Achtung: Das Handy klingelt
Manchmal ist es nicht einfach, die Konzentration als Zuschauer aufrechtzuhalten. Es gibt ja so viel, was einen stören kann. Etwa die Viren und Bakterien, die sich Winter für Winter in fremden Atemwegen breitmachen und just dann ununterdrückbare Hustenattacken provozieren, wenn es vorne besonders leise und innig zugeht.
Manchmal langt auch ein nicht geöltes Scharnier, etwa im Brechthaus. Wenn es dazu genügend Zuschauer gibt, die grundsätzlich die akademische Viertelstunde zu spät kommen, kratzt das Scharnier bald direkt auf dem Trommelfell. Über das Popcorn-Geraschel soll an dieser Stelle gar nicht lamentiert werden, als Kinogänger ist man ja schon glücklich, wenn es ansonsten keine zimmerlauten Gespräche im Saal gibt – die übrigens beim Konzertpublikum der Normalfall geworden sind, weil die Zuhörer im Regelfall eben doch mehr Interesse für ihre Begleitung als für den Sänger oder die Band da vorne auf der Bühne aufbringen. Man ist ja so froh, sich einmal tatsächlich gegenüberzustehen und nicht nur über das Smartphone den Kontakt zu halten.
Ach ja, Du Handy, Du Geißel aller Konzentration. Ständig trudelt irgendetwas furchtbar wichtig Neues auf Dir ein. Wohl kein Gegenstand im Alltag wird so oft am Tag in die Hand genommen wie Du. Du polterst auch jetzt, wo Du schon längst volljährig bist, in die Vorstellungssäle hinein wie der gröbste Flegel. Klingelst Ewigkeiten lang, während alle jemand anderem zuhören wollen, bringst diejenigen, die es nicht fertig bringen, Dich wenigstens für anderthalb Stunden einmal mundtot zu machen, regelmäßig in höchste Verlegenheit: Das ist nicht meins, das ist ein Versehen, das hat es noch nie gemacht!
* * * „Intermezzo“ist unsere KulturKolumne, in der Redakteure der Kultur- und Journal-Redaktion schreiben, was ihnen die Woche über aufgefallen ist.