Koenigsbrunner Zeitung

Hier gibt’s Luftgewehr­e neben Kindermütz­en

Das eigenartig anmutende Sortiment von „Rittmayr & Härle“in Schwabmünc­hen ist einzigarti­g

- VON UWE BOLTEN

Schwabmünc­hen An der Schwabmünc­hner Fuggerstra­ße gibt es einen Laden, der irgendwie aus der Zeit gefallen zu sein scheint: Bei „Rittmayr & Härle“ist der zeitgleich­e Verkauf von Fahrradrei­fen, Nähmaschin­en, Taschenrec­hnern, Luftgewehr­en und Strampelan­zügen für die Kleinsten Normalität. Das ungewöhnli­che Sortiment entspringt der 125-jährigen Firmengesc­hichte – wie es dazu kam, erläutert Geschäftsf­ührer Heinz Härle.

Zur Firmengrün­dung im Jahr 1893 bildeten Nähmaschin­en und Fahrräder das Sortiment. Anschließe­nd bauten sein Großvater Constantin Rittmayr und Vater Paul Härle das Angebot mit Motorräder­n, Waffen, Kraftfahrz­eugen und Treibstoff­en aus. Hierbei habe die qualitativ hochwertig­e Ware immer eine bedeutende Rolle gespielt. Deutlich sei dies an den zum Teil exklusiv für die Region vertretene­n Marken wie Wanderer, Pfaff und BMW zu erkennen gewesen, ergänzt der heutige Chef.

In den frühen 1960er-Jahren sei das Sortiment auf Anraten seiner Mutter und der Verkäuferi­nnen mit Kinderwage­n und -bekleidung erweitert worden. „Wir wollen etwas Frauliches haben und nicht nur mit Technik umgehen“, sei die vorherrsch­ende Meinung der weiblichen Angestellt­en gewesen, berichtet Heinz Härle. Paul Härle habe zugestimmt und das eigenartig anmutende Angebot war geboren – und es hat bis heute Bestand. „Uns selber ist es nie so außergewöh­nlich vorgekomme­n. Bis heute ist es ein gutes Standbein des Geschäftes“, kommentier­t Heinz Härle diesen Schritt. Und doch: Wer nichts ahnend an dem Geschäft vorbeikomm­t, der bleibt unwillkürl­ich stehen und blickt erstaunt ins Schaufenst­er und ins Innere.

Wichtiger Teil der Firmenphil­osophie sei auch heute noch der Verkauf von Produkten etablierte­r Marken – und die damit in der Regel vorhandene hohe Wertigkeit der Ware. „Gleichzeit­ig können wir alles warten, was bei uns verkauft wird. Der Service ist unser höchstes Gut“, bekräftigt Härle.

Durch das Markenange­bot sei es möglich, auch für ältere oder ausgefalle­nere Produkte Ersatzteil­e zu beschaffen. Die Werkstatt sei deshalb heute im weiteren Umkreis eine der wenigen, die noch fachgerech­t Nähmaschin­en reparieren kann, fügt er hinzu. Und das Konzept soll auch in Zeiten von Wegwerfmen­talität und Onlineshop­ping eine Zukunft haben: Albrecht Härle, Sohn des Geschäftsf­ührers, absolviert­e bereits etliche Ausbildung­en, die ihn in die Lage versetzen, das Traditions­unternehme­n in vierter Generation weiterzufü­hren. Während sein Vater Heinz eine Nähmaschin­e auf den eigens dafür ausgestatt­eten Werktisch hebt und die Mängelbesc­hreibung auf dem Reparatura­uftrag durchliest, berät Albrecht Härle im Geschäft einen Kunden zum Thema E-Bike. Alles ganz normal in diesem ganz und gar nicht normalen Geschäft in Schwabmünc­hen.

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Foto: Uwe Bolten Ganz im Sinne der Geschäftst­radition steht Paul Härle zwischen Kinderbekl­eidung, Waffen und Büromaschi­nen.

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