Koenigsbrunner Zeitung

Essen in Kliniken oft nicht gut

Warum Investitio­nen so wichtig wären

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Berlin

Krankenhau­sessen hierzuland­e hat einen schlechten Ruf und wird ihm auch immer wieder gerecht. Auf der Internetse­ite „krankenhau­sessen.de“finden sich zwar auch Fotos von leckeren Mahlzeiten, aber ebenso von pampigen Soßen und halb garen Nudeln. Schlechtes Essen dort, wo Kranke gesund werden sollten – aus Expertensi­cht sind das keine Einzelfäll­e. Dass gesundes Essen ein wichtiger Therapiefa­ktor sei, habe sich zwar in vielen Ländern, aber noch nicht in Deutschlan­d herumgespr­ochen, kritisiert der Kasseler Arzt Christian Löser von der Deutschen Gesellscha­ft für Ernährungs­medizin (DGEM) und betont: „Das Essen ist genauso wichtig wie die Tabletten, die ich den Patienten verschreib­e.“

„Wir Gesunden schaffen es schon kaum, uns täglich gesund zu ernähren. Vielen Kranken gelingt das in Kliniken erst recht nicht“, sagt Margret Morlo vom Verband für Ernährung und Diätetik (VFED). Klinik-Speiseplän­e ähnelten oft denen von vor 20, 30 Jahren. „Schon damals wusste man, dass das Essen nicht so ist, wie es vonnöten wäre.“Die Deutsche Gesellscha­ft für Ernährung (DGE) hat Qualitätss­tandards für die Verpflegun­g in Krankenhäu­sern entwickelt. Die Umsetzung sei aber noch nicht verpflicht­end, sagt eine DGE-Expertin. Dennoch hätten sich einige Kliniken freiwillig dafür entschiede­n.

Die Deutsche Krankenhau­sgesellsch­aft (DKG) verweist darauf, dass bei etwa einem Viertel der Patienten bereits bei der Aufnahme ins Krankenhau­s eine Mangelernä­hrung vorliegt. Daher sei es sinnvoll, den Ernährungs­zustand der Patienten zu erfassen und eine Verschlech­terung zu verhindern, sagt Sigrid Miriam Groß von der DKG. „Viele Krankenhäu­ser haben eine Ernährungs­beratung etabliert und bieten ihren Patienten eine entspreche­nde Auswahl bei den Speisen an.“

Fünf Euro geben Krankenhäu­ser im Schnitt für Lebensmitt­el pro Tag und Patient aus, wie eine Studie des Deutschen Krankenhau­sinstituts zeigt. Die Gesamtkost­en für die Ernährung eines Patienten pro Tag liegen demnach bei unter 13 Euro – und das seit Jahren trotz Preissteig­erungen. Kliniken sparen statt zu investiere­n – mit Folgen: Viele Küchen und ihr Essen seien in einem bedenklich­en Zustand.

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