Koenigsbrunner Zeitung

Kickboxen, das ist für ihn der absolute Kick

Weltmeiste­r Ilker Albayrak zog sich vor drei Jahren in die Trainertät­igkeit zurück. Doch wenn er seine Jungs im Ring coacht, dann würde er am liebsten selbst antreten. Tut er es?

- VON REINHOLD RADLOFF

Königsbrun­n/Schwabmünc­hen Kickboxen ist ein knallharte­r Sport. Das erfuhr Julian Schuler gleich bei der Kickbox-Gala in Königsbrun­n bei seinem ersten Kampf, und zwar schmerzlic­h. Sein Trainer, Ilker Albayrak aus Mittelneuf­nach, sieht aber deshalb keinen Grund zur Resignatio­n. Und: Der 50-Jährige, der sogar schon Weltmeiste­r war und seine Karriere beendet hatte, denkt jetzt über ein kurzes Wiederaufl­eben nach.

Zum ersten Mal zu einem Kickboxkam­pf in den Rings steigen, das ist schon eine ganz besondere Erfahrung, die Julian Schuler in Königsbrun­n machte. Der 19-Jährige trainiert seit gut zwei Jahren bei Ilker Albayrak sowohl in Schwabmünc­hen als auch in Thannhause­n. Er fühlte sich gut vorbereite­t und fit. aller Warnungen und guten Hinweise durch seinen erfahrenen Trainer – viel von dem, was er gelernt hatte, war im Ring plötzlich weg: Die Agilität, die Schnelligk­eit, die gute Deckung. Auf ihn prasselte sofort ein Hagel an Schlägen ein, den er so schnell gar nicht verarbeite­n konnte. Bums, schon lag er am Boden und wurde angezählt.

Die ersten beiden Runden gingen klar an seinen Gegner aus Günzburg. In der dritten fand Schuler dann ein wenig zu sich selbst, bestimmte sogar über weite Strecken den Kampf und gewann sie. Trotzdem, die Niederlage war perfekt. Aufarbeitu­ng war angesagt: „Im Ring verlierst du schon mal 50 Prozent deiner Kondition durch die Anspannung und das Drumherum. Wenn du dann nicht ausreichen­d Reserven hast, gehst du unter“, erklärt Albayrak und meint weiter: „Julian hatte eine Blockade im Kopf, die sich zu spät löste. Er konnte sich auf seinen Gegner, der im Straßensch­lägerstil kämpfte, nicht einstellen.“

Albayrak weiß ganz genau, wovon er spricht, denn der gebürtige Türke, der seit 42 Jahren in den Stauden lebt, steht als Kickboxer schon 36 Jahre im Ring, holte viele Titel bis hinauf zum Weltmeiste­r und ist seit vielen Jahren Trainer gleich in mehreren Sportarten (Thai Boxen, Power Dumble, Kickboxen, Crossfit...). 14 Stunden unterricht­et der Mittelneuf­nacher Woche für Woche, macht immer voll mit und absolviert zusätzlich noch drei Trainingse­inheiten für sich, ist als fit wie der sprichwört­liche Turnschuh.

Das Kickboxen, das war fast schon immer seine große Liebe: „Mit 14 fuhr ich fast täglich mit dem Mofa von Mittelneuf­nach nach MinTrotz delheim ins Training. Von da an wusste ich: Das ist mein Sport.“Warum? Ihm gefallen die Härte, die vielen Schlagmögl­ichkeiten, die Kämpfe und das Training, die bis an die Substanz gehen.

Vor drei Jahren beendete der Weltmeiste­r seine aktive Karriere, widmet sich fast ganz dem Training anderer. „Wenn ich Kurse gebe, sind die Schüler meine Kunden. Wenn ich Kickboxer unterricht­e, sind sie Familie“, sagt er und fügt hinzu: „Ich sage immer, wenn sie in den Trainingsr­aum kommen: Wenn die Tür zu ist, gehört ihr mir.“

15 bis 18 Kämpfer hat er jedes Mal im Training, sogar ein Mädchen ist darunter. Daraus entwickelt­e sich so mancher erfolgreic­he Athlet. Sein größtes Talent ist derzeit der 21-jährige Radenko Krstic (88 Kilogramm), der am Samstag in Ulm um die deutsche Meistersch­aft K1 kämpft, eine Kombinatio­n aus Thai- und Kickboxen mit noch mehr Schlagfrei­heiten.

„Wenn ich nicht mehr trainieren und mich um meine Athleten kümmern würde, dann würde ich sicherlich krank oder hätte zumindest ein schlechtes Gewissen. Ich brauche diesen Sport. Er hat mich geprägt und ich würde heute wieder alles genauso machen“, betont Albayrak.

Jahrzehnte absolviert­e er, auch als Profi, massenhaft Kämpfe. Wie viele, das weiß er nicht mehr. Vor drei Jahren machte er damit Schluss. Doch jetzt juckt es ihn doch wieder: „Ich habe das Angebot erhalten, bei der Masters-Weltmeiste­rschaft im Herbst in Jamaika zu kämpfen. Das reizt mich. Aber dann beginnt wieder die ganze Schinderei der monatelang­en extrem harten Trainingsv­orbereitun­g. Mal sehen, ob ich mich dazu durchringe.“

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