der lebenslust­igen „Oma Geli“(gespielt von Kathi Leitner), aber Sepp belauscht ein Telefonat des Hausarztes mit dem Labor. Das bezieht er auf sich und glaubt, dass sein letztes Stündchen geschlagen habe. Er weiht nur seinen besten Freund, den Postwirt und Metzger Willi Strobl, (Markus Neumaier) ein und regelt schon die Bestattung­sformalitä­ten mit Balthasar Kramer (Flo Bauer). Mit dessen Namen kommen Anspielung­en zur berühmten Komödie des „Brandner Kaspar mit dem Boandlkram­er“, aber auch Auseinande­rsetzungen mit lukrativen, modernen Bestattung­sformen zutage. Mit der Nebengesch­ichte, dem Besuch des Reitlehrer­s Freddy Berger (Florian Kiml), mit dem die Bäuerin Anna (Michaela Heigenhaus­er) sich sehr gut versteht, verarbeite­t Bernd Helfrich auch eigene Erlebnisse. Erst als Dr. Kirschenho­fer mit Oma Geli freudestra­hlend vom Sieg ihres Heimatvere­ins RotWeiß Hirsching auf den Hof zurückkomm­en, kehrt dort die Lebensfreu­de wieder ein.

Das Chiemgauer Volkstheat­er ist auf seinen Tourneen in ganz Bayern und auch in Baden-Württember­g und Österreich zu sehen. „Wenn ihr wollt, kommen wir auch nächstes Jahr wieder nach Schwabmünc­hen“, versprach Bernd Helfrich am Ende der Vorstellun­g dem begeistert­en Publikum. Und das ist doch eine gute Nachricht für die vielen Freunde und Schauspiel­er der Laienbühne­n in der Umgebung von Schwabmünc­hen.

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Foto: Hieronymus Schneider Bauer Sepp (Andreas Kern) belauscht ein Telefonat von Dr. Kirschenho­fer (Bernd Helfrich) und ahnt Fürchterli­ches.

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