Koenigsbrunner Zeitung

Geht es noch schlimmer?

Der Hamburger SV liefert in München ein weiteres Beispiel, warum er diesmal aber nun wirklich absteigt. In der Mannschaft wird sich gegenseiti­g die Schuld zugewiesen

- VON TILMANN MEHL

München

Münchner Fans rufen: „Nur noch zehn.“Da sind fünf Minuten gespielt und der FC Bayern exakt noch zehn Tore von einem zweistelli­gen Sieg gegen den Hamburger SV entfernt. Eine Mischung aus Hohn und Prophezeiu­ng. Eine halbe Stunde später führt Torwart Sven Ulreich einen Einwurf aus. Die Hanseaten trauen sich da schon nicht mehr in die Hälfte der Münchner. Mats Hummels wird nach dem Spiel sagen, dass sein Team nach der 3:0-Führung „Larifari“gespielt hat. Die Partie endet trotzdem mit einem 6:0. Und Arjen Robben entschuldi­gt sich dafür, die Hamburgern nicht mit einer noch höheren Niederlage im Gepäck nach Hause geschickt zu haben: „Wir haben nicht runtergesc­haltet, aber es ist auch normal und menschlich: Wir sind keine Roboter.“

In eine ähnliche Richtung gehen die Ausführung­en von HSV-Trainer Bernd Hollerbach nach dem Spiel. Er könne sich zwar auch nicht genau erklären, weshalb die Hamburger in München immer derart vermöbelt werden (3:50 Tore in den vergangene­n acht Partien), allerdings wären die Ereignisse der vergangene­n Tage und Wochen nicht spurlos an seinen Spielern vorbeigega­ngen. „Ich bin eigentlich keiner, der nach Ausreden sucht, aber in dem Fall ist es schon viel, was auf die Spieler einprassel­t.“Als da wären: Hollerbach übernimmt das Traineramt von Markus Gisdol. Verpflicht­et wird er von Vorstand Heribert Bruchhagen und Sportdirek­tor Jens Todt. Die wiederum werden zwei Tage vor dem Spiel in München von dem gerade erst gewählten Präsidente­n Bernd Hoffmann entlassen. Dazu auch noch Fans, die unverhohle­n mit Gewalt drohen. „Bevor die Uhr ausgeht, jagen wir euch durch die Stadt“, stand auf einem Transparen­t vor wenigen Wochen. Neuer geschmackl­oser Höhepunkt: Nach der Niederlage in München stellten An- in der Nacht zum Sonntag elf Kreuze auf. Dazu wurde ein Transparen­t mit dem Spruch aufgehängt: „Eure Zeit ist abgelaufen! Wir kriegen euch alle!“Die Hamburger geben einen armseligen Eindruck auf dem Weg in die zweite Liga ab.

Das ficht den lockeren Sieg der Münchner selbstvers­tändlich nicht an. Die leisteten sich in Person des dreifachen Torschütze­n Robert Lewandowsk­i sogar den Luxus eines verschosse­nen Foulelfmet­ers. Schmerzhaf­ter war da schon die Verletzung, die sich Corentin Tolisso bei einem Schussvers­uch zuzog. Statt des Balles traf er mit dem Schienbein selbiges seines Gegenspiel­ers. Eine schwere Prellung samt Auswechslu­ng war die Folge. Ein Einsatz im Achtelfina­l-Rückspiel der Champions League am Mittwoch in Istanbul ist unwahrsche­inlich.

Probleme, von denen die Hamburger nur träumen können. Dort werden die Zersetzung­szustände immer deutlicher. „Viel schlimmer als gegnerisch­e Fan-Gesänge ist die Einstellun­g bei einigen von uns – keine Ahnung wie so etwas möglich ist“, sagte Angreifer Sven Schipplock nach dem Spiel. Recht viel deprihänge­r mierender kann es kaum kommen. Aber das dachte man vor Wochen ja auch schon. FC Bayern

Ulreich – Kimmich, Boateng, Hummels, Alaba – Javi Martinez – Robben

(63. Thiago), Müller, Vidal (46. Tolisso (65. Rudy)), Ribéry – Lewandowsk­i

Mathenia – Diekmeier

(24. Janjicic), van Drongelen, Papadopou los, Douglas Santos – Walace (70. Vagno man), Jung – Sakai, Hunt (87. Jatta), Kostic – Schipplock 1:0 Ribéry (8.), 2:0 Le wandowski (12.), 3:0 Lewandowsk­i (19.),

4:0 Robben (55.), 5:0 F. Ribéry (81.), 6:0 Lewandowsk­i (90./Foulelfmet­er)

75 000 Dingert Hamburger SV schauer Tore Schiedsric­hter Zu

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Foto: Tobias Hase, dpa Christian Mathenia holte sechs Mal den Ball aus seinem Tor – und hatte Glück, dass er es nicht noch häufiger machen musste. Wirklich unterstütz­t wurde er von seinen Vorderleut­en nicht beim Versuch, Tore zu verhindern.

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