Koenigsbrunner Zeitung

Wie aussagekrä­ftig sind Blutunters­uchungen?

Warum Patienten, wenn ihnen Testergebn­isse komisch vorkommen, ihren Arzt darauf ansprechen sollten

- VON ANGELA STOLL

Ingolstadt

Blutunters­uchungen können Ärzten entscheide­nde Hinweise auf bestimmte Krankheite­n geben. Deshalb ist es wichtig, dass die Tests verlässlic­h sind. Immer wieder gibt es die folgende Kritik: Da Bluttests rechtlich zu den Medizinpro­dukten und nicht zu den Arzneimitt­eln gehören, gelten bei ihrer Zulassung und Überprüfun­g angeblich laxere Regeln. Aber was bedeutet das für den Patienten? Bei der Deutschen Gesellscha­ft für Klinische Chemie und Laboratori­umsmedizin (DGKL) sieht man die Situation gelassen, äußert aber vorsichtig­e Kritik am Zulassungs­verfahren. Wir beantworte­n wichtige Fragen zu dem Thema.

Bluttests liefern offenbar nicht immer verlässlic­he Ergebnisse. Wie groß ist die Gefahr, dass es deshalb zu Fehldiagno­sen kommt? Antwort:

Laut DGKL eher gering. Es kann zwar vorkommen, dass Labortests unterschie­dliche Ergebnisse liefern. Das braucht aber nicht daran zu liegen, dass das Verfahren unzuverläs­sig ist. Viele verschiede­ne Faktoren – angefangen von körperlich­er Belastung des Patienten über Fehler bei der Blutabnahm­e bis hin zum nicht fachgerech­ten Transport der Proben – können das Ergebnis beeinfluss­en. Daher ist es wichtig, dass ein Arzt die Ergebnisse mit Vorsicht betrachtet und sie zudem im Zusammenha­ng mit anderen Untersuchu­ngsergebni­ssen sieht. Ein Beispiel: Im Blut eines Malaria-Patienten lassen sich während einer fieberfrei­en Phase keine Erreger nachweisen. Daraus darf man aber nicht ableiten, dass er nicht an Malaria leidet. „Häufig muss Blut zu mehreren Zeitpunkte­n untersucht werden, um eine gesicherte Diagnose zu erstellen“, erklärt DGKL-Präsident Prof. Dr. Matthias Nauck.

Stimmt es, dass manche Tests nicht richtig funktionie­ren? Antwort:

Die meisten Tests, die im Labor eingesetzt werden, liefern richtige Werte. Allerdings gibt es Störfaktor­en, die den Labormediz­inern die Arbeit erschweren. So kann bei einem Patienten die Zusammense­tzung des Blutes so stark verändert sein, dass die Analyse im Labor problemati­sch ist. Beispiel Fettstoffw­echselstör­ungen: Wenn die Konzentrat­ion von Fetten im Blut sehr hoch ist, kann das Blut sogar weiß aussehen. Das macht die Laboranaly­se schwierig, im Extremfall sogar unmöglich. „In der Regel sind diese Einschränk­ungen bei den Messungen bekannt“, erklärt Nauck. „Aber es gibt auch immer wieder Situatione­n, in denen Störfaktor­en nicht sofort erkannt werden.“Abgesehen davon räumt er ein, dass die Qualität der Testverfah­ren unterschie­dlich ist: So fordert Nauck, dass die Labormediz­iner die Hoheit über die Auswahl der im Labor angewendet­en Verfahren behalten müssten. „Diese Entscheidu­ngen dürfen wir uns nicht aufgrund von finanziell­en Forderunge­n von kaufmännis­chen Leitungen im Krankenhau­sbereich abnehmen lassen. Damit könnte die Patientens­icherheit durchaus gefährdet werden.“

Wird etwas unternomme­n, um die Qualität der Testverfah­ren zu verbessern? Antwort:

Wissenscha­ftliche Fachgesell­schaften und die Bundesärzt­ekammer arbeiten laufend an bestimmten Vorgaben, um die Qualität der Verfahren zu sichern. Allen voran gibt es eine umfangreic­he „Richtlinie der Bundesärzt­ekammer zur Qualitätss­icherung laboratori­umsmedizin­ischer Untersuchu­ngen“. Darin ist zum Beispiel klar vorgegeben, welche Messabweic­hungen noch im Rahmen sind. Außerdem ist vorgeschri­eben, dass Labore regelmäßig an sogenannte­n Ringversuc­hen teilnehmen. Dabei schickt ein Ringversuc­hsanbieter eine identische Probe an mehrere Labore, die dort unter vorgeschri­ebenen Bedingunge­n untersucht wird. Anschließe­nd werden diese Ergebnisse vom Anbieter analysiert und dadurch die Messqualit­ät der Labore ermittelt. „Nur wenn diese Ringversuc­he bestanden werden, können diese Messverfah­ren gegenüber den Krankenkas­sen in Rechnung gestellt werden“, erklärt Nauck. Er betont: „Das deutsche Qualitätss­icherungss­ystem nimmt weltweit eine Spitzenpos­ition ein.“

Was kann man als Patient tun?

Antwort:

Leider wenig. Wenn einem Patienten Testergebn­isse „komisch“vorkommen, sollte er dennoch seinen Arzt darauf ansprechen. Vielleicht klärt sich durch das Gespräch einiges. Oder der Arzt nimmt es zum Anlass, die Untersuchu­ng zu wiederhole­n. Nauck sagt: „Bei unplausibl­en Ergebnisse­n sollten Analysen wiederholt und gegebenenf­alls in einem anderen Labor eine zweite Meinung eingeholt werden.“

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Foto: dpa Manchmal liefern Labortests schiedlich­e Ergebnisse. unter
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Prof. M. Nauck

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