Auf der Suche nach dem Knopf im Kopf
Lerntrainerin Eva Hörtrich erklärt, wie Sie Ihrem Kind die Schularbeiten erleichtern
Landkreis Augsburg
Es ist Mittag. Die Tür geht auf. Das Schulkind kommt von der Schule nach Hause. Nun sind die vorausschauenden Fähigkeiten der Eltern gefragt, die vielleicht schon am Umgang mit dem Schulranzen erahnen können, wie es um den Gemütszustand des Kindes bestellt ist. Was folgt, ist die Zeit des Hausaufgabenmachens und des Lernens, die in vielen Familien zum Stressfaktor wird.
Einen Knopf im Kopf, um das Gehirn „anzuknipsen“und sofort in einhundertprozentige Lernbereitschaft zu versetzen, den gebe es nicht, erklärt Lerntrainerin Eva Hörtrich aus Aystetten. Wohl aber könnte man, bildlich gesprochen, das Gehirn mit einer Herdplatte vergleichen, die erst einmal erwärmt werden muss, um zum Kochen genutzt zu werden.
Im Fachjargon heißt dieser Vorgang „Priming“. Diese Aufwärmphase sollte vor dem Start der Hausaufgaben oder der Lernphase stehen. Eine kreative Arbeit, bei der die sonst oft vernachlässigte rechte Gehirnhälfte aktiv wird, oder ein Revue-passieren-Lassen der Inhalte der Schule – ohne ins Buch zu gucken – kann eine einfache Form dieser Aufwärmphase sein.
Ob zwischen Heimkehr von der Schule und dem Lernen eine Pause zur Struktur der Familie gehört oder ob direkt mit den Hausaufgaben oder dem Lernen begonnen werden sollte, das hängt von der Familie und dem Kind selbst ab.
Wer keine Pause braucht, startet gleich mit der Aufwärmphase und mit Themen, die leichtfallen und die gefallen. „Mit den schwersten In- halten zu beginnen, um diese abhaken zu können, ist der falsche Ansatz“, erklärt Eva Hörtrich und wischt damit einen alten Mythos vom Tisch.
Auch die Regel, dass während Hausaufgaben und Lernphase nur der Ess- oder Schreibtisch der einzig erlaubte Ort ist, sollte längst passé sein. „Ein Ortswechsel ist Bewegung fürs Gehirn“, erklärt die Lerntrainerin. So dürfen die Vokabeln auch einmal beim Auf- und Ablaufen im Zimmer eingeübt werden.
Bewegung ist im Übrigen nicht nur in der Lernphase ein wichtiger Faktor für den Lernerfolg, sondern auch in den Pausen. „Gute Pausen“, so Eva Hörtrich, „beinhalten immer ein Stück weit Bewegung.“Allein schon das Aufstehen, das In-dieKüche-Gehen, das Kneten oder Werfen eines Stressballs wird vom Gehirn als Bewegung erkannt.
Schlechte Pausen sind hingegen die, die am Handy oder am Computer verbracht werden. Zu erklären ist dies mit Erkenntnissen aus der Neurologie: Das Gehirn braucht eine möglichst ruhige Pause, um das eben Gelernte abzuspeichern. Dies verfestigt sich nicht direkt in der aktiven Phase des Lernens, sondern danach. Das heißt auch, dass nach dem eigentlichen Lernen eine Pause anstehen muss, um dem Gehirn zu helfen, die Informationen auch langfristig verfügbar zu halten.
Wie Informationen ins Gehirn gelangen und sich dort auch festsetzen, dafür gibt es ganz verschiedene Lernstrategien. Das Wissen darüber, wie der eigene Lerntyp sich Inhalte aneignet, und die Erkenntnis, dass es darüber hinaus auch noch andere Lernstrategien gibt, das ist der Mix, der Eva Hörtrichs Seminar für Eltern und Kinder gleichermaßen spannend macht. Der Ansatz ist dabei nicht, die Energie auf Negatives zu verwenden, sondern Tipps für ein harmonisches Familienleben trotz Lern-, Schul- und Notendruck zu bekommen.
Für die perfekte Struktur des nachschulischen Lebens hat die Lerntrainerin ebenso wenig ein Patentrezept wie dafür, wie viel sich Eltern überhaupt einmischen dürfen und sollen. Ziel sollte sein, mit dem Kind gemeinsam ein Gespür für Lerninhalte und den damit verbundenen Zeitaufwand zu schaffen. „Das ist die Grundlage, um gemeinsam gutes Lernen zu lernen“, erklärt Eva Hörtrich. Anweisungen wie „fang an und konzentriere dich“sind hier fehl am Platz. Die Herausforderung dabei ist, Kinder nicht zu überfordern. Hält ein Elternteil eine zehnminütige Lernsequenz täglich für nötig, dann geben die Eltern dies vor. Um das Kind einzubinden, kann es jedoch selbst entscheiden, wann im Zeitraum von 14 bis 16 Uhr eben diese Lernsequenz stattfinden soll.
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Info
Unter dem Titel „Lernen im All tag. Lernstrategien und Zeitmanage ment für Kinder und Eltern“hält Lerntrai nerin Eva Hörtrich am Freitag,
16. März, zwischen 15 und 18 Uhr einen Workshop zum Thema ab. Ort: Grund / Mittelschule Diedorf, Pestalozzistr. 17, Zimmer 105. Die Anmeldung erfolgt über die Vhs. Die Kursgebühr beträgt
11,20 Euro.