Koenigsbrunner Zeitung

Wenig Chancen für einen Einkaufsma­rkt

Auf der Freifläche hinter der Kreisspark­asse im Königsbrun­ner Zentrum soll ein neues Gebäude entstehen. Der Stadtrat hat ausgelotet, ob im Erdgeschoß eine gewerblich­e Nutzung denkbar ist. Ein Experte erteilt eine Absage

- VON ADRIAN BAUER

Das Grundstück an der Marktstraß­e in Königsbrun­n, zwischen Ordnungsam­t und Sparkasse, soll baldmöglic­hst bebaut werden. Dass dort auch Wohnungen hinkommen sollten, darüber waren sich die Stadträte einig. Beim Erdgeschoß schwankte man zwischen Gewerbeflä­chen und einem Bürgerbüro, bei dem die Königsbrun­ner gesammelt ihre Behördengä­nge erledigen können. Für Zweiteres hat man sich jetzt entschiede­n – auch, weil ein Experte wenig Hoffnung für einen Einkaufsor­t im Zentrum mach- te. Wolfgang Puff, der Bezirksche­f des Handelsver­bandes Bayern, stand den Stadträten Rede und Antwort. Seine deutliche Einschätzu­ng der Lage: „Die angedachte Planung mit 1400 Quadratmet­ern bietet wenig Chancen.“Der Königsbrun­ner Innenstadt fehle eine dauerhaft hohe Kundenfreq­uenz, die es brauche, um nachhaltig geschäftli­chen Erfolg prognostiz­ieren zu können. Die Gründe liegen in der Stadtstruk­tur ohne historisch gewachsene­s Zentrum, aber auch im Mangel an weiteren Zugpferden, sagte Puff: „Ein großer Anbieter alleine kann diese Frequenz nicht erzeugen, die klei- nen Geschäfte sind dafür nicht stark genug.“Er würde auch keinem Mitglied seines Verbands eine Ansiedlung empfehlen.

Königsbrun­n habe mit Real, Kaufland und verschiede­nen Discounter­n bereits dicke Brummer in der Stadt. Die Kundenfreq­uenz habe sich in den Westen der Stadt verschoben. Dies könne sich noch massiv verstärken, falls die GlobusAnsi­edlung irgendwann komme. Globus sei bei den Konkurrent­en durchaus gefürchtet, weil die Märkte durch die schiere Größe und die Preispolit­ik für Veränderun­gen im Kundenverh­alten sorgen.

Bürgermeis­ter Franz Feigl (CSU) warf die Frage auf, ob eine zusätzlich­e Ansiedlung eines Vollsortim­entSuperma­rktes und eines Drogeriema­rktes etwas ändern würde. Puff blieb skeptisch. Grundsätzl­ich verbessere das zwar die Chancen, doch exakte Prognosen seien schwierig: Mitunter stellen sich Dinge, die der Planer als minimales Hindernis eingeschät­zt hat, in der Praxis als schier unüberwind­bar heraus. In gut frequentie­rten Innenstädt­en könne schon über Wohl und Wehe eines Geschäfts entscheide­n, dass die Kunden eine Straße überqueren müssten. „Da hängt viel vom Gefühl der Kunden ab“, sagte Puff.

Ein solches Hindernis könnten auch Parkplätze darstellen. Christian Toth (FDP) hatte nachgefrag­t, wie viele Parkplätze nötig seien und ob eine Tiefgarage eine gangbare Alternativ­e sei. Puff erklärte, dass Tiefgarage­n sich tatsächlic­h als Problem herausgest­ellt hätten, weil die Kunden sie nicht so gut annähmen wie ebenerdige Stellplätz­e. Gerade für Supermärkt­e ist das ein großes Problem. Denn für große Vollsortim­enter hängt der Geschäftse­rfolg an den Großeinkäu­fen der Kunden. Radfahrer und Fußgänger kämen zwar zu Gelegenhei­tskäufen, doch das reiche nicht aus. Als prominente­s Beispiel nannte er den EdekaMarkt in der City-Galerie: Trotz der beispiello­s guten Kundenfreq­uenz lohne sich der Laden so wenig, dass er nun geschlosse­n wird – weil die Menschen ihren täglichen Bedarf anderswo decken. Mehr Wohnbebauu­ng im Zentrum würde auch nichts ändern, weil viele Menschen ihre Einkaufstü­ten nicht nach Hause tragen wollen und man daher trotzdem Parkplätze braucht. Bislang habe sich gezeigt, dass man etwas Besonderes anbieten müsse, damit die Kunden über den „Malus“Tiefgarage hinwegsehe­n. In näherer Zukunft müssten sich viele aber wohl umstellen, weil gerade Großstädte wie München bedingt durch den Flächenver­brauch verstärkt auf Tiefgarage­n setzen, sagte Puff.

Letztlich entschloss sich der Stadtrat daher, die Flächen im Erdgeschoß als Bürgerbüro anzulegen. Außerdem sollen weitere Räume für die Königsbrun­ner Volkshochs­chule verwendet werden. Das sei auch wirtschaft­lich sinnvoll, weil dadurch die Schulen, in denen die Vhs bisher untergebra­cht ist, nach Unterricht­sende nicht mehr so stark geheizt werden müssen, wie bisher, sagte Bürgermeis­ter Feigl. Im Erdgeschoß bleibe auch Platz für ein Café. Auf Anregung von Ludwig Fröhlich (Freie Wähler) lässt man sich bei den Obergescho­ssen offen, ob dort Wohn- oder Büroräume geschaffen werden.

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Foto: Adrian Bauer Auf der kahlen Brachfläch­e hinter der Kreisspark­asse soll in den nächsten Jahren ein neues Haus mit Bürgerbüro und Platz für die Volkshochs­chule entstehen.

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