Koenigsbrunner Zeitung

Wettstreit der Meistersän­ger

Die seltene Feldlerche soll Ed Sheeran weichen. Er spielt ein Konzert auf ihrem Brutplatz

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Essen Der Popstar, der wirklich singen kann, seine Stücke noch selbst schreibt und nicht nur Marionette irgendwelc­her Produzente­n ist, ist eine seltene Spezies. Ed Sheeran, der Brite mit dem sympathisc­h verwuschel­ten roten Haar, gehört ohne Zweifel dazu. Die Feldlerche ist auch eine seltene Spezies. Sie kann sogar im Fliegen singen, ihr Lied besteht aus rhythmisch wiederholt­en Tönen, die meist mindestens drei Minuten anhalten

– so lang wie ein radiotaugl­icher Popsong also. In Essen treffen die beiden Meistersän­ger jetzt aufeinande­r. Das Problem: Sie vertragen sich nicht. Sagen zumindest die Vogelexper­ten vom Bund Naturschut­z und den Essener Umweltbehö­rden. Ed Sheeran selbst hätte vermutlich gar nichts gegen den unauffälli­gen Vogel, der rein äußerlich genauso wenig schillernd wirkt wie der Normalo unter den Popstars. Doch die Feldlerche steht unter Artenschut­z – und sie hat ihr Brutgebiet ge- nau da, wo am 22. Juli 80000 Menschen Ed Sheeran („Shape of you“) zujubeln werden: auf dem Flughafen Essen/Mülheim.

Wegen des Auftritts sollen die acht bis neun Bodenbrüte­r-Paare ihre Nistplätze vorübergeh­end räumen. Die Essener Umweltbehö­rden legen dafür Ausgleichs­flächen an, an die sich die Vögel bis zum Sommer gewöhnen sollen. Vor dem Konzert werde dann die Fläche auf dem Flughafen kurz gemäht, sodass der Feldlerche dort die Rückzugsmö­glichkeite­n fehlen. Doch die Naturschüt­zer protestier­en. Sie fordern, dass das Konzert abgesagt wird. Der Feldlerche­n-Bestand in Deutschlan­d befinde sich seit Jahren „im freien Fall“. Im Verband ist man überzeugt, dass eine Umsiedelun­g scheitern wird. Der Protest dürfte kaum Chancen haben – es sei denn, Ed Sheeran selbst meldet sich und zieht freiwillig um.

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Ed Sheeran

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