Starkbierfest
Barnabas führt die Politiker vor
Der „Nockherberg“des CSU-Ortsverbandes Kleinaitingen-Oberottmarshausen hat mit Edi Heiß als Bruder Barnabas einen beständigen Fastenprediger, der vor allem den lokalen Dorfpolitikern die Leviten liest und im Gegensatz zum Münchner Vorbild nicht ans Aufhören denkt. Zum großen Bedauern des Bußpredigers und seines Redenschreibers Dietmar Meitinger tut dies aber der Ortsverbandsvorsitzende Gerhard Mößner. Der Oberottmarshauser Bürgermeister hat ja öffentlich verkündet, im Jahr 2020 nicht mehr zur Wahl anzutreten. „Das ist eine sehr egoistische Entscheidung, hat er denn gar nicht an mich gedacht?“, wetterte Barnabas und erklärte: „Ohne ihn reicht der Redestoff gerade für zehn Minuten, und dafür kommt doch keiner mehr.“Nun, bis dahin hat er noch zwei Jahre Gelegenheit, und für seine aktuelle Rede gab es noch genügend unterhaltsame Fettnäpfchen. Manchmal übertreibt es Barnabas aber auch etwas. Nur weil Gerhard Mößner im vergangenen Jahr nach seiner Rede von der Bühne stolperte, verpasste er ihm nun ein Halsband aus der Beate-Uhse-Konkursmasse mit Leine und ließ ihn von der Landtagsabgeordneten Carolina Trautner festhalten. Der Hinweis „Keine Angst, solange er redet, beißt er nicht“, war reichlich über- trieben.
Carolina Trautner sollte eine Biotonne reparieren
Die Anwesenheit des Bundestagsabgeordneten Hansjörg Durz, des Europaabgeordneten Markus Ferber sowie von Landrat Martin Sailer in der wieder mit etwa 300 Besuchern gefüllten Lechfeldhalle nutzte Edi Heiß dazu, auch über den Lechfeldrand hinaus den Politikern in seiner ureigenen, unnachahmlichen Art den Spiegel vorzuhalten. Der Wahlkampf mit dem Auftritt von Theodor von und zu Guttenberg in der Schwabmünchner Stadthalle war ebenso Thema wie die quälend lange Regierungsfindung in Berlin. „In Berlin dauert alles etwas länger, wie man schon am Flughafen sieht“, sagte Barnabas. An Markus Ferber wandte er sich mit dem Rat, die EUVerordnung über Messgeräte zu überdenken, weil es sonst keine Steinkrüge mehr für das Starkbier geben wird. Ausführlicher beleuchtete der Fastenprediger aber lokale Themen, wie die vom Abfallwirtschaftsbetrieb des Landkreises in einem Video empfohlene Reparatur defekter Biotonnen. Vor der Pause wurde eine Biotonne, aus deren seitlichem Riss Kohlrabiblätter heraushingen, zusammen mit dem not- Werkzeug auf die Bühne gestellt. Carolina Trautner wurde mit ihren Tischnachbarn zur „problemlosen“Reparatur mit Spanngurt, Nieten, Schraubstock und Kunststoffecke während der Pause aufgefordert.
Die Umrüstung der Gemeindegebäude mit programmierten Chips anstelle von Schlüsseln führe zu grotesken Situationen. So will Barnabas erfahren haben, dass auch für das Feuerwehrhaus Großaitingen ein Zeitschalter-Chip vorgesehen war. „Als Kommandant hätte ich gesagt: Machen wir werktags von 8 bis 17 Uhr auf, und für den Fall, dass es mal zu einer anderen Zeit brennen sollte, stellen wir einfach einen Kübel voll Wasser hin mit der Aufschrift: Außerhalb der Toröffnungszeiten können sie sich hiermit gerne selbst bedienen.“
Bürgermeister Rupert Fiehl sei auch nicht in sein Rathaus hineingekommen, weil die Batterie seines Chips wegen der Kälte leer war. Die Frage, was man mit örtlichen Wahrwendigen zeichen wie der Königstherme in Königsbrunn, dem Bobinger Trevira-Turm oder dem Kleinaitinger Wasserturm anfangen könne, beschäftigte den Bruder Barnabas auf höchst unterhaltsame Weise. Zu Benjamin Früchtl vom Begegnungsland Lech-Wertach gewandt, empfahl er die Ernennung Kleinaitingens zum „rindviehfreundlichsten Dorf“, weil hier öfter mal Kälber frei durch den Ort laufen würden.
Auch moderne Erscheinungsformen in der Gesellschaft wie die sprachgesteuerte Partnerin Alexa als Ehefrauenersatz oder die Cold Water Challenge mit all ihren Gesundheitsrisiken nahm der Bußprediger genüsslich aufs Korn, und natürlich bekamen auch alle Bürgermeister des Lechfelds mehr oder weniger ihr Fett ab.
Für die prächtige Stimmung in der Lechfeldhalle sorgte neben dem süffigen Kaltenberger Starkbier und den deftigen Brotzeiten wieder die Kleinaitinger Musikkapelle mit ihrem Dirigenten Andreas Müller.