Wenig Chancen für einen Einkaufsmarkt
Auf der Freifläche hinter der Kreissparkasse im Königsbrunner Zentrum soll ein neues Gebäude entstehen. Der Stadtrat hat ausgelotet, ob im Erdgeschoß eine gewerbliche Nutzung denkbar ist. Ein Experte erteilt eine Absage
Das Grundstück an der Marktstraße in Königsbrunn, zwischen Ordnungsamt und Sparkasse, soll baldmöglichst bebaut werden. Dass dort auch Wohnungen hinkommen sollten, darüber waren sich die Stadträte einig. Beim Erdgeschoß schwankte man zwischen Gewerbeflächen und einem Bürgerbüro, bei dem die Königsbrunner gesammelt ihre Behördengänge erledigen können. Für Zweiteres hat man sich jetzt entschieden – auch, weil ein Experte wenig Hoffnung für einen Einkaufsort im Zentrum mach- te. Wolfgang Puff, der Bezirkschef des Handelsverbandes Bayern, stand den Stadträten Rede und Antwort. Seine deutliche Einschätzung der Lage: „Die angedachte Planung mit 1400 Quadratmetern bietet wenig Chancen.“Der Königsbrunner Innenstadt fehle eine dauerhaft hohe Kundenfrequenz, die es brauche, um nachhaltig geschäftlichen Erfolg prognostizieren zu können. Die Gründe liegen in der Stadtstruktur ohne historisch gewachsenes Zentrum, aber auch im Mangel an weiteren Zugpferden, sagte Puff: „Ein großer Anbieter alleine kann diese Frequenz nicht erzeugen, die klei- nen Geschäfte sind dafür nicht stark genug.“Er würde auch keinem Mitglied seines Verbands eine Ansiedlung empfehlen.
Königsbrunn habe mit Real, Kaufland und verschiedenen Discountern bereits dicke Brummer in der Stadt. Die Kundenfrequenz habe sich in den Westen der Stadt verschoben. Dies könne sich noch massiv verstärken, falls die GlobusAnsiedlung irgendwann komme. Globus sei bei den Konkurrenten durchaus gefürchtet, weil die Märkte durch die schiere Größe und die Preispolitik für Veränderungen im Kundenverhalten sorgen.
Bürgermeister Franz Feigl (CSU) warf die Frage auf, ob eine zusätzliche Ansiedlung eines VollsortimentSupermarktes und eines Drogeriemarktes etwas ändern würde. Puff blieb skeptisch. Grundsätzlich verbessere das zwar die Chancen, doch exakte Prognosen seien schwierig: Mitunter stellen sich Dinge, die der Planer als minimales Hindernis eingeschätzt hat, in der Praxis als schier unüberwindbar heraus. In gut frequentierten Innenstädten könne schon über Wohl und Wehe eines Geschäfts entscheiden, dass die Kunden eine Straße überqueren müssten. „Da hängt viel vom Gefühl der Kunden ab“, sagte Puff.
Ein solches Hindernis könnten auch Parkplätze darstellen. Christian Toth (FDP) hatte nachgefragt, wie viele Parkplätze nötig seien und ob eine Tiefgarage eine gangbare Alternative sei. Puff erklärte, dass Tiefgaragen sich tatsächlich als Problem herausgestellt hätten, weil die Kunden sie nicht so gut annähmen wie ebenerdige Stellplätze. Gerade für Supermärkte ist das ein großes Problem. Denn für große Vollsortimenter hängt der Geschäftserfolg an den Großeinkäufen der Kunden. Radfahrer und Fußgänger kämen zwar zu Gelegenheitskäufen, doch das reiche nicht aus. Als prominentes Beispiel nannte er den EdekaMarkt in der City-Galerie: Trotz der beispiellos guten Kundenfrequenz lohne sich der Laden so wenig, dass er nun geschlossen wird – weil die Menschen ihren täglichen Bedarf anderswo decken. Mehr Wohnbebauung im Zentrum würde auch nichts ändern, weil viele Menschen ihre Einkaufstüten nicht nach Hause tragen wollen und man daher trotzdem Parkplätze braucht. Bislang habe sich gezeigt, dass man etwas Besonderes anbieten müsse, damit die Kunden über den „Malus“Tiefgarage hinwegsehen. In näherer Zukunft müssten sich viele aber wohl umstellen, weil gerade Großstädte wie München bedingt durch den Flächenverbrauch verstärkt auf Tiefgaragen setzen, sagte Puff.
Letztlich entschloss sich der Stadtrat daher, die Flächen im Erdgeschoß als Bürgerbüro anzulegen. Außerdem sollen weitere Räume für die Königsbrunner Volkshochschule verwendet werden. Das sei auch wirtschaftlich sinnvoll, weil dadurch die Schulen, in denen die Vhs bisher untergebracht ist, nach Unterrichtsende nicht mehr so stark geheizt werden müssen, wie bisher, sagte Bürgermeister Feigl. Im Erdgeschoß bleibe auch Platz für ein Café. Auf Anregung von Ludwig Fröhlich (Freie Wähler) lässt man sich bei den Obergeschossen offen, ob dort Wohn- oder Büroräume geschaffen werden.