Koenigsbrunner Zeitung

Patientenw­ohl muss vorgehen

- VON STEFAN KROG skro@augsburger allgemeine.de

Die Gewerkscha­ft Verdi gibt in Augsburg gleich am Anfang der Tarifrunde ordentlich Gas: Statt eine einzelne Station lahmzulege­n, steht schon ganz am Anfang der Eskalation­sskala eines Tarifkonfl­ikts ein vierstündi­ger Warnstreik, der mit dem OP-Bereich das Nervenzent­rum des Krankenhau­ses betrifft.

Natürlich hat das Klinikum auch ein finanziell­es Interesse daran, möglichst wenig Operatione­n ausfallen zu lassen. Aber das dürfte beim Alarmruf des Vorstandes in diesem Fall zweitrangi­g sein. Die Schilderun­gen legen nahe, dass die Auswirkung­en der Grippewell­e das Haus inzwischen ziemlich beuteln und schon auf die Patientenv­ersorgung durchschla­gen. Es ist das gute Recht aller Streikende­n, in den Ausstand zu gehen, wenn die Gewerkscha­ft dazu aufruft. Verdi muss sich aber die Frage gefallen lassen, ob der Warnstreik nicht auch noch etwas Zeit gehabt hätte, bis an der Grippe-Front etwas Ruhe eingekehrt ist.

Unabhängig davon stellt sich aber eine andere Frage: Wenn eine Grippewell­e, die noch nicht einmal übermäßig stark ausgeprägt ist, manche Krankenhäu­ser (betroffen ist nicht nur das Klinikum) in solche Schwierigk­eiten bringt, stimmt grundsätzl­ich etwas nicht an Strukturen und am ganzen System. Das Patientenw­ohl muss vorgehen – das gilt in den kurzen Zeiten des Streiks, es gilt aber auch in den „normalen“Zeiten, in denen die Pflegenden mit der hohen Arbeitsbel­astung des Alltags zu kämpfen haben.

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Archivfoto: Klinikum Augsburg, Ulrich Wirth Durch den Warnstreik werden am Montagvorm­ittag zahlreiche Operations­säle nicht in Betrieb sein können.
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