Das Hilfsangebot muss auch für Anwohner gelten
hängen Informationsschreiben der Stadt. Das Gitter an der Eingangstüre ist jedoch unten. Ein Zutritt ist nicht möglich. Derzeit werden die Räume eingerichtet. So wird ein Herd angeschlossen. Eine zusätzliche Toilette wird installiert, da es im sanitären Bereich eine Trennung von Frauen und Männern geben muss. Diese Arbeiten sollen nach Stand der Dinge bis Mitte, Ende April abgeschlossen sein.
Die Schlüsselübergabe an die Träger erfolgt demnächst. Dann wollen die Sozialpädagogen die künftigen Räume mit süchtigen Menschen besuchen. „Man schaut gemeinsam an, wie die Einrichtung einmal aussehen könnte, und welche Ideen die Klienten einbringen“, erläutert Wurm. Die Stadt zieht mit der Drogenhilfe und dem SKM an einem Strang. Die Suche nach einem Süchtigen-Treff in Oberhausen gestaltete sich äußerst schwierig. Der jetzige Standort kam erst ins Rennen, als der zunächst favorisierte Standort in der Dinglerstraße nicht zuletzt wegen der Anwohnerproteste politisch nicht durchsetzbar war. Auch rund um die Branderstraße hält sich die Begeisterung der Nachbarn über den Treff in Grenzen. Allerdings gab es bei einem Informationsabend der Stadt, an dem für den Standort direkt am Bahnhof geworben wurde, die allgemeine Einschätzung, „dass für die Drogenabhängigen und Alkoholiker etwas getan werden muss“. Die jetzigen Zustände am Oberhauser Bahnhof seien nicht länger hinnehmbar. Der Treff wird als wichtiger Baustein gesehen, um den Süchtigen zu helfen.
Wurm glaubt, dass dies möglich sein wird. Grundlage dafür sei die finanzielle Ausstattung des Projekts, das zunächst auf zwei Jahre angelegt ist. Das derzeitige Volumen des Projektes umfasst jährlich 220000 Euro. Die Regierung von Schwaben wird voraussichtlich 60 Prozent übernehmen. Der größte Betrag sind die Personalkosten mit 150 000 Euro jährlich. Die restlichen Beträge sind Sachmittel. Darin enthalten sind Miete, Strom, Telefon und Reinigung. Zusätzlich steht ein Betrag von 6000 Euro für die Erstausstattung der Einrichtung zur Verfügung.
Die Regierung von Schwaben unterstützt den Treff, weil es sich im Gesamtpaket um eine Aufwertung des Stadtteils handelt. Oberhausen soll auch davon profitieren, dass es
mehr Grün gibt und die Aufenthaltsqualität am Helmut-HallerPlatz erhöht wird. Mehr Geld verschafft den Trägern des „Betreuten Treffs“nun auch die Möglichkeit, längere Öffnungszeiten anzubieten. In der Dinglerstraße war angedacht, dass der Treff von Dienstag bis Freitag jeweils von 13 bis 18 Uhr offen ist. Wie das Konzept der jetzigen Öffnungszeiten konkret aussieht, ist noch nicht geklärt. Im Ausschuss berichtete Wurm, „dass wir am Anfang die Nachbarn nicht überfordern wollen“. Das heißt, dass auch ein Teil der Arbeitszeit der Sozialpädagogen damit verbracht wird, bei den Nachbarn um Verständnis
zu werben und Informationsveranstaltungen zu organisieren. Mit der vorhandenen Personalausstattung ist eine Öffnung an fünf bis sechs Tagen umsetzbar, je nach Umfang der Arbeit im Umfeld der Einrichtung. Die genauen täglichen Öffnungszeiten werden durch die Träger nach einer Erprobungsphase festgelegt, heißt es hinter den Kulissen. Wenn der „Betreute Treff“dann in den regelmäßigen Betrieb geht, soll er einen neuen Namen erhalten. Die Suche danach hat begonnen. Vertreter der Stadt und der Träger, aber auch die Süchtigen, sind in die Namenssuche eingebunden. »Kommentar
Wenn ein erwachsener Mensch in irgendeiner Form zu Drogen greift, ist dies zunächst seine persönliche Entscheidung. Dies gilt für legale Drogen wie Alkohol ebenso wie für verbotene Substanzen wie Cannabis, Heroin und Kokain. Man weiß andererseits aber auch um die Folgen einer Abhängigkeit, die entstehen können. Bekannt ist, wie sehr unter der eigenen Drogensucht das familiäre Umfeld leidet und wie tief der gesellschaftliche Absturz durch eine Drogenabhängigkeit ist. Rauschgift- und Alkoholabhängigkeit wirft den Menschen in viel zu vielen Fällen aus der Bahn. Der Süchtige muss deshalb nicht gleich sterben. Daher bringt es nicht allzu viel, die Zahl der Drogentoten in jährlich erscheinenden Statistiken zu vergleichen. Weitaus wichtiger ist es, süchtigen Menschen zu helfen. Entzugstherapien sind ein wichtiger Schritt, um von der Sucht loszukommen. Die ärztliche Betreuung ist ein weiterer entscheidender Aspekt.
Die Folgen einer teils nicht mehr kontrollierbaren Sucht sind nahezu täglich am Oberhauser Bahnhof zu erleben. Er ist der zentrale Treffpunkt der Augsburger Drogenund Alkoholikerszene. Deshalb ist es überfällig, direkt vor Ort ein Hilfsangebot einzurichten. Der Süchtigentreff ist Antwort der Stadt und zweier Träger, Süchtigen die Hand zu reichen. Es geht um Beratung und Unterstützung. Ob das Konzept erfolgreich ist, muss der auf zwei Jahre angelegte Versuch zeigen. Der Treff ist auch deshalb eine große Herausforderung, weil es nicht allein um die Situation der Süchtigen gehen darf. Gerade die Anwohner in der Branderstraße und im Umfeld des Bahnhofs haben ein Recht darauf, dass ihre Interessen berücksichtigt werden. Sie haben in den zurückliegenden Jahren bereits sehr viel Toleranz gezeigt.
Der Treff muss dazu beitragen, die Lebenssituation der Oberhauser Bürger zu verbessern. Die Sozialpädagogen der Drogenhilfe und des SKM wissen, welch schwere Aufgabe auf sie zukommt. Nicht nur einmal haben sie in den Debatten um den Süchtigentreff betont, dass sie an einen Erfolg glauben. Der Praxistest gibt die Antwort.