Koenigsbrunner Zeitung

Immer den anderen nach

Natur Einige Tiere leben in Gruppen. In einer großen Herde etwa oder in einem Schwarm. Forscher versuchen herauszufi­nden, wie solche Schwärme genau funktionie­ren

- VON STEFANIE PAUL

Heuschreck­en tun es. Genauso wie Antilopen und Vögel. Und Insekten und Fische machen es natürlich auch! Zum Beispiel die Stichlinge im Gartenteic­h oder die Heringe im Meer. Sie alle leben in einem Schwarm, das heißt, in einer Gruppe. Je nach Tierart spricht man auch von einer Herde oder einem Rudel. Doch was macht einen Schwarm oder eine Herde eigentlich aus? Die Anzahl der Tiere vielleicht? Oder gibt es einen Chef, der das Sagen hat?

„Ein Schwarm zeichnet sich durch soziale Interaktio­n aus. Also durch die Art und Weise, wie sich die Tiere untereinan­der verhalten“, sagt Jens Krause. Er arbeitet in der Stadt Berlin und erforscht seit vielen Jahren, wie sich Fische im Schwarm verhalten.

Der Forscher erklärt: In einem Schwarm gibt es drei wichtige Grundregel­n. Erstens zieht es die Tiere zueinander hin. Sie bilden also ganz automatisc­h eine Gruppe. Gleichzeit­ig stoßen sich die Tiere aber auch gegenseiti­g ab. „Das bedeutet, sie halten immer einen bestimmten Abstand zueinander und berühren sich nicht“, sagt der Fachmann. Drittens kommt hinzu: Die Tiere bewegen sich in einem Schwarm häufig in eine ähnliche Richtung. Es passiert aber auch, dass ein Schwarm plötzlich die Richtung ändert. Wie das funktionie­rt, wollten Jens Krause und seine Kollegen herausfind­en. Gibt zum Beispiel einer der Fische ein Kommando und die anderen folgen dann? „Viele Dinge findet man heraus, indem man sehr lange beobachtet“, erklärt der Experte. Oft nutzen die Forscher auch spezielle Computer-Programme – oder Roboter. In einem Experiment setzten Jens Krause und seine Kollegen zum Beispiel kleine Roboterfis­che in einem Schwarm mit Stichlinge­n aus. Dann beobachtet­en sie, wie die anderen Fische reagierten. Änderte nur einer der Roboterfis­che die Richtung, interessie­rte das die anderen nicht.

Taten es aber mehrere, folgten ihnen die anderen. „Es müssen meistens mehrere Tiere ihr Verhalten ändern. Dann folgt auch der Rest des Schwarms“, erklärt Forscher Jens Krause.

Warum reicht es aber nicht, wenn ein Fisch in eine andere Richtung schwimmt? Ganz einfach: Der Fisch könnte ja einen Fehler gemacht haben, blind sein oder krank. Ihm zu folgen, ist den anderen Tieren schlichtwe­g zu unsicher. „Dass aber mehrere Tiere gleichzeit­ig einen Fehler machen, ist dagegen ziemlich unwahrsche­inlich“, meint der Forscher. Und deshalb folgt der Schwarm ihnen dann.

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Fotos: dpa In Schwärmen bewegen sich viele Tiere gleichzeit­ig – wie zum Beispiel die Vögel auf dem linken Bild und die Fische auf dem rechten. Wie die Lebewesen das machen, dafür interessie­ren sich Forscher. Einer von ihnen erzählt dir nun mehr über seine Arbeit.
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Jens Krause
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