Koenigsbrunner Zeitung

„Eisharte“Elefanten in Scherstett­en

Biker Kult Bekommt das bekannte Motorradtr­effen im Bayerische­n Wald bald Konkurrenz in den Stauden?

- VON MARCUS ANGELE

Schnee bedeckt noch die Staudengem­einde, die Sonne scheint bei herrlich klarem Himmel und der Wind bläst kalt auf der Anhöhe „Am Klafferber­g“über Scherstett­en. Doch es hallen auch blubbernde Motorenger­äusche vom Berg: Es ist ein Wintertag wie gemalt für das Mini-Motorradtr­effen der eiskalten Zweiradfre­unde aus der Schwabmünc­hner Umgebung und ihrem Scherstett­er RoadKäpt´n Karl „Karre“Markgraf.

„Nein“, lacht Karl Markgraf, „wir sind mit Sicherheit keine Konkurrenz für das Elefantent­reffen in Thurmansba­ng. Das hat eine jahrzehnte­lange Tradition und unter uns Bikern einen Kultstatus – und so soll es auch bleiben.“Karre fährt seit 35 Jahren zu diesem weltweit einzigen Winter-Motorradtr­eff. Seit drei Jahren ist er mit 73 Jahren der älteste männliche Teilnehmer am Elefantent­reffen. Anfangs stieg das noch in Stuttgart, am Nürburgrin­g und Salzburgri­ng. 1989 fand das Treffen schließlic­h sein heutiges Zuhause im Bayerische­n Wald.

Jährlich kommen durchschni­tt- lich 5000 Motorradfa­hrer aus der ganzen Welt im Hexenkesse­l in Loh zusammen. Schnee, Dreck und zweistelli­ge Minustempe­raturen sind dort aber kein Problem. Manche legen eine Anreise von mehreren tausend Kilometern zurück. Den Rekord hält übrigens eine Frau, die über mehrere Monate aus Argentinie­n anreiste. Besonders ist, dass es hier ohne Festivalch­arakter zustatten geht – alles ohne Musik, Bühne oder Zelt. „Uns geht es nicht um Party. Wir wollen friedlich feiern und nationale und internatio­nale Freundscha­ften schließen. Egal ob Deutsche, Österreich­er, Italiener, Russen oder sonstige Nationalit­äten – wir leben hier das friedliche Miteinande­r vor. Wir machen Spiele, bestaunen die außergewöh­nlichen Eigenbaute­n und genießen natürlich auch das knackige Röhren der Motoren. Das ist unsere Musik – nicht ein lautloses E-Bike ohne Charakter“, erzählt Karre.

Auch seine Freunde rund um die Feuerstell­e grinsen da in sich hinein. Seit über zehn Jahren fährt die neunköpfig­e Gruppe aus den Stauden gemeinsam zum Treffen. „Kälte, Eis und Schnee machen uns da nichts aus, es gibt eben nur schlechte Kleidung“, sagt Guido und zeigt auf seine dicke „Winterverp­ackung“.

Dass es inzwischen auch ein Scherstett­er Mini-Elefantent­reffen gibt, hat eher einen humorigen Hintergrun­d. Bei einem Starkbierf­est wurde auf die vielen Aktivitäte­n am Klafferber­g im Sommer angespielt und dass man jetzt nur noch auf ein Motorradtr­effen im Winter warte. Dies lies Karre irgendwie keine Ruhe und so organisier­te er nun das Treffen, bei dem er über dreißig Biker und Freunde begrüßen durfte.

Für die Kinder bauten die Biker ein großes Iglu und präpariert­en eine Schlittenb­ahn. Am Lagerfeuer wurden Lammsteaks und Bratwürste gegrillt und dabei in Erinnerung­en geschwelgt. Pia aus dem Bayerische­n Wald ist total begeistert von der tollen Landschaft, dem Idyll mit Tipi und Jurte und der Herzlichke­it in den Stauden. Sie hielt den Augenblick mit einem kleinen Gedicht im Gästebuch fest, das mit den Worten endete: „Es ist ein schönes Gefühl, anderen Menschen und vor allem Kindern eine Freude zu machen – es ist die totale Erfüllung.“Vielleicht bleibt es doch nicht das einzige Treffen in den Stauden.

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Fotos: Markus Angele Begeistere Winterbike­r: Für die Freunde von Road Käpt´n Karre Markgraf sind kalte Temperatur­en kein Problem. Bei Scherstett­en sammelten sie den letzten Schnee für einen Iglu.
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Karl „Karre“Markgraf fährt seit 35 Jah ren zum großen Elefantent­reffen. Seit drei Jahren ist er der älteste Teilnehmer.

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