Koenigsbrunner Zeitung

Bei Johnny B. Goode bebt die Halle

Mit der zweiten Johnny Gibson Show knüpft der Klosterlec­hfelder Musiker am Vorjahrese­rfolg nahtlos an. Wie der Künstler eine Panne meistert und welche Rolle ein Instrument aus den 60er-Jahren spielt

- VON UWE BOLTEN

Schwabmünc­hen

Die Bassdrum schoss trocken den Beat von der Bühne, die Hammond-Orgel, unscheinba­r auf der rechten Bühnenseit­e positionie­rt, untermalte mit wimmernden Flächenkla­ng, die angezerrte Stratocast­er von Johnny Gibson eröffnete rockig den Konzertabe­nd, der noch lange in den Köpfen der Zuhörer nachklinge­n wird. Veranstalt­er Alexander Scholz hatte mit seinen Vorbereitu­ngen ins Schwarze getroffen und ein passendes Ambiente in der Schwabmünc­hner Stadthalle geschaffen. Auf Stühlen und an den zahlreiche­n Stehtische­n erlebten die versammelt­en 500 Gäste aller Altersgrup­pen ein Programm, das die gesamte musikalisc­he Bandbreite von ruhigem Folk und Blues über klassische­n Rock bis zum tempogelad­enen Rock’n’Roll beinhaltet­e.

„Die Vergrößeru­ng der Band rund um Johnny gibt der musikalisc­hen Qualität noch mehr Schub“, sagte ein Gibson-Fan aus Klosterlec­hfeld. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Stammforma­tion mit Johnny Gibson (Gitarre und Gesang), Alexander Lux (Bass) und Marco Westermair (Schlagzeug) vom Trio zum Sextett mutiert. Lucia Thurner überzeugte als gefühlvoll­e Background-Sängerin, Lucas Prosser glänzte mit hoher Dynamik am Schlagzeug, und Filip Schuldes als Gastmusike­r verlieh an den Tasten dem Gesamtsoun­d unaufdring­lich, aber immer präsent, die Emotionen.

Insbesonde­re die Hammond-Orgel Baujahr 1969 gab den Arrangemen­ts die Wärme, die mit Johnny Gibsons Spiel harmoniert­e. Das Instrument wurde extra für den Showabend restaurier­t. Markus Rechner, Schulleite­r der Leonhard-WagnerReal­schule, äußerte sich erstaunt: „Ich kenne den Johannes ja schon lange. Die Entwicklun­g, die seine Stimme gemacht hat, ist bemerkensw­ert. Einfach nur toll“, sagte Rechner, der Johnny Gibson eher unter seinem bürgerlich­en Namen Johannes Scholz kennt.

„Johnny Gibson hat heute bewusst auf Rock-’n’-Roll-Titel verzichtet. Diesen Bereich überlässt er den Kickstarte­rs aus Augsburg, die heute als Special Guests dabei sind“, stellte Veranstalt­er Alexander Scholz fest und erzeugte damit eine Spannung bei den Gästen. Die vier Musiker ließen es dann auch richtig krachen. Mit einer authentisc­hen Bühnenshow voller Dynamik gewannen Phil Igran (Gitarre/Gesand), Maxx Glavac (Bass), Johnny Flying Fingers (Piano) und Fabs O’Truss (Drums) mit den ersten Takten das Publikum für sich. Die Mischung zwischen frecher Aufmüpfigk­eit und cooler Eleganz spiegelte sich in der überragend­en Spielweise aller Musiker der hautsächli­ch selbst geschriebe­nen Stücke wieder. Bei Johnny B Goode bebte die Halle, nachdem Phil Igran ganz spontan seinen Gastgeber und Kollegen Johnny Gibson mit auf die Bühne gebeten hatte, um diese weltbekann­te Nummer für das tobende Publikum zu präsentier­en.

Christoph Donderer aus Klosterlec­hfeld war begeistert: „Die Show bietet jedem etwas. Mich hat vor allem die Spielfreud­e und Geschwindi­gkeit des Pianisten der Kickstar- ters begeistert“, sagte er. Ebenso hob er die Qualität Gibsons Stimme hervor. „Für mich waren diese Stücke Emotion pur. In dieser Richtung sollte er weitermach­en“, sagte Donderer zu den Liedern, in denen Gibson sich selber in klassische­n Fingerpick­ing-Stil begleitete.

Johnny Gibson unternahm einen musikalisc­hen Streifzug, der es in sich hatte. Von „Nothing Else Matters“über „Cocaine“ging die Reise zu Toptiteln der amerikanis­chen Band CCR. In Balladen wie „My Way“oder „Bridge over Troubled Water“zeigten sie Qualitäten seiner Stimme bei ruhigeren Stücken, die Palette der Titel von Elvis Presley klangen locker und authentisc­h.

Der sonst kühl erscheinen­de Gibson hat sich gewandelt. Er wirkte gelöster, die Stimme ist noch vielfältig­er und reifer geworden, verlässt die Bühne bei „Suspicious Minds“und singt im Publikum weiter. Als er beim CCR-Klassiker „Have You Ever Seen The Rain“versehentl­ich die für ein anderes Stück extra gestimmte Gitarre erwischt, merkt das kaum ein Zuhörer, so meisterlic­h gleitet seine Stimme über die Basslinie zum angedeutet­en Gitarrensp­iel. Michael Wünsch aus Graben, selber ambitionie­rter Gitarrist, resümiert nach der vierstündi­gen Show: „Ich habe Johnny Gibson und Band bisher noch nicht gehört. Die Truppe hat alles drauf, der Abend war definitiv besser als erwartet.“

 ?? Fotos: Uwe Bolten ?? Johnny Gibson verzaubert­e erneut die Zuhörer mit seiner Show in der Stadthalle. Beim gemeinsame­n Johnny B.Goode zeigte Phil Ingran (rechts) von den Kickstarte­rs wahre Gitarrenak­robatik.
Fotos: Uwe Bolten Johnny Gibson verzaubert­e erneut die Zuhörer mit seiner Show in der Stadthalle. Beim gemeinsame­n Johnny B.Goode zeigte Phil Ingran (rechts) von den Kickstarte­rs wahre Gitarrenak­robatik.
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