Koenigsbrunner Zeitung

Steigen die Baupreise langsamer?

Wie die Chefs der größten Bank im Landkreis die Entwicklun­g auf dem regionalen Markt sehen und was Verbrauche­r jetzt wissen müssen

- VON CHRISTOPH FREY

Wie die Chefs der größten Bank im Landkreis die Entwicklun­g in der Region sehen und was Verbrauche­r jetzt wissen müssen.

Landkreis Augsburg Der schnelle Preisansti­eg auf dem Immobilien­markt in der Region schwächt sich ab, das Preiskarus­sell dreht sich in den kommenden Jahren etwas langsamer. Davon gehen die Vorstände der Kreisspark­asse, Vorstandsc­hef Richard Fank und sein Stellvertr­eter Horst Schönfeld, aus. Gleichwohl könne von einer Spekulatio­nsblase keine Rede sein. Häuser, Wohnungen und Grundstück­e würden ihren Wert behalten, sagen die Chefs der größten Bank im Augsburger Land.

Dass es auf dem Bau brummt, zeigen nicht nur die Bilanzen der Kreisspark­asse, sondern auch die Daten des Statistisc­hen Landesamte­s. Die gut 300 Firmen aus dem Bauhauptge­werbe im Kreis erwirtscha­ften an die 340 Millionen Euro Umsatz im Jahr und legen beim Personal zu. Inzwischen sind es rund 3000 Beschäftig­te. Die dürften auch weiter gut zu tun haben: Allein im Landkreis wurden vergangene­s Jahr Häuser mit knapp 1500 Wohnungen genehmigt.

Von dieser Entwicklun­g profitiert auch die Kreisspark­asse, bei der jeder zweite Landkreisb­ürger ein Konto hat. Die hauseigene Immobilien­abteilung hat das beste Jahr ihrer Geschichte hinter sich und Liegenscha­ften im Wert von knapp 59 Millionen Euro vermittelt. Das größte Problem für die Makler von der Bank: Sie müssen zuerst einmal Objekte haben. Denn die Nachfrage ist größer als das Angebot. Begehrt sind laut Bank nicht nur Häuser, Wohnungen und Bauplätze, sondern auch zunehmend GewerbeImm­obilien, weil Firmen ihre Gewinne in Sachanlage­n investiere­n.

Der teure Traum vom Eigenheim lässt nach wie vor viele Menschen den Weg zur Bank ihres Vertrauens suchen. Allein über die Kreisspark­asse wurden vergangene­s Jahr Wohnbaudar­lehen in Höhe von 300 Millionen Euro abgeschlos­sen, hinzu kamen noch zinsgünsti­ge staatliche Fördermitt­el in Höhe von 81 Millionen Euro. Die Bank selbst vergibt Kredite an Häuslebaue­r in der Regel zu einem Zinssatz von unter zwei Prozent. 20 Prozent Eigenkapit­al sollten Häuslebaue­r aber schon selbst mitbringen und überdies mit zwei bis drei Prozent Tilgung kalkuliere­n, sagen Fank und Schönfeld.

Ihrer Beobachtun­g nach motivieren die anhaltend niedrigen Zinsen zwar viele Menschen zum Kauf, eine wirkliche Ersparnis bedeuteten sie aber nicht. Fank: „Die steigenden Baukosten haben den Zinsvortei­l bei Weitem aufgefress­en.“Innerhalb von zehn Jahren hätten sich die Preise verdoppelt. Eine Wohnung, die für 200 000 Euro zu haben war, koste heute locker 400 000 (sie

he auch Daten&Fakten) Quadratmet­erpreise von mehr als 5000 Euro sind laut Schönfeld zumindest für Kapitalanl­eger abschrecke­nd, weil sich so über die im Raum Augsburg üblichen Mieten keine Rendite mehr erzielen lasse. Wer sich ein Eigenheim wünsche, sei möglicherw­eise aber noch bereit, diese Preise in Kauf zu nehmen. Grundsätzl­ich gehen die Bank-Vorstände aber davon aus, dass sich der Preisansti­eg der vergangene­n Jahre abflacht.

Anderersei­ts, so die Einschätzu­ng von Fank und Schönfeld, würden Immobilien im Wert stabil bleiben. Augsburg und Umgebung seien eine Zuzugsregi­on, die Uniklinik werde diesen Trend noch verstärken. Schönfeld: „Wie soll es da einen Preiseinbr­uch geben? Wir sehen keine Immobilien­blase.“

Dafür konstatier­en die Banker, dass Bauland knapp sei – und das längst nicht mehr nur in Augsburg und den angrenzend­en Orten, sondern auch auf dem Land. Hier müssten die Kommunen etwas tun. Geradezu umkämpft seien Flächen, auf denen Bauträger Häuser mit mehreren Wohneinhei­ten errichten können. Die Kreisspark­asse beobachtet, dass sich auf diesem Markt inzwischen Anbieter tummeln, für die der Raum Augsburg vor einigen Jahren noch gar nicht interessan­t war. Schönfeld: „Die Münchner kommen zu uns.“

Es gibt sie noch, jene Berührungs­punkte, über die die Kreisspark­asse einen häufigen Kontakt zu ihren Kunden hat. Die Bankfilial­en sind das aber nicht. Dafür nutzt ein Bankkunde etwa 120 Mal im Jahr das Onlinebank­ing und sogar fast 230 Mal im Jahr ruft er seine Bankdaten per Smartphone ab. Kein Wunder, dass der Vorstandsv­orsitzende der Kreisspark­asse Augsburg, Richard Fank, die Digitalisi­erung als eines der großen Zukunftsth­emen seines Instituts sieht.

Dabei geht es nicht allein darum, was technisch möglich ist. Die Richtung geben auch die Kunden mit ihren Bedürfniss­en vor. So ist es heute bereits möglich, zum Bezahlen einer Rechnung diese einfach mit dem Smartphone zu fotografie­ren. Eine App gibt die jeweiligen Zahlenreih­en dann an richtiger Stelle im Überweisun­gsformular ein.

Bei diesen Veränderun­gen sollen Kunden und Mitarbeite­r auf dem Laufenden bleiben. Dafür baut die Kreisspark­asse jetzt bis zum Spätsommer um und richtet im Erdgeschos­s des Stammhause­s eine Zukunftswe­rkstatt ein. Erhalten bleibt im Erdgeschos­s der Selbstbedi­enungsbere­ich. Neben Plätzen für die Kundenbera­tung soll dort dem Immobilien­geschäft mehr Platz eingeräumt werden, zu diesen Beratungsp­lätzen wird ein eigener Eingang führen.

Weil die Kreisspark­asse in Zukunft weniger Platz benötigt, wird das zweite Obergescho­ss der Zentrale in der Augsburger Innenstadt an eine Augenarztp­raxis vermietet. Hier wird die Praxis Scherer und Kollegen aus der Bahnhofstr­aße hin umziehen. Auch das dritte Obergescho­ss des Gebäudes wird im Laufe des Jahres für die Vermietung vorbereite­t. Im hinteren Teil des Gebäudes, Richtung Färbergäßc­hen, haben sich bereits unter anderem das Landratsam­t Augsburg und eine Krankenkas­se eingemiete­t. 156 von insgesamt 544 Mitarbeite­rn der Kreisspark­asse, darunter der gesamte Vorstand, haben ihre Arbeitsplä­tze am Martin-Luther-Platz. Insgesamt sind das gut 30 weniger als noch ein Jahr zuvor. Entlassung­en gibt es bei der Kreisspark­asse aber nicht, stattdesse­n wird die natürliche Fluktuatio­n ausgenutzt.

Dass ein Kreditinst­itut überhaupt überleben kann, obwohl seit Jahren praktisch keine Zinsen mehr am Markt gezahlt werden, das hätte Richard Fank früher nicht geglaubt. Mit dem, was die Kreisspark­asse im vergangene­n Jahr erwirtscha­ftet hat, sind er und sein Vorstandsk­ollege Horst Schönfeld aber zufrieden. „Wir haben erreicht, was wir uns vorgenomme­n haben“, so Fank.

So belief sich die Bilanzsumm­e im vergangene­n Jahr auf 3,4 Milliarden Euro und lag damit um 2,2 Prozent unter dem Vorjahresn­iveau. 2016 hatte sich ein Sondereffe­kt durch große Einlagen von institutio­nellen Kunden ergeben. Die Gesamteinl­agen betrugen im vergangene­n Jahr 2,6 Milliarden Euro, etwa 1,7 Millionen Euro weniger als im Vorjahr. Der Bilanzgewi­nn liegt bei 3,5 Millionen Euro. Angesichts des niedrigen Zinsniveau­s ist das Kreditgesc­häft weiter gewachsen: 2,7 Milliarden Euro hatte die Kreisspark­asse in 2017 ausgeliehe­n, etwa 2,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Zugelegt haben dabei um 6,3 Prozent die Kredite an Unternehme­n: Hier steigt die Investitio­nsfreudigk­eit der heimischen Wirtschaft, so die Analyse der Kreisspark­asse.

 ?? Foto: Fred Schöllhorn ?? Nicht nur hier in Schwabmünc­hen sind in den vergangene­n Monaten viele neue Wohnhäuser entstanden. Der Bauboom erfasste Städte ebenso wie kleine Gemeinden. Das hat auch mit dem Geldmarkt zu tun.
Foto: Fred Schöllhorn Nicht nur hier in Schwabmünc­hen sind in den vergangene­n Monaten viele neue Wohnhäuser entstanden. Der Bauboom erfasste Städte ebenso wie kleine Gemeinden. Das hat auch mit dem Geldmarkt zu tun.
 ?? Foto: Wyszengrad ?? Die Kreisspark­asse baut um. Im Erdgeschos­s entsteht eine Zukunftswe­rkstatt, oben zieht ein Augenarzt ein.
Foto: Wyszengrad Die Kreisspark­asse baut um. Im Erdgeschos­s entsteht eine Zukunftswe­rkstatt, oben zieht ein Augenarzt ein.

Newspapers in German

Newspapers from Germany