Steigen die Baupreise langsamer?
Wie die Chefs der größten Bank im Landkreis die Entwicklung auf dem regionalen Markt sehen und was Verbraucher jetzt wissen müssen
Wie die Chefs der größten Bank im Landkreis die Entwicklung in der Region sehen und was Verbraucher jetzt wissen müssen.
Landkreis Augsburg Der schnelle Preisanstieg auf dem Immobilienmarkt in der Region schwächt sich ab, das Preiskarussell dreht sich in den kommenden Jahren etwas langsamer. Davon gehen die Vorstände der Kreissparkasse, Vorstandschef Richard Fank und sein Stellvertreter Horst Schönfeld, aus. Gleichwohl könne von einer Spekulationsblase keine Rede sein. Häuser, Wohnungen und Grundstücke würden ihren Wert behalten, sagen die Chefs der größten Bank im Augsburger Land.
Dass es auf dem Bau brummt, zeigen nicht nur die Bilanzen der Kreissparkasse, sondern auch die Daten des Statistischen Landesamtes. Die gut 300 Firmen aus dem Bauhauptgewerbe im Kreis erwirtschaften an die 340 Millionen Euro Umsatz im Jahr und legen beim Personal zu. Inzwischen sind es rund 3000 Beschäftigte. Die dürften auch weiter gut zu tun haben: Allein im Landkreis wurden vergangenes Jahr Häuser mit knapp 1500 Wohnungen genehmigt.
Von dieser Entwicklung profitiert auch die Kreissparkasse, bei der jeder zweite Landkreisbürger ein Konto hat. Die hauseigene Immobilienabteilung hat das beste Jahr ihrer Geschichte hinter sich und Liegenschaften im Wert von knapp 59 Millionen Euro vermittelt. Das größte Problem für die Makler von der Bank: Sie müssen zuerst einmal Objekte haben. Denn die Nachfrage ist größer als das Angebot. Begehrt sind laut Bank nicht nur Häuser, Wohnungen und Bauplätze, sondern auch zunehmend GewerbeImmobilien, weil Firmen ihre Gewinne in Sachanlagen investieren.
Der teure Traum vom Eigenheim lässt nach wie vor viele Menschen den Weg zur Bank ihres Vertrauens suchen. Allein über die Kreissparkasse wurden vergangenes Jahr Wohnbaudarlehen in Höhe von 300 Millionen Euro abgeschlossen, hinzu kamen noch zinsgünstige staatliche Fördermittel in Höhe von 81 Millionen Euro. Die Bank selbst vergibt Kredite an Häuslebauer in der Regel zu einem Zinssatz von unter zwei Prozent. 20 Prozent Eigenkapital sollten Häuslebauer aber schon selbst mitbringen und überdies mit zwei bis drei Prozent Tilgung kalkulieren, sagen Fank und Schönfeld.
Ihrer Beobachtung nach motivieren die anhaltend niedrigen Zinsen zwar viele Menschen zum Kauf, eine wirkliche Ersparnis bedeuteten sie aber nicht. Fank: „Die steigenden Baukosten haben den Zinsvorteil bei Weitem aufgefressen.“Innerhalb von zehn Jahren hätten sich die Preise verdoppelt. Eine Wohnung, die für 200 000 Euro zu haben war, koste heute locker 400 000 (sie
he auch Daten&Fakten) Quadratmeterpreise von mehr als 5000 Euro sind laut Schönfeld zumindest für Kapitalanleger abschreckend, weil sich so über die im Raum Augsburg üblichen Mieten keine Rendite mehr erzielen lasse. Wer sich ein Eigenheim wünsche, sei möglicherweise aber noch bereit, diese Preise in Kauf zu nehmen. Grundsätzlich gehen die Bank-Vorstände aber davon aus, dass sich der Preisanstieg der vergangenen Jahre abflacht.
Andererseits, so die Einschätzung von Fank und Schönfeld, würden Immobilien im Wert stabil bleiben. Augsburg und Umgebung seien eine Zuzugsregion, die Uniklinik werde diesen Trend noch verstärken. Schönfeld: „Wie soll es da einen Preiseinbruch geben? Wir sehen keine Immobilienblase.“
Dafür konstatieren die Banker, dass Bauland knapp sei – und das längst nicht mehr nur in Augsburg und den angrenzenden Orten, sondern auch auf dem Land. Hier müssten die Kommunen etwas tun. Geradezu umkämpft seien Flächen, auf denen Bauträger Häuser mit mehreren Wohneinheiten errichten können. Die Kreissparkasse beobachtet, dass sich auf diesem Markt inzwischen Anbieter tummeln, für die der Raum Augsburg vor einigen Jahren noch gar nicht interessant war. Schönfeld: „Die Münchner kommen zu uns.“
Es gibt sie noch, jene Berührungspunkte, über die die Kreissparkasse einen häufigen Kontakt zu ihren Kunden hat. Die Bankfilialen sind das aber nicht. Dafür nutzt ein Bankkunde etwa 120 Mal im Jahr das Onlinebanking und sogar fast 230 Mal im Jahr ruft er seine Bankdaten per Smartphone ab. Kein Wunder, dass der Vorstandsvorsitzende der Kreissparkasse Augsburg, Richard Fank, die Digitalisierung als eines der großen Zukunftsthemen seines Instituts sieht.
Dabei geht es nicht allein darum, was technisch möglich ist. Die Richtung geben auch die Kunden mit ihren Bedürfnissen vor. So ist es heute bereits möglich, zum Bezahlen einer Rechnung diese einfach mit dem Smartphone zu fotografieren. Eine App gibt die jeweiligen Zahlenreihen dann an richtiger Stelle im Überweisungsformular ein.
Bei diesen Veränderungen sollen Kunden und Mitarbeiter auf dem Laufenden bleiben. Dafür baut die Kreissparkasse jetzt bis zum Spätsommer um und richtet im Erdgeschoss des Stammhauses eine Zukunftswerkstatt ein. Erhalten bleibt im Erdgeschoss der Selbstbedienungsbereich. Neben Plätzen für die Kundenberatung soll dort dem Immobiliengeschäft mehr Platz eingeräumt werden, zu diesen Beratungsplätzen wird ein eigener Eingang führen.
Weil die Kreissparkasse in Zukunft weniger Platz benötigt, wird das zweite Obergeschoss der Zentrale in der Augsburger Innenstadt an eine Augenarztpraxis vermietet. Hier wird die Praxis Scherer und Kollegen aus der Bahnhofstraße hin umziehen. Auch das dritte Obergeschoss des Gebäudes wird im Laufe des Jahres für die Vermietung vorbereitet. Im hinteren Teil des Gebäudes, Richtung Färbergäßchen, haben sich bereits unter anderem das Landratsamt Augsburg und eine Krankenkasse eingemietet. 156 von insgesamt 544 Mitarbeitern der Kreissparkasse, darunter der gesamte Vorstand, haben ihre Arbeitsplätze am Martin-Luther-Platz. Insgesamt sind das gut 30 weniger als noch ein Jahr zuvor. Entlassungen gibt es bei der Kreissparkasse aber nicht, stattdessen wird die natürliche Fluktuation ausgenutzt.
Dass ein Kreditinstitut überhaupt überleben kann, obwohl seit Jahren praktisch keine Zinsen mehr am Markt gezahlt werden, das hätte Richard Fank früher nicht geglaubt. Mit dem, was die Kreissparkasse im vergangenen Jahr erwirtschaftet hat, sind er und sein Vorstandskollege Horst Schönfeld aber zufrieden. „Wir haben erreicht, was wir uns vorgenommen haben“, so Fank.
So belief sich die Bilanzsumme im vergangenen Jahr auf 3,4 Milliarden Euro und lag damit um 2,2 Prozent unter dem Vorjahresniveau. 2016 hatte sich ein Sondereffekt durch große Einlagen von institutionellen Kunden ergeben. Die Gesamteinlagen betrugen im vergangenen Jahr 2,6 Milliarden Euro, etwa 1,7 Millionen Euro weniger als im Vorjahr. Der Bilanzgewinn liegt bei 3,5 Millionen Euro. Angesichts des niedrigen Zinsniveaus ist das Kreditgeschäft weiter gewachsen: 2,7 Milliarden Euro hatte die Kreissparkasse in 2017 ausgeliehen, etwa 2,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Zugelegt haben dabei um 6,3 Prozent die Kredite an Unternehmen: Hier steigt die Investitionsfreudigkeit der heimischen Wirtschaft, so die Analyse der Kreissparkasse.