Koenigsbrunner Zeitung

Wenn die Kuh zu laut läutet

Wie ein paar Rinder ein Ehepaar aus Oberbayern empören

- VON MICHAEL STIFTER

Augsburg

Wenn es um Lärm geht, hat ja jeder seine ganz eigene Schmerzgre­nze: Den einen nervt schon das Ticken der Armbanduhr auf dem Nachtkästc­hen. Dem anderen bereitet die Stimme der Schwiegerm­utter Ohren-Sodbrennen. Und um den Dritten aus der Fassung zu bringen, braucht es schon einen voll bremsenden Güterzug. Aber das Läuten von Kuhglocken? Da muss das Toleranzko­nto schon weit im roten Bereich sein, um das als Lärmbeläst­igung zu empfinden, oder? Von wegen!

Im oberbayeri­schen Holzkirche­n klagt ein Ehepaar seit Jahren gegen das Gebimmel. Was für Urlauber der Inbegriff von Alpenroman­tik sein mag, empfinden der Unternehme­r und seine Frau als akustische Attacke. 2011 waren die beiden nach Holzkirche­n gezogen, etwa ein Jahr später tauchten die tierischen Lärmquelle­n auf. Eine Bäuerin hat von der Gemeinde die angrenzend­e Weide gepachtet und lässt dort fünf bis sieben Rinder grasen

– samt Kuhglocken.

Die Anwohner klagen seitdem über Schlaflosi­gkeit und sogar Depression­en. Außerdem fürchten sie, dass ihr Grundstück an Wert verliert. Der Mann zog also vor Gericht – und scheiterte. Doch das letzte Muh in dieser Geschichte ist noch nicht gesprochen. Denn es riecht nach neuem Ärger. Im Berufungsv­erfahren soll es jetzt nicht mehr nur um das Geläute gehen. Dem Ehepaar stinkt es nämlich, dass die Landwirtin auf der Wiese nun auch noch Gülle ausfährt. Aus Sicht der Gemeinde ist das „gesetzesko­nform“. Doch das Ehepaar fürchtet nun um seine Gesundheit – wegen heranflieg­ender Weidestech­fliegen. Falls Ihre Nachbarn heute Abend also mal wieder die Musik zu laut aufdrehen sollten, denken Sie dran: Es könnte immer noch schlimmer kommen.

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