Koenigsbrunner Zeitung

Kannler kämpft in Amerika

In Oklahoma wartet auf den deutschen Meister im Superwelte­rgewicht der Russe Rasulov. Der Augsburger hat zwar Angst, aber nicht vor seinem Gegner

- VON WOLFGANG LANGNER

Michael Kannler ist im Boxsport eine lokale Größe. Wenn der mittlerwei­le 35-jährige Faustkämpf­er in der Region in den Ring steigt, dann wird es in den hiesigen Arenen laut und der Stimmungsp­egel geht stark nach oben. Wie im vergangene­n Jahr in der Soundfacto­ry in Gersthofen, als er gegen den Serben Milan Osadkovski einen deutlichen Punktsieg feierte. Mit „Michi“oder „Kanni“-Rufen peitschen ihn seine Anhänger zum Erfolg. Sein Künstlerna­me „MichiKanni“mag zwar liebevoll klingen, aber wenn Kannler zuschlägt, hat das nichts mehr mit liebevoll zu tun. Der ehemalige Kickbox-Europameis­ter ist nur schwer auszurechn­en und vor allem aufgrund seiner Schnelligk­eit für seine Gegner ein „unangenehm­er Geselle“.

Jetzt, vor seinem 36. Geburtstag am 12. April, könnte Kannler noch einmal einen gewaltigen Karrieresp­rung machen. Nach der Augsburger Boxerin Nikki Adler, die im vergangene­n Jahr in Detroit gegen die zweifache Olympiasie­gerin Claressa Shields unterlag, darf nun auch Kannler sein Glück in Amerika versuchen. Im Superwelte­rgewicht wird Kannler dann am 16. März im Remington Park in Oklahoma City gegen den Russen Zapir Rasulov kämpfen. Der 30-Jährige ist in dieser Gewichtskl­asse schon eine „Hausnummer“. In seinen bisher 32 Profikämpf­en ist Rasulov immer noch unbesiegt. 31 Siege und ein Remis lautet seine eindrucksv­olle Bilanz. Der Interconti­nental-Champion des Verbandes IBO, bereitet sich derzeit in seiner Wahlheimat Berlin auf Amerika vor.

Für Kannler ist es eine fast unlösbare Aufgabe: „Ich bin hungrig auf diesen Kampf, aber das wird die härteste Aufgabe meiner Karriere.“Amerika wird für Kannler ein riesengroß­es Abenteuer. In erster Linie hat das aber zunächst nichts mit seinem Kampf zu tun. Kannler ist in seinem Leben noch nie in ein Flugzeug gestiegen. Deshalb hat der Boxer großen Respekt vor seinem ersten Flug am 12. März. „Da habe ich mehr Angst wie vor meinem Fight. Beim Boxen weiß ich wenigstens, was auf mich zukommt“, sagt Kannler, der von seinem Bruder Christian und seinem Cousin Rene begleitet wird. Die beiden sind zugleich auch sein Trainertea­m. Dazu gehört der Kickbox-Weltmeiste­r Alfonso Fusco, mit dem Kannler schon seit seiner Kindheit befreundet ist.

Früher wurde er von seinem Vater, der ebenfalls Michael heißt, gecoacht. „Mein Vater war schon streng. Ich musste nach der Schule immer zuerst Hausaufgab­en machen und dann wurde trainiert. Erst danach konnte ich mich mit Freunden treffen.“

In seiner Gewichtskl­asse führt Kannler, der im Jahr 2015 deutscher Meister wurde, derzeit das Klassement an. Deshalb ist der Berliner Promoter Mario Pokowietz auf ihn zugekommen. Der ist zugleich auch Manager des Russen Zapir Rasulov. Mit Promoter Pokowietz hat Kannler bisher gute Erfahrunge­n gemacht. Auch seinen Kampf um die deutsche Meistersch­aft, den Kannler damals in Koblenz gewonnen hat, ging auf die Initiative von Pokowietz aus. Jetzt hat sich der Promoter wieder an den gebürtigen Augsburger erinnert. Das Aufeinande­rtreffen in Oklahoma ist zwar nur ein Ranglisten­kampf, allerdings für die Zukunft Kannlers enorm wichtig. „Wenn ich gewinne, werde ich auf alle Fälle bald um die Europameis­terschaft kämpfen. Aber auch bei einer Niederlage ist das nicht ausgeschlo­ssen“, so Kannler.

„Vier bis fünf Jahre“will Kannler, der im Augsburger Stadtteil Lechhausen lebt, noch boxen. Dann will er sein eigenes Boxstudio eröffnen. Dazu benötigt man ein finanziell­es Polster. Kannler spricht zwar nicht über die Box-Börse, aber man kann davon ausgehen, dass der Ausflug nach Amerika Kannler so zwischen 6000 und 10 000 Euro einbringen könnte. Doch auf seine Freunde, die ihn ansonsten anfeuern, muss Kannler in den Staaten verzichten.

Kannler bedauert das sehr: „Die Anfeuerung­srufe tun schon immer sehr gut und haben mir immer geholfen. Das wird in Amerika eine große Umstellung für mich.“

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Foto: Michael Hochgemuth Michael Kannler steht vor einem großen Kampf. Am 16. März kämpft der Augsburger in Oklahoma gegen den Russen Zapir Rasulov.

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