„Ein Vorbild bin ich da nicht“
Der deutsche Fernseh-Liebling kommt mit einer Umwelt-Doku ins Kino – und erzählt über seine Sehnsuchtsorte und sein Verhältnis zur Natur
Sie sind ein leidenschaftlicher Winzer. Trotzdem erwecken Sie nicht den Eindruck, ein echter Naturbursche zu sein.
Günther Jauch: Sie meinen, weil Sie mich selten beim Wandern erwischt haben? (schmunzelt) Es stimmt schon, ich würde mich auch nie als Naturburschen bezeichnen. Aber ich kann mit der Natur schon etwas anfangen. Filme wie „Unsere Erde 2“habe ich schon früher immer gern gesehen. Es ging los mit Grzimek und Heinz Sielmann und seinen „Expeditionen ins Tierreich“. Das war für die damalige Zeit technisch schon gut gemacht. Aber es kommt natürlich nicht ansatzweise an das heran, was heute möglich ist.
Wie hat man Sie ins Boot von „Unsere Erde 2“geholt?
Jauch: Ich habe schon „Unsere Erde 1“vor zehn Jahren gesehen und fand den Film absolut faszinierend. Mir hat auch imponiert, dass man nicht à la „Fack ju Göhte!“alle ein, zwei Jahre eine Fortsetzung hinterhergeschoben hat. Es hat zwölf Jahre gedauert, den Nachfolger zu drehen. Ich habe mir dieses aktuelle Werk angesehen und war auf Neudeutsch geflasht von dem, was sich da in 90 Minuten abspielt. Gleich am Anfang, wenn diese Meerechsen von den Schlangen verfolgt werden! Da können Sie mir jede James-BondVerfolgungsjagd schenken. Ich weiß, dass Super-Drohnen zum Einsatz kamen. Aber ich frage mich trotzdem bis heute, wie man so etwas drehen kann. Als ich dann noch hörte, dass der Sprecher der USVersion tatsächlich Robert Redford ist, war die Sache klar. Den deutschen Robert Redford geben – das ist mal eine Herausforderung.
Kennen Sie einige der Drehorte aus persönlicher Erfahrung?
Jauch: Ich fürchte, ich war noch an keinem dieser Orte. Vor zwei Jahren reiste ich allerdings mal nach Botswana, genauer ins Okavangodelta. Dort gibt es zum Beispiel Löwen, die ihre Beute im Wasser schwimmend jagen. Das hatte ich noch nie gesehen, weil Löwen allgemein als wasserscheu gelten. Auch beim Film steht für mich das Staunen im Vordergrund. Viele Bilder gehen einem nicht mehr aus dem Kopf. Wir sehen ja normalerweise nicht, wie ein Regentropfen auf eine Biene fällt und die dann völlig ins Taumeln gerät. Erst diese Supertechnik zeigt uns, wie solche Dinge in der Natur ablaufen. Von einem Kolibri würden wir sonst wohl kaum etwas zu sehen be- kommen. Bei diesem Film ist man als Zuschauer sozusagen Bestandteil der Natur. Früher kamen in solchen Dokus immer noch Menschen vor, die einem irgendetwas erklärt haben. Dass das in diesem Fall nicht so ist, macht für mich einen Teil der Qualität aus.
Wo findet man Ihre Sehnsuchtsorte: Am Meer, im Gebirge, in der Wüste? Jauch: Es ist unterschiedlich. Ich muss auch sagen, dass ich in meinem Leben wenig von der Welt gesehen habe. Zumindest im Vergleich zu anderen Leuten. Botswana war als Urlaubsreise für mich eine extreme Ausnahme. Mich faszinieren eher die Dinge vor der Haustür, zum Beispiel die Landschaft Brandenburgs oder das Oderbruch. In Brandenburg gibt es auch diesen Buchenwald in Grumsin. Den finde ich herrlich. Oder die Nordsee, Dünenlandschaften, das wilde Meer lieber als das Wattenmeer.
Ich war auch wochenlang in Masuren. Die Natur im Zusammenspiel mit den Spuren der Geschichte, die man dort findet, macht diese Gegend für mich auch zu einem Sehnsuchtsort. Reizen würde mich noch die Antarktis. Viele weit gereiste Menschen haben mir gesagt, das sei etwas ganz Besonderes. Ein Kreuzfahrtkapitän meinte, an diesem Ort sei er Gott am nächsten gewesen. Hier hätte er verstanden, was sich der Schöpfer bei der Erschaffung der Welt gedacht hätte. Seine Karriere
Gibt es Orte, die Sie an eine göttliche Ordnung glauben lassen?
Jauch: Das weiß ich gar nicht. Es sind so kleine Momente. Wenn Sie zum Beispiel auf Sylt sind, einer Insel, die man für überlaufen bis zum geht nicht mehr hält, können Sie auf große, zusammenhängende Heidelandschaften stoßen. Die gibt es in Europa fast gar nicht mehr. Wenn Sie die richtigen Wege kennen, begegnen ihnen auch kaum Menschen. Solche Augenblicke sind schon großartig. Wenn man in Botswana auf einem kleinen Hügel steht, kann man hunderte von Kilometern in die Savanne blicken und ganz hinten geht die Sonne unter. Ich habe Giraffen