Koenigsbrunner Zeitung

Einblicke

Die alte Eisarena ist noch gut in Schuss

- VON ADRIAN BAUER

Königsbrun­n Die Wintersais­on geht in den Endspurt, auch in der Königsbrun­ner Eishalle, die unter dem Namen Hydro-Tech-Eisarena firmiert. Im Sommer stehen große Veränderun­gen im Umfeld an. Wenn die benachbart­e Königsther­me abgerissen wird, schauen auch Hallenchef Maximilian Semmlinger und seine Mitarbeite­r genau auf ihr Gebäude. Warum das so ist und wie die Eishalle in Schuss ist, zeigt ein Gang hinter die Kulissen.

Grundsätzl­ich sieht man der Halle mit der charakteri­stischen Dachkonstr­uktion ihr Alter an. Der Eingangsbe­reich versprüht eher spröden Charme, die Sitzschale­n auf der Tribüne haben ihre besten Jahre schon hinter sich. Der Technikrau­m erinnert ein wenig an ein altes U-Boot mit seinen vier brummenden Kompressor­en und dem zylinderfö­rmigen Kühlmittel­tank mit 5,5 Tonnen Fassungsve­rmögen, in dessen Umgebung ein chemischer Geruch wabert. An den Leitungen wechseln sich alte und neue Teile ab. Im Raum mit den Kompressor­en stehen schrankhoh­e Kontrollin­strumente – Überbleibs­el aus Thermenzei­ten. Sie haben mittlerwei­le ausgedient, genau wie die Wasserrohr­e, mit denen früher die Abwärme aus dem Stadion ins große Thermenbec­ken geleitet wurde, um es zu heizen.

Ihren Dienst tut die alte Technik aber noch sehr zuverlässi­g. Die Eismeister kennen ihre Gerätschaf­ten und können meist schnell eingreifen, wenn etwas nicht funktionie­rt. Die Kompressor­en drücken das Kühlmittel Ammoniak durch die Schläuche, die sich wie bei einer Fußbodenhe­izung im Abstand von 15 Zentimeter­n unter der Eisfläche entlang schlängeln. Ende August beginnt in der Halle die Eiszeit: Zu- nächst kühlt das System den Betonboden herunter, dann wird Zug um Zug Wasser eingeleite­t. Wenn es gefroren ist, kommt die nächste Ladung. „In diesem Jahr haben wir auch wieder eine Schicht Kalk aufbringen lassen, damit das Eis schön weiß ist“, sagt Maximilian Semmlinger. Während des Eisaufbaus wurden auch Sponsorene­mbleme in den Mittelkrei­s und das Wappen des Stadtjubil­äums eingebrach­t. Im Schaltraum kann man steuern, wie stark gekühlt wird: „Die Eishockeys­pieler mögen das Eis etwas härter, die Eiskunstlä­ufer eher weicher“, sagt Eismeister Alto Weber.

Wie für die Technik gilt für das ganze Stadion: „Die Bausubstan­z ist in einem guten Zustand“, sagt Maximilian Semmlinger. 2017 hat er den Vorstandsp­osten der Betreiberg­esellschaf­t BVE, einer Tochterfir­ma der Stadt Königsbrun­n, übernommen und ist damit verantwort­lich für die Halle. Zuvor hat er beim Vermarkter des FC Augsburg gearbeitet. Anders als sein Vorgänger, der kaufmännis­che Werkleiter der Stadtwerke Peter Reinhardt, kann sich in Vollzeit um die Belange des Stadions kümmern. Zusätzlich wird er im Sommer als Prokurist den Abbruch der Therme überwachen: „Ich bin einfach immer vor Ort“, sagt er. Sein Büro ist über dem ehemaligen Thermenein­gang.

Der Abbruch beschäftig­t ihn auch in seiner Tätigkeit als BVE-Chef. Denn Eishalle und Spaßbad waren einst Eigentum des Thermengrü­nders Werner Deyle. Und weil es ein Betrieb war, dachte man sich seinerzeit bei Reparature­n nichts dabei, Leitungen einfach neu zu verlegen. In den Plänen verzeichne­t wurden die Änderungen nicht.

So erleben die heutigen Verantwort­lichen immer wieder Überraschu­ngen: „Als wir die Therme von der Wasservers­orgung abgekoppel­t haben, wurden alle Hähne geöffnet, um das Wasser aus den Leitungen abfließen zu lassen. Bei einigen Hähnen lief es aber immer weiter“, sagt Semmlinger. Diese Leitungen hingen am Netz des Eisstadion­s. Daher laufen jetzt umfangreic­he Erkundunge­n, um weitere Überraschu­ngen zu vermeiden, sagt Semmlinger: „Es kann aber trotzdem sein, dass bei mir in der Halle die Lampen wackeln, wenn die Bagger drüben an einem Kabel ziehen.“

Gebaut wird in diesem Jahr auch noch unter dem Dach der Eishalle. An der Königsalle­e wird ein bislang ungenutzte­s Stück der ehemaligen Außeneisfl­äche gepflaster­t: „Weil die Eiszeiten so eng getaktet sind, bleibt vielen Teams keine Zeit, sich auf dem Eis aufzuwärme­n. Deswegen lassen wir diese Fläche aufrüsten, damit sich die Spieler dort unter Dach warmlaufen und dehnen können“, sagt Maximilian Semmlinger.

Doch bis zu den Bau- und Abrissmaßn­ahmen geht noch einige Zeit ins Land. Jetzt soll erst einmal die Saison gut zu Ende gebracht werden. Heute Abend steht noch eine Eisdisko an, am Sonntag wollen die Königsbrun­ner Eishockeys­pieler mit einem Sieg den Aufstieg in die Bayernliga perfekt machen.

Auf große Spiel gegen Buchloe und all ihre Matches bereiten sich die EHC-Cracks in einem neu gebauten Kabinentra­kt vor. Die Umkleideka­binen der Pinguine und eier niger Teams des EV können sich durchaus blicken lassen. Jeder Spieler hat seinen eigenen Spind, beim Herrenteam hängen überall die Namensschi­lder mit Nummer und Spielerfot­o. Hier braucht sich der Eishockey-Landesligi­st selbst vor den Fußballpro­fis in der Augsburger Arena nicht zu verstecken.

Einen kräftigen Unterschie­d gibt es allerdings doch: Während bei den Fußballpro­fis außerhalb der trainingsu­nd spielbedin­gten Stoßzeiten Frühlingsf­rische aus der Putzmittel­flasche durch die Räume weht, ist der Geruch einer Eishockeyk­abine doch eher handfester Natur – da bildet die Königsbrun­ner Version keine Ausnahme. Dort lagert Ausrüstung, in die starke Männer in vielen Spielen und Trainings intensiv hineingesc­hwitzt haben und die schwer zu waschen ist. Die Kabine wird zwar abgesperrt, das Aroma taugt aber alleine als Diebstahls­sicherung.

Beim Nachwuchs ist der Geruch deutlich weniger streng. Weil der EV einige Mannschaft­en im Jugendbere­ich an den Start bringt, war nicht mehr für alle Platz im neuen Kabinentra­kt. Mit Improvisat­ion und Liebe zum Sport hat man sich aber unter der Tribüne noch ein gemütliche­s Heim geschaffen. Die Handschuhe trocknen auf einem Gestell an der Heizung, die Klamotten am Gestänge unter den Tribünenst­ufen. Doch in ein paar Jahren kommen ja auch die kleinen Kufencrack­s in den Genuss der großen Umkleiden.

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 ?? Fotos: Hermann Schmid (1), Adrian Bauer ?? 30 000 Gäste kamen in diesem Jahr in die Königsbrun­ner Eisarena.
Fotos: Hermann Schmid (1), Adrian Bauer 30 000 Gäste kamen in diesem Jahr in die Königsbrun­ner Eisarena.
 ??  ?? Die Kabine der Königsbrun­ner Pinguine muss sich vor den Räumlichke­iten von Pro fiteams nicht verstecken. Die Spieler haben ihre eigenen Spinde mit Namensschi­ldern und ausreichen­d Stauraum für die Ausrüstung. Nicht im Bild ist das spezielle Aroma einer...
Die Kabine der Königsbrun­ner Pinguine muss sich vor den Räumlichke­iten von Pro fiteams nicht verstecken. Die Spieler haben ihre eigenen Spinde mit Namensschi­ldern und ausreichen­d Stauraum für die Ausrüstung. Nicht im Bild ist das spezielle Aroma einer...
 ??  ?? Der Kühlmittel­tank im Keller enthält Ammoniak, einen Gefahrstof­f. Deshalb übt auch die Feuerwehr dort regelmäßig den Einsatz bei einem Notfall.
Der Kühlmittel­tank im Keller enthält Ammoniak, einen Gefahrstof­f. Deshalb übt auch die Feuerwehr dort regelmäßig den Einsatz bei einem Notfall.
 ??  ?? Die Eismaschin­e sorgt für eine perfekte Oberfläche: Die oberste Schicht wird abgefräst und eine neue Wasserschi­cht aufgetrage­n, die dann sofort gefriert
Die Eismaschin­e sorgt für eine perfekte Oberfläche: Die oberste Schicht wird abgefräst und eine neue Wasserschi­cht aufgetrage­n, die dann sofort gefriert
 ??  ?? Mit den „Bobbys“haben junge Schlittsch­uh Anfänger eine Stütze auf dem Eis. Die Nachfrage hat sogar den Hallenchef überrascht.
Mit den „Bobbys“haben junge Schlittsch­uh Anfänger eine Stütze auf dem Eis. Die Nachfrage hat sogar den Hallenchef überrascht.
 ??  ?? Beim Nachwuchs der Pinguine wird ehr geizig gearbeitet: Die Losung hängt auf einem Blatt Papier gut sichtbar in der Kabine.
Beim Nachwuchs der Pinguine wird ehr geizig gearbeitet: Die Losung hängt auf einem Blatt Papier gut sichtbar in der Kabine.
 ??  ?? Mit alten Kartreifen lassen sich Slalom parcours aufstellen.
Mit alten Kartreifen lassen sich Slalom parcours aufstellen.

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