Einblicke
Die alte Eisarena ist noch gut in Schuss
Königsbrunn Die Wintersaison geht in den Endspurt, auch in der Königsbrunner Eishalle, die unter dem Namen Hydro-Tech-Eisarena firmiert. Im Sommer stehen große Veränderungen im Umfeld an. Wenn die benachbarte Königstherme abgerissen wird, schauen auch Hallenchef Maximilian Semmlinger und seine Mitarbeiter genau auf ihr Gebäude. Warum das so ist und wie die Eishalle in Schuss ist, zeigt ein Gang hinter die Kulissen.
Grundsätzlich sieht man der Halle mit der charakteristischen Dachkonstruktion ihr Alter an. Der Eingangsbereich versprüht eher spröden Charme, die Sitzschalen auf der Tribüne haben ihre besten Jahre schon hinter sich. Der Technikraum erinnert ein wenig an ein altes U-Boot mit seinen vier brummenden Kompressoren und dem zylinderförmigen Kühlmitteltank mit 5,5 Tonnen Fassungsvermögen, in dessen Umgebung ein chemischer Geruch wabert. An den Leitungen wechseln sich alte und neue Teile ab. Im Raum mit den Kompressoren stehen schrankhohe Kontrollinstrumente – Überbleibsel aus Thermenzeiten. Sie haben mittlerweile ausgedient, genau wie die Wasserrohre, mit denen früher die Abwärme aus dem Stadion ins große Thermenbecken geleitet wurde, um es zu heizen.
Ihren Dienst tut die alte Technik aber noch sehr zuverlässig. Die Eismeister kennen ihre Gerätschaften und können meist schnell eingreifen, wenn etwas nicht funktioniert. Die Kompressoren drücken das Kühlmittel Ammoniak durch die Schläuche, die sich wie bei einer Fußbodenheizung im Abstand von 15 Zentimetern unter der Eisfläche entlang schlängeln. Ende August beginnt in der Halle die Eiszeit: Zu- nächst kühlt das System den Betonboden herunter, dann wird Zug um Zug Wasser eingeleitet. Wenn es gefroren ist, kommt die nächste Ladung. „In diesem Jahr haben wir auch wieder eine Schicht Kalk aufbringen lassen, damit das Eis schön weiß ist“, sagt Maximilian Semmlinger. Während des Eisaufbaus wurden auch Sponsorenembleme in den Mittelkreis und das Wappen des Stadtjubiläums eingebracht. Im Schaltraum kann man steuern, wie stark gekühlt wird: „Die Eishockeyspieler mögen das Eis etwas härter, die Eiskunstläufer eher weicher“, sagt Eismeister Alto Weber.
Wie für die Technik gilt für das ganze Stadion: „Die Bausubstanz ist in einem guten Zustand“, sagt Maximilian Semmlinger. 2017 hat er den Vorstandsposten der Betreibergesellschaft BVE, einer Tochterfirma der Stadt Königsbrunn, übernommen und ist damit verantwortlich für die Halle. Zuvor hat er beim Vermarkter des FC Augsburg gearbeitet. Anders als sein Vorgänger, der kaufmännische Werkleiter der Stadtwerke Peter Reinhardt, kann sich in Vollzeit um die Belange des Stadions kümmern. Zusätzlich wird er im Sommer als Prokurist den Abbruch der Therme überwachen: „Ich bin einfach immer vor Ort“, sagt er. Sein Büro ist über dem ehemaligen Thermeneingang.
Der Abbruch beschäftigt ihn auch in seiner Tätigkeit als BVE-Chef. Denn Eishalle und Spaßbad waren einst Eigentum des Thermengründers Werner Deyle. Und weil es ein Betrieb war, dachte man sich seinerzeit bei Reparaturen nichts dabei, Leitungen einfach neu zu verlegen. In den Plänen verzeichnet wurden die Änderungen nicht.
So erleben die heutigen Verantwortlichen immer wieder Überraschungen: „Als wir die Therme von der Wasserversorgung abgekoppelt haben, wurden alle Hähne geöffnet, um das Wasser aus den Leitungen abfließen zu lassen. Bei einigen Hähnen lief es aber immer weiter“, sagt Semmlinger. Diese Leitungen hingen am Netz des Eisstadions. Daher laufen jetzt umfangreiche Erkundungen, um weitere Überraschungen zu vermeiden, sagt Semmlinger: „Es kann aber trotzdem sein, dass bei mir in der Halle die Lampen wackeln, wenn die Bagger drüben an einem Kabel ziehen.“
Gebaut wird in diesem Jahr auch noch unter dem Dach der Eishalle. An der Königsallee wird ein bislang ungenutztes Stück der ehemaligen Außeneisfläche gepflastert: „Weil die Eiszeiten so eng getaktet sind, bleibt vielen Teams keine Zeit, sich auf dem Eis aufzuwärmen. Deswegen lassen wir diese Fläche aufrüsten, damit sich die Spieler dort unter Dach warmlaufen und dehnen können“, sagt Maximilian Semmlinger.
Doch bis zu den Bau- und Abrissmaßnahmen geht noch einige Zeit ins Land. Jetzt soll erst einmal die Saison gut zu Ende gebracht werden. Heute Abend steht noch eine Eisdisko an, am Sonntag wollen die Königsbrunner Eishockeyspieler mit einem Sieg den Aufstieg in die Bayernliga perfekt machen.
Auf große Spiel gegen Buchloe und all ihre Matches bereiten sich die EHC-Cracks in einem neu gebauten Kabinentrakt vor. Die Umkleidekabinen der Pinguine und eier niger Teams des EV können sich durchaus blicken lassen. Jeder Spieler hat seinen eigenen Spind, beim Herrenteam hängen überall die Namensschilder mit Nummer und Spielerfoto. Hier braucht sich der Eishockey-Landesligist selbst vor den Fußballprofis in der Augsburger Arena nicht zu verstecken.
Einen kräftigen Unterschied gibt es allerdings doch: Während bei den Fußballprofis außerhalb der trainingsund spielbedingten Stoßzeiten Frühlingsfrische aus der Putzmittelflasche durch die Räume weht, ist der Geruch einer Eishockeykabine doch eher handfester Natur – da bildet die Königsbrunner Version keine Ausnahme. Dort lagert Ausrüstung, in die starke Männer in vielen Spielen und Trainings intensiv hineingeschwitzt haben und die schwer zu waschen ist. Die Kabine wird zwar abgesperrt, das Aroma taugt aber alleine als Diebstahlssicherung.
Beim Nachwuchs ist der Geruch deutlich weniger streng. Weil der EV einige Mannschaften im Jugendbereich an den Start bringt, war nicht mehr für alle Platz im neuen Kabinentrakt. Mit Improvisation und Liebe zum Sport hat man sich aber unter der Tribüne noch ein gemütliches Heim geschaffen. Die Handschuhe trocknen auf einem Gestell an der Heizung, die Klamotten am Gestänge unter den Tribünenstufen. Doch in ein paar Jahren kommen ja auch die kleinen Kufencracks in den Genuss der großen Umkleiden.