Von der Hausfrauenehe zum Haushaltsvertrag
Die Bobinger sind geteilter Ansicht über die Äußerungen der ehemaligen Bundesfamilienministerin Renate Schmid und der Kolumnistin Helma Sick
Bobingen
Der Höhepunkt des Bobinger Frauentages war der Vortrag von Helma Sick, Deutschlands bekanntester Frauen-Finanzexpertin und Brigitte-Kolumnistin und der ehemaligen Bundesfamilienministerin Renate Schmidt. Sie sprachen über ihr gemeinsames Buch „Ein Mann ist keine Altersvorsorge“. Der dazugehörige interessante und kurzweilige Vortrag wurde im Publikum zum Teil recht kontrovers verfolgt. Auch wenn eine grundsätzliche Zustimmung der anwesenden Frauen vorhanden war und viele Punkte sogar durch spontanen Zwischenapplaus belohnt wurden, kamen gerade die Äußerungen gegen die „staatlich subventionierte Hausfrauenehe“bei vielen älteren Besucherinnen nicht so gut an.
Bei der Aufzählung dagegen, was gerade berufstätige Mütter alles noch neben dem Beruf familiär leisten müssen, wurde spontan geklatscht. Ex-Ministerin Renate Schmidt hatte dazu auch ein Beispiel parat: „In der Mittagszeit habe ich oft die berufstätigen Frauen dabei beobachtet, wie sie zu Hause anriefen, sich darum kümmerten, dass die Kinder etwas zu Essen auf dem Tisch hatten und dass die Hausaufgaben sowie das Nachmittagsprogramm erledigt wurden. Bei berufstätigen Männern habe ich solche Anrufe nie hören können“, sagte sie.
Beide Frauen appellierten an die Anwesenden, sich niemals von schönen Versprechungen täuschen zu lassen. „Regeln Sie Arbeitszeiten, die Aufteilung des Haushalts und der Kindererziehung zu Beginn ihrer Liebe mit einem Vertrag“, empfahl Helma Sick. „Ist die Liebe erst vorbei, ist es schwer, noch etwas durchzusetzen.“Dazu mahnte sie die Frauen, stets für sich selbst vorzusorgen und sich abzusichern. Insgesamt erhielt der Vortrag große Zustimmung. Nur an der tatsächlichen Machbarkeit in unserer Gesellschaft blieben bei vielen leise Zweifel zurück.
Zwei Fragen an Renate Schmidt
Was ist der Internationale Frauentag für Sie? Renate Schmid:
Für mich ist der Internationale Frauentag ein Tag, an dem die Welt einmal mehr erinnert werden muss, dass es überall noch keine wirkliche Gleichberechtigung von Frauen gibt. Bezahlte und unbezahlte Arbeit sollte zwischen den Geschlechtern gleich aufgeteilt werden. Das beinhaltet alle Chancen, Pflichten und Rechte.
Was raten Sie Frauen zu diesem Tag?
Renate Schmid:
Zu Hause mal auf den Tisch zu hauen und den Männern zu sagen, dass man es satt hat, die gesamte Haus- und Familienarbeit alleine zu machen und ihnen die Wäsche nachzutragen. Ich würde den Männern sagen, dass durchaus die Möglichkeit besteht, die Wäsche auch selbst zu waschen!