Stört Merings Gewerbepark die Osttangente?
Die geplanten Flächen für die Ansiedlung von Unternehmen sorgen für hitzige Diskussionen – unter anderem in Kissing
Mering
Mit einem rund zehn Hektar großen Gewerbepark möchte die Marktgemeinde Mering ihre Steuereinnahmen verbessern. Dagegen regt sich Widerstand von verschiedener Seite.
Die Nachbarkommune Kissing – schwer geplagt vom Durchfahrtsverkehr auf der B2 – ist gegen den Gewerbepark, weil sie fürchtet, dass dieser der Osttangente im Weg sein könnte, die hier Entlastung bringen soll. Ebenfalls gegen den Gewerbepark ist das Aktionsbündnis keine Osttangente (A-ko). Allerdings aus dem gegenteiligen Grund. Die Straßenbaugegner fürchten, dass der Gewerbepark weitere Ansiedlungen und so viel Verkehr nach sich zieht, dass das von ihnen abgelehnte Straßen-Großprojekt unumgänglich wird.
Tatsächlich beobachtet das Staatliche Bauamt Augsburg, für das die Osttangente eines der wichtigsten Projekte der kommenden Jahre ist, die Pläne in Mering sehr aufmerksam. Stefan Scheckinger, Leiter für den Fachbereich Straßenbau, sieht die Osttangente jedoch nicht gefährdet. „An der Stelle, an der der Gewerbepark kommt, würde die Osttangente eh nie liegen“, meint er. Insgesamt schwinde aber natürlich der Planungsspielraum, je mehr im Umfeld der möglichen Trasse gebaut werde. „Es ist hier aber nicht so eng, dass das schon zum Problem wird“, sagt Scheckinger.
Rechtlich hätte das Bauamt zum jetzigen Zeitpunkt keine Handhabe, um einzugreifen. Eine Veränderungssperre zum Schutz der künftigen Straße sei erst bei Planfeststellung möglich. Und daran sei erst in einem Zeitraum von etwa zehn Jahren zu denken.
Der Gemeinde Kissing geht es mit ihren Einwänden jedoch nicht nur um das eigentliche Gewerbegebiet, sondern auch um die Ausgleichsflächen. Mering muss allein für den artenschutzrechtlichen Ausgleich rund drei Hektar Fläche ausweisen. Und diese müssen sich innerhalb eines festgelegten Bereichs im Lechfeld befinden, der sich mit dem bisherigen Trassenvorschlag für die Osttangente überschneidet. Beim Markt Mering laufen im Moment gerade die Kaufverhandlungen mit den Landwirten. „Das ist eher das, was uns einmal Sorgen bereiten könnte“, sagt Scheckinger.
Erst im Vorjahr hat die Bahn in dem betreffenden Bereich ihre letzten Ausgleichsflächen für den viergleisigen Ausbau der Strecke München-Augsburg hergerichtet. Da diese als hochwertiger gelten als normale Wiesen- und Ackerflächen, müssen sie beim Bau der Osttangente auch aufwendiger wieder ausgeglichen werden. Ähnliches könnte nun mit dem Meringer Gewerbepark geschehen. Erst stellt die Kommune für viel Geld ihre Artenschutzflächen her, dann werden diese beim Straßenbau wieder zerstört und wieder für viel Geld an anderer Stelle ersetzt – das ganze erfolgt zwar aus verschiedenen Töpfen, aber am Ende doch auf Kosten der Steuerzahler. „Da werden wir gegebenenfalls das Gespräch mit der Kommune suchen“, kündigt Scheckinger an. Ein Gewerbepark lasse sich nur schwer verschieben, bei einzelnen Ausgleichsflächen gebe es dagegen schon Spielraum.
Und wie beurteilt er das Verkehrsaufkommen durch den neuen Gewerbepark? Im Vergleich zum bereits bestehenden Verkehrsaufkommen im Augsburger Großraum spiele das kaum noch eine Rolle, meint Scheckinger. Der Gewerbepark werde weder etwas an der Notwendigkeit der geplanten Straße noch an den benötigten Dimensionen ändern. „Meiner Ansicht nach bräuchten wir die Osttangente am besten heute schon“, sagt er.
Vor Ort in Mering dreht sich die Diskussion jetzt vor allem darum, wie es mit dem Gewerbepark nach der Absage von Kuka weiter gehen soll. Wie berichtet, hatte die Gemeinde
Bauamt sieht Osttangente nicht gefährdet
Kuka hat sich gegen Mering entschieden
bisher all ihre Pläne für eine Ansiedlung des Roboterherstellers gemeinsam mit dem Logistiker Honold ausgerichtet. Doch der Konzern hat sich gegen den Standort Mering entschieden. Und nun herrscht Verunsicherung. Es ist zwar klar, dass Mering das Gewerbegebiet dennoch verwirklichen wird: Ob mit einer Vielzahl kleinerer Betriebe oder ob doch Honold einen anderen überzeugenden Partner für die Ansiedlung gewinnen kann – das ist im Moment noch unklar. Entsprechend hält das Aktionsbündnis A-ko auch seine OnlinePetition gegen die Ansiedlung des Logistikkonzerns Honold in Mering aufrecht. Diese läuft noch neun Tage, hat aber längst die Stimmen erreicht, die sich die Initiatoren zum Ziel gesetzt hatten.