Koenigsbrunner Zeitung

Auf der Suche nach dem Knopf im Kopf

Lerntraine­rin Eva Hörtrich erklärt, wie Sie Ihrem Kind die Schularbei­ten erleichter­n

- VON STEFFI BRAND Symbolfoto: Silvia Marks, dpa

Landkreis Augsburg

Es ist Mittag. Die Tür geht auf. Das Schulkind kommt von der Schule nach Hause. Nun sind die vorausscha­uenden Fähigkeite­n der Eltern gefragt, die vielleicht schon am Umgang mit dem Schulranze­n erahnen können, wie es um den Gemütszust­and des Kindes bestellt ist. Was folgt, ist die Zeit des Hausaufgab­enmachens und des Lernens, die in vielen Familien zum Stressfakt­or wird.

Einen Knopf im Kopf, um das Gehirn „anzuknipse­n“und sofort in einhundert­prozentige Lernbereit­schaft zu versetzen, den gebe es nicht, erklärt Lerntraine­rin Eva Hörtrich aus Aystetten. Wohl aber könnte man, bildlich gesprochen, das Gehirn mit einer Herdplatte vergleiche­n, die erst einmal erwärmt werden muss, um zum Kochen genutzt zu werden.

Im Fachjargon heißt dieser Vorgang „Priming“. Diese Aufwärmpha­se sollte vor dem Start der Hausaufgab­en oder der Lernphase stehen. Eine kreative Arbeit, bei der die sonst oft vernachläs­sigte rechte Gehirnhälf­te aktiv wird, oder ein Revue-passieren-Lassen der Inhalte der Schule – ohne ins Buch zu gucken – kann eine einfache Form dieser Aufwärmpha­se sein.

Ob zwischen Heimkehr von der Schule und dem Lernen eine Pause zur Struktur der Familie gehört oder ob direkt mit den Hausaufgab­en oder dem Lernen begonnen werden sollte, das hängt von der Familie und dem Kind selbst ab.

Wer keine Pause braucht, startet gleich mit der Aufwärmpha­se und mit Themen, die leichtfall­en und die gefallen. „Mit den schwersten In- halten zu beginnen, um diese abhaken zu können, ist der falsche Ansatz“, erklärt Eva Hörtrich und wischt damit einen alten Mythos vom Tisch.

Auch die Regel, dass während Hausaufgab­en und Lernphase nur der Ess- oder Schreibtis­ch der einzig erlaubte Ort ist, sollte längst passé sein. „Ein Ortswechse­l ist Bewegung fürs Gehirn“, erklärt die Lerntraine­rin. So dürfen die Vokabeln auch einmal beim Auf- und Ablaufen im Zimmer eingeübt werden.

Bewegung ist im Übrigen nicht nur in der Lernphase ein wichtiger Faktor für den Lernerfolg, sondern auch in den Pausen. „Gute Pausen“, so Eva Hörtrich, „beinhalten immer ein Stück weit Bewegung.“Allein schon das Aufstehen, das In-dieKüche-Gehen, das Kneten oder Werfen eines Stressball­s wird vom Gehirn als Bewegung erkannt.

Schlechte Pausen sind hingegen die, die am Handy oder am Computer verbracht werden. Zu erklären ist dies mit Erkenntnis­sen aus der Neurologie: Das Gehirn braucht eine möglichst ruhige Pause, um das eben Gelernte abzuspeich­ern. Dies verfestigt sich nicht direkt in der aktiven Phase des Lernens, sondern danach. Das heißt auch, dass nach dem eigentlich­en Lernen eine Pause anstehen muss, um dem Gehirn zu helfen, die Informatio­nen auch langfristi­g verfügbar zu halten.

Wie Informatio­nen ins Gehirn gelangen und sich dort auch festsetzen, dafür gibt es ganz verschiede­ne Lernstrate­gien. Das Wissen darüber, wie der eigene Lerntyp sich Inhalte aneignet, und die Erkenntnis, dass es darüber hinaus auch noch andere Lernstrate­gien gibt, das ist der Mix, der Eva Hörtrichs Seminar für Eltern und Kinder gleicherma­ßen spannend macht. Der Ansatz ist dabei nicht, die Energie auf Negatives zu verwenden, sondern Tipps für ein harmonisch­es Familienle­ben trotz Lern-, Schul- und Notendruck zu bekommen.

Für die perfekte Struktur des nachschuli­schen Lebens hat die Lerntraine­rin ebenso wenig ein Patentreze­pt wie dafür, wie viel sich Eltern überhaupt einmischen dürfen und sollen. Ziel sollte sein, mit dem Kind gemeinsam ein Gespür für Lerninhalt­e und den damit verbundene­n Zeitaufwan­d zu schaffen. „Das ist die Grundlage, um gemeinsam gutes Lernen zu lernen“, erklärt Eva Hörtrich. Anweisunge­n wie „fang an und konzentrie­re dich“sind hier fehl am Platz. Die Herausford­erung dabei ist, Kinder nicht zu überforder­n. Hält ein Elternteil eine zehnminüti­ge Lernsequen­z täglich für nötig, dann geben die Eltern dies vor. Um das Kind einzubinde­n, kann es jedoch selbst entscheide­n, wann im Zeitraum von 14 bis 16 Uhr eben diese Lernsequen­z stattfinde­n soll.

O

Info

Unter dem Titel „Lernen im All tag. Lernstrate­gien und Zeitmanage ment für Kinder und Eltern“hält Lerntrai nerin Eva Hörtrich am Freitag,

16. März, zwischen 15 und 18 Uhr einen Workshop zum Thema ab. Ort: Grund / Mittelschu­le Diedorf, Pestalozzi­str. 17, Zimmer 105. Die Anmeldung erfolgt über die Vhs. Die Kursgebühr beträgt

11,20 Euro.

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Auch für das Erledigen der Hausaufgab­en brauchen die Kinder zunächst eine Aufwärmpha­se.
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Eva Hörtrich

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