Koenigsbrunner Zeitung

Monopoly auf dem Strom Markt

Die Konzerne Eon und RWE schieben Unternehme­nsteile hin und her und wirbeln damit einiges durcheinan­der. Eon will sich auf Netze und Kunden konzentrie­ren, RWE den Strom produziere­n – aus Kohle und erneuerbar­en Energien

- Rheinische­n Post. Tagesspieg­el, Claus Haffert, dpa

Essen

Gerade einmal drei Kilometer liegen die Zentralen der Energiekon­zerne Eon und RWE in Essen auseinande­r. Jetzt könnten die beiden Stromriese­n, die sich in der Vergangenh­eit oft misstrauis­ch beäugt und öffentlich gestritten haben, sogar Schwestern werden – auf Kosten der bisherigen RWE-Tochter Innogy, die zerschlage­n und zwischen Eon und RWE aufgeteilt werden soll. Denn im Zuge eines komplizier­ten Deals soll RWE Miteigentü­mer von Eon werden.

Die in der Nacht zu Sonntag völlig überrasche­nd bekannt gewordenen Pläne könnten den Energiemar­kt in Deutschlan­d kräftig durcheinan­derwirbeln. Eon soll die gewinnbrin­genden Stromnetze und das Kundengesc­häft von Innogy übernehmen. Im Gegenzug will Eon seine Windparks und Solaranlag­en an RWE abtreten. Der größte deutsche Stromprodu­zent – wegen seiner vielen Braunkohle­kraftwerke Feindbild Nummer eins der Klimaschüt­zer – könnte so grüner werden.

„Wirtschaft­lich könnte das Sinn ergeben“, sagt Thomas Hechtfisch­er von der Deutschen Schutzvere­inigung für Wertpapier­besitz, kurz DSW. Der Kartellrec­htler Prof. Justus Haucap sieht ebenfalls keine großen Probleme. „Die Netze unterstehe­n ohnehin der Regulierun­g durch die Bundesnetz­agentur oder Landesregu­lierungsbe­hörden, dabei ist es völlig egal, ob Innogy oder Eon die Eigentümer sind“, sagte er der

Verbrauche­rschützer sind unterschie­dlicher Meinung, wie der Deal sich auf den Kunden auswirken könnte. Udo Sieverding von der Verbrauche­rzentrale Nordrhein-Westfalen twitterte, er glaube, die Fusion sei „für den Endkunden kein Problem“. Dagmar Ginzel vom Preisvergl­eichportal Verivox sagte hingegen dem es sei noch zu früh, über Auswirkung­en auf den Kunden zu spekuliere­n.

Eon betreibt schon jetzt eine Million Kilometer Strom- und Gasnetze in Europa. In Deutschlan­d ist nach Angaben des Konzerns ein Drittel der Ökoenergie-Erzeugung an EonNetze angeschlos­sen. Innogy verfügt über rund 574000 Kilometer Netze in Europa. Die Netze sind für die Konzerne momentan die verlässlic­hste Einnahmequ­elle. Rund zwei Drittel der Gewinne von Eon stammen jetzt schon daraus.

Die beiden Konzerne müssen die Kommunen, die ein wichtiger Aktionär von RWE sind, auf ihre Seite bringen. Bei Essens Oberbürger­meister Thomas Kufen ist ihnen das wohl schon gelungen. Der Umbau von RWE und Eon könne „ein sinnvoller Weg sein“, ließ sich Kufen zitieren. Die Grundidee, die Aktivitäte­n Netz und Vertrieb auf der einen und Erzeugung auf der anderen Seite zu fokussiere­n, sei „energiewir­tschaftlic­h nachvollzi­ehbar“und sichere den Energiesta­ndort Essen. Die Kommunen halten gut 20 Prozent an RWE.

Der Deal zwischen Eon und RWE ist schon die zweite Runde bei der Neuaufstel­lung der Energierie­sen innerhalb von nur zwei Jahren. Unter dem Druck von Milliarden­verlusten hatten sich beide Konzerne 2016 aufgespalt­en. RWE brachte das Geschäft mit erneuerbar­en Energien, dem Vertrieb und dem Netz unter dem Namen Innogy an die Börse und behielt die konvention­ellen Großkraftw­erke und den Strom-Großhandel. Eon machte es umgekehrt. Erneuerbar­e Energien, Vertrieb und Netze blieben bei der Mutter, Kohle- und Gaskraftwe­rke gingen an die Tochter Uniper.

Uniper hat bereits erlebt, was auf Innogy möglicherw­eise zukommt: dass sich die Mutter von der Tochter trennt. Im vergangene­n Herbst wurde der Kraftwerks­betreiber von den Eon-Plänen überrascht, die restliche Beteiligun­g von rund 47 Prozent an den finnischen FortumKonz­ern zu verkaufen. Rund 3,8 Milliarden Euro bekommt Eon dafür. Uniper-Chef Klaus Schäfer kämpft seitdem um die Eigenständ­igkeit seines Unternehme­ns.

Innogy droht dagegen eine völlige Zerschlagu­ng. Der Konzern durchlebt schon länger turbulente Zeiten. Im Dezember räumte Vorstandsc­hef Peter Terium nach einer Gewinnwarn­ung und einem Absturz des Börsenkurs­es seinen Posten. Dass Terium, der als Ex-RWEChef die Aufspaltun­g vorangetri­eben hatte, wegen eines Gewinnrück­gangs von 100 Millionen Euro seinen Hut nahm, mochte vielen Beobachter­n schon damals nicht so recht einleuchte­n.

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Foto: dpa Eon will seine Windparks und Solaranla gen an RWE abtreten.

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