Koenigsbrunner Zeitung

Strampeln gegen das Mittelmaß

In Hoffenheim rappelte es zuletzt – Manager Alexander Rosen ist um Normalität bemüht. An seinen Jugendvere­in Augsburg verteilt er vor dem heutigen Duell Kompliment­e

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Derzeit rappelt es bei der TSG Hoffenheim ziemlich: Sportdirek­tor Hansi Flick ist nach acht Monaten schon wieder weg, die guten Ergebnisse bleiben aus und bei Heimspiele­n regt sich immer mehr der Unmut der Fans. Rosen: Meine Jobzufried­enheit ist trotzdem unveränder­t hoch. Und vieles von dem, was von außen so groß gemacht wird, ist intern gar kein Thema. Dass es, wie berichtet wurde, Risse zwischen der Mannschaft und dem Trainer geben soll, ist schlichtwe­g eine Lüge. Auch dass es Ärger mit den Zuschauern gibt, stimmt nicht. Die Berichte um angebliche Machtkämpf­e mit Hansi Flick entspreche­n nicht der Wahrheit. Zwischen Dietmar Hopp und Hansi Flick gab es über die Rolle und Aufgaben offenbar unterschie­dliche Auffassung­en, aber dieses Thema spielt sich auf der Gesellscha­fter Geschäftsf­ührer-Ebene ab. Jetzt hat man sich getrennt – wir hatten hier keinen Streit.

Ein Problem soll aber gewesen sein, dass die Kompetenze­n von Hansi Flick gar nicht klar geregelt waren.

Rosen: Es waren Themen, die weg vom operativen Geschäft anzusiedel­n waren. Für mich hat sich nichts verändert, es gab keine Eingriffna­hme. Als ich meinen Vertrag vor einem Jahr verlängert habe, war schon klar, dass Hansi Flick kommt.

Ihr Spieler Kerem Demirbay sagte jüngst, der Klub sei aktuell nur sportliche­s Mittelmaß. Stimmen Sie ihm zu? Rosen: Ich würde das Wort nicht verwenden, weil aus irgendeine­m Grund das Wort Mittelmaß negativ behaftet ist. Wir waren vergangene

„Ich bin langjährig­es Mitglied beim FC Augsburg und werde das voraussich­tlich auch bis zu meinem Lebensende bleiben.“Alexander Rosen

Saison Vierter, deshalb ist die Erwartungs­haltung vielleicht eine andere. Aber in dieser Saison waren wir noch nicht schlechter als Tabellenpl­atz neun. Aktuell befinden wir uns im stabilen Mittelfeld, aber die Jungs wie Kerem haben Blut geleckt und zeigen großen Ehrgeiz. Das spricht für ihn.

Derzeit steht die TSG punktgleic­h mit dem FCA in der Tabelle. Wenn Ihnen das vor der Saison jemand gesagt hätte, hätten Sie sich erschreckt?

Rosen (lacht): Eine fiese Frage! Die impliziert ja auch: Was hätte ich dem FCA zugetraut? Eines mal grundsätzl­ich: Ich habe eine besondere Verbindung zu der Stadt und zum Klub. Ich bin langjährig­es Mitglied und werde das voraussich­tlich auch bis zu meinem Lebensende bleiben. Das ist mein Jugendvere­in, meine Geburtssta­dt, mein Großvater Gerhard Niklasch war Kapitän und Rekordspie­ler beim BCA und ich habe jahrelang selbst für den FCA gespielt. Ich finde es stark, dass der FCA sich etabliert hat und mit dem Abstieg nichts zu tun haben wird.

Meine Frage haben Sie jetzt aber nicht beantworte­t …

Rosen: Wenn mir das jemand gesagt hätte, dann hätte ich mir gewünscht, dass wir Fünfter und Sechster sind, aber Achter und Neunter ist auch in Ordnung. Ich hoffe aber, dass wir nach dem Wochenende vor den Augsburger­n stehen.

Bei der 50+1-Regelung ist Ihr Klub einer von vieren, der einen Sonderstat­us hat: Dietmar Hopp hat seit 2015 die Mehrheit an den Stimmrecht­en. Wie erleben Sie den Alltag mit einem Gesellscha­fter, der im Grunde alleine sagen könnte, wie es beim Klub langgeht? Rosen: Dietmar Hopp hat nicht einmal ein Büro bei uns auf der Geschäftss­telle. Für das operative Geschäft ist die Geschäftsf­ührung zuständig. Natürlich ist Herr Hopp informiert, aber er ist nicht ins Tagesgesch­äft involviert. Er liebt diesen Klub, den Fußball und die Region. Er liebt, dass seine Träume umgesetzt werden und bereits so viele Spieler aus unserer Akademie in unserer Arena aufgelaufe­n sind.

Wie groß sind die Hoffnungen, dass Ihr Trainer Julian Nagelsmann bis Vertragsen­de 2021 bei der TSG bleibt? Rosen: Ich verstehe ja grundsätzl­ich die ständigen Fragen nach seiner Zukunft, aber Julian Nagelsmann ist mittlerwei­le bald zehn Jahre in Hoffenheim und der Trainer mit der drittlängs­ten Amtszeit in der Bundesliga. Er wird seine Karriere nicht bei der TSG Hoffenheim beenden, aber was sollen wir uns Gedanken

● Alexander Rosen wurde am 10. April 1979 in Augsburg geboren und ist in Mering (Kreis Aichach Friedberg) aufgewachs­en. Der ehemalige Junioren Nationalsp­ieler lief für den FCA sowie unter ande rem für Eintracht Frankfurt, den 1. FC Saarbrücke­n und die Stuttgarte­r Kickers auf. Rosen hat ein Studium der Sportökono­mie abgeschlos­sen, seit April 2013 ist er Direktor Profi fußball bei der TSG Hoffenheim. Er ist verheirate­t und hat zwei Söhne. machen, was in ein paar Jahren sein könnte?

Nagelsmann kommt wie Sie aus dem Verbreitun­gsgebiet unserer Zeitung: Er aus Landsberg, Sie aus Mering. Tauschen Sie sich manchmal darüber aus?

Rosen: Ja, das machen wir wirklich hin und wieder. Es ist zwar schön hier im Kraichgau, aber wir haben beide einen starken Heimatbezu­g. Wir kennen die gleichen Orte, dieselben Badeseen, sogar dieselben Discos von früher. Am Samstag sind wir mal wieder in der Heimat, darauf freue ich mich.

Interview: Florian Eisele

 ?? Foto: Daniel Maurer, dpa ?? Hoffenheim Manager Alexander Rosen ist noch immer in der Region verwurzelt. In Augsburg wurde er geboren, der FCA war sein Jugendvere­in.
Foto: Daniel Maurer, dpa Hoffenheim Manager Alexander Rosen ist noch immer in der Region verwurzelt. In Augsburg wurde er geboren, der FCA war sein Jugendvere­in.

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