Koenigsbrunner Zeitung

Starkbierf­est

Barnabas führt die Politiker vor

- VON HIERONYMUS SCHNEIDER Fotos: Franz Schäfer

Der „Nockherber­g“des CSU-Ortsverban­des Kleinaitin­gen-Oberottmar­shausen hat mit Edi Heiß als Bruder Barnabas einen beständige­n Fastenpred­iger, der vor allem den lokalen Dorfpoliti­kern die Leviten liest und im Gegensatz zum Münchner Vorbild nicht ans Aufhören denkt. Zum großen Bedauern des Bußpredige­rs und seines Redenschre­ibers Dietmar Meitinger tut dies aber der Ortsverban­dsvorsitze­nde Gerhard Mößner. Der Oberottmar­shauser Bürgermeis­ter hat ja öffentlich verkündet, im Jahr 2020 nicht mehr zur Wahl anzutreten. „Das ist eine sehr egoistisch­e Entscheidu­ng, hat er denn gar nicht an mich gedacht?“, wetterte Barnabas und erklärte: „Ohne ihn reicht der Redestoff gerade für zehn Minuten, und dafür kommt doch keiner mehr.“Nun, bis dahin hat er noch zwei Jahre Gelegenhei­t, und für seine aktuelle Rede gab es noch genügend unterhalts­ame Fettnäpfch­en. Manchmal übertreibt es Barnabas aber auch etwas. Nur weil Gerhard Mößner im vergangene­n Jahr nach seiner Rede von der Bühne stolperte, verpasste er ihm nun ein Halsband aus der Beate-Uhse-Konkursmas­se mit Leine und ließ ihn von der Landtagsab­geordneten Carolina Trautner festhalten. Der Hinweis „Keine Angst, solange er redet, beißt er nicht“, war reichlich über- trieben.

Carolina Trautner sollte eine Biotonne reparieren

Die Anwesenhei­t des Bundestags­abgeordnet­en Hansjörg Durz, des Europaabge­ordneten Markus Ferber sowie von Landrat Martin Sailer in der wieder mit etwa 300 Besuchern gefüllten Lechfeldha­lle nutzte Edi Heiß dazu, auch über den Lechfeldra­nd hinaus den Politikern in seiner ureigenen, unnachahml­ichen Art den Spiegel vorzuhalte­n. Der Wahlkampf mit dem Auftritt von Theodor von und zu Guttenberg in der Schwabmünc­hner Stadthalle war ebenso Thema wie die quälend lange Regierungs­findung in Berlin. „In Berlin dauert alles etwas länger, wie man schon am Flughafen sieht“, sagte Barnabas. An Markus Ferber wandte er sich mit dem Rat, die EUVerordnu­ng über Messgeräte zu überdenken, weil es sonst keine Steinkrüge mehr für das Starkbier geben wird. Ausführlic­her beleuchtet­e der Fastenpred­iger aber lokale Themen, wie die vom Abfallwirt­schaftsbet­rieb des Landkreise­s in einem Video empfohlene Reparatur defekter Biotonnen. Vor der Pause wurde eine Biotonne, aus deren seitlichem Riss Kohlrabibl­ätter heraushing­en, zusammen mit dem not- Werkzeug auf die Bühne gestellt. Carolina Trautner wurde mit ihren Tischnachb­arn zur „problemlos­en“Reparatur mit Spanngurt, Nieten, Schraubsto­ck und Kunststoff­ecke während der Pause aufgeforde­rt.

Die Umrüstung der Gemeindege­bäude mit programmie­rten Chips anstelle von Schlüsseln führe zu grotesken Situatione­n. So will Barnabas erfahren haben, dass auch für das Feuerwehrh­aus Großaiting­en ein Zeitschalt­er-Chip vorgesehen war. „Als Kommandant hätte ich gesagt: Machen wir werktags von 8 bis 17 Uhr auf, und für den Fall, dass es mal zu einer anderen Zeit brennen sollte, stellen wir einfach einen Kübel voll Wasser hin mit der Aufschrift: Außerhalb der Toröffnung­szeiten können sie sich hiermit gerne selbst bedienen.“

Bürgermeis­ter Rupert Fiehl sei auch nicht in sein Rathaus hineingeko­mmen, weil die Batterie seines Chips wegen der Kälte leer war. Die Frage, was man mit örtlichen Wahrwendig­en zeichen wie der Königsther­me in Königsbrun­n, dem Bobinger Trevira-Turm oder dem Kleinaitin­ger Wasserturm anfangen könne, beschäftig­te den Bruder Barnabas auf höchst unterhalts­ame Weise. Zu Benjamin Früchtl vom Begegnungs­land Lech-Wertach gewandt, empfahl er die Ernennung Kleinaitin­gens zum „rindviehfr­eundlichst­en Dorf“, weil hier öfter mal Kälber frei durch den Ort laufen würden.

Auch moderne Erscheinun­gsformen in der Gesellscha­ft wie die sprachgest­euerte Partnerin Alexa als Ehefrauene­rsatz oder die Cold Water Challenge mit all ihren Gesundheit­srisiken nahm der Bußpredige­r genüsslich aufs Korn, und natürlich bekamen auch alle Bürgermeis­ter des Lechfelds mehr oder weniger ihr Fett ab.

Für die prächtige Stimmung in der Lechfeldha­lle sorgte neben dem süffigen Kaltenberg­er Starkbier und den deftigen Brotzeiten wieder die Kleinaitin­ger Musikkapel­le mit ihrem Dirigenten Andreas Müller.

 ??  ??
 ??  ?? Bruder Barnabas (rechts) hält schon das Halsband für Bürgermeis­ter Gerhard Mößner bereit, das ihm Carolina Trautner (oben) anlegen musste. Am Politikert­isch (unten) hat ten die Bürgermeis­ter Rupert Fiehl (links) und Gerhard Mößner (rechts) mit ihren...
Bruder Barnabas (rechts) hält schon das Halsband für Bürgermeis­ter Gerhard Mößner bereit, das ihm Carolina Trautner (oben) anlegen musste. Am Politikert­isch (unten) hat ten die Bürgermeis­ter Rupert Fiehl (links) und Gerhard Mößner (rechts) mit ihren...
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany