Meringer Ortsentwicklung als Negativbeispiel
Für Martin Wölzmüller vom bayerischen Verein für Heimatpflege läuft beim Ausbau der Infrastruktur in der Region einiges schief. Umweltmediziner Paul Flämig warnt vor zu viel Autoverkehr
Von Königsbrunn bis Pöttmes, aus der ganzen Region kamen Zuhörer nach Mering, um sich über die Industrialisierung des Lechfeldes zu informieren. Eingeladen hatte das Aktionsbündnis Keine Osttangente (A-KO). Nach der Begrüßung durch A-KO-Sprecherin Gudrun Richter, gaben Wolfhard von Thienen aus Mering und Alwin Jung aus Königsbrunn einen Überblick über die Entwicklung im Lechfeld.
Der Bogen reichte dabei von Graben und die sich dort ausbreitenden Logistikzentren über Mering mit der geplanten Ansiedlung des Großlogistikers Honold bis nach Derching und Dasing.
„Wo bleibt da unsere Heimat“fragte Martin Wölzmüller, Geschäftsführer des bayerischen Vereins für Heimatpflege, der in Prittriching aufwuchs und Mering gut kennt. Er sagte, dass die Menschen in der Region in einer Kulturlandschaft lebten, die durch den Menschen gestaltet wurde und ganz wesentlich die Identität, das Miteinander und das Heimatgefühl präge. Dabei hätte es immer ein gesundes Verhältnis gegeben, zwischen dem Nutzen, den der Mensch aus der Natur zieht und dem, was sie in der Lage ist zu geben. Etwa seit 60 Jahren drohe dieses Verhältnis nun zu kippen. Der Mensch nutze die natürlichen Ressourcen in einem Ausmaß, dass vielfach nur noch als zerstörerisch bezeichnet werden kann, sagte Wölzmüller.
Die Folgen seien in Gestalt von verödeten Innenstädten, hässlichen Gewerbegebieten und landwirtschaftlichen Monokulturen zu erkennen. Kommunalen Entscheidungsträgern warf er vor, viel zu häufig den Gewerbesteuereinnahmen und Versprechen von Investoren hinterherlaufen: „Wenn im Rahmen einer kommunalen Planung, die ja unabhängig und unvoreingenommen sein sollte, die Investorenrhetorik schon im Genehmigungsverfahren bereitwillig übernommen wird, dann sollten die Alarmglocken sofort anspringen.“Für Wölzmüller ist Mering ein Paradebeispiel dafür, wie Ortsentwicklung nicht aussehen sollte. Er machte den Veranstaltern Mut: „Der Einsatz zugunsten rücksichtsvoller Planung, den Sie hier leisten, ist kein Störfaktor im Gang der Entwicklung. Sie ist Verantwortungsbereitschaft in der Auseinandersetzung, im Ringen um bessere Lösungen.“
Zum Diesel- und Abgasskandal ging Dr. Paul Flämig darauf ein, wie stark der Autoverkehr unsere Gesundheit belastet. Er ist Umweltmediziner und HNO-Arzt und Träger des Augsburger Umweltpreises. Flämig erläuterte die drei Faktoren der gesundheitlichen Beeinträchtigungen durch Autoverkehr: Schall, Stickoxide und Feinstaub. Beim Schall begegne er immer wieder dem Problem, dass die Menschen nicht verstehen, dass die Wahrnehmung von Schall und dessen schädigende Wirkung nicht linear verlaufen. Um eine Lautstärkeminderung um die Hälfte zu erreichen, müsse man den Verkehr um 90 Prozent reduzieren. Deshalb hätten die Menschen auch falsche Erwartungen, wenn es um Ortsumfahrungen geht. Diese würden erst zu einer wahrnehmbaren Lärmminderung führen, wenn der Verkehr konsequent aus den betroffenen Straßen herausgebracht wird. Zu den Stickoxiden führte Flämig aus, dass der Grenzwert von 40 Mikrogramm/Kubikmeter aus medizinischer Sicht zu hoch sei und halbiert werden sollte.
In der Diskussion wurde deutlich, dass sich im Zusammenhang mit der Gewerbeansiedlung der Firma Honold viele Bürger nicht ausreichend gehört fühlen. Insbesondere wurde dem Bürgermeister und der Mehrheit im Gemeinderat vorgeworfen, sich viel zu früh auf den Großlogistiker festgelegt zu haben. So wurde bekannt, dass es bereits lange im Vorfeld viele Bewerbungen von kleineren Gewerbebetrieben auch aus Mering für das neue Gewerbegebiet gab.