Markus Söder kommt ins Bierzelt
Die CSU im Kreis setzt auf Polit-Promis und Ergebnisse einer Mitgliederbefragung. Wer schlechte Noten bekam
Landkreis Augsburg
Mit dem gestrigen Rücktritt von Horst Seehofer und der am Freitag geplanten Vereidigung von Markus Söder als Ministerpräsident scheint der Streit in der CSU-Führungsriege endgültig beigelegt. Doch bei der CSU im Augsburger Land hallt er noch nach. Dort nämlich liegen 700 Fragebogen von CSU-Mitgliedern, in denen diese ihre Meinung über die Politik der Partei kundtun.
Erhoben wurden die Antworten auf dem Höhepunkt des Führungsstreits im vergangenen Jahr, als die Schlappe bei der Bundestagswahl taufrisch war. Das sei manchen Antworten auch anzumerken, sagt die Kreisvorsitzende Carolina Traut- welche die Umfrage unter den 2500 Mitgliedern, die bei ihren Antworten anonym blieben, in den Wege geleitet hatte. Die CSUler im Augsburger Land nämlich hätten ihrem heimischen Spitzenpersonal durch die Bank bessere Schulnoten gegeben als den streitenden Platzhirschen in München.
Doch das ist jetzt Schnee von gestern, und außerdem ließ Trautner die Umfrage nicht machen, um sich bei der Basis gute Noten abzuholen, wie sie sagt. Gefragt war – auch das eine Folge der Bundestagswahl – nämlich Kritik am Wahlprogramm, gepaart mit Vorschlägen, auf welche Themen man im nächsten Wahlkampf setzen solle. Also bei dem jetzt beginnenden um die Mehrheit im Bayerischen Landtag, bei dem auch Trautner ihr Mandat in München verteidigen will.
Die Antworten auf den Fragebögen hätten gezeigt, erläuterte Trautner im Gespräch mit unserer Zeitung, dass den meisten Mitgliedern im Bundestagswahlkampf zu viel über die Asylpolitik geredet worden sei. Vermisst hätten sie dagegen Themen wie Rente oder die Sicherung der Pflege. Für die Landtagsner, wahl spielen bei der Parteibasis laut der Umfrage offenbar die Themen „Bildung“, „Innere Sicherheit“, „Wohnen“und „Gesundheit“eine wichtige Rolle. „Landwirtschaft“oder „Finanzen“seien dagegen in der Interessensskala für sie überraschend weit unten gelandet, sagt Trautner.
Und noch eins schrieben die Mitglieder der Chefin des größten schwäbischen CSU-Kreisverbandes ins Stammbuch. Sie schätzen die Wahlkampfveranstaltungen im Bierzelt nicht mehr so sehr, die seit langen Jahren das Bild von der CSU in Bayern prägen. Stattdessen wollen die Mitglieder mit ihren Spitzenpolitikern in kleinerem Rahmen ins Gespräch kommen.
Diese Anregung finde bereits im jetzigen Wahlkampf Niederschlag, sagt Trautner. Sie verweist auf Veranstaltungen mit Wirtschaftsministerin Ilse Aigner und Landwirtschaftsminister Helmut Brunner, wo man in kleinem Rahmen Zielgruppen angesprochen habe. Den beiden Ministern sollen weitere Kabinettsmitglieder folgen. Auch Sozialministerin Emilia Müller und Gesundheitsministerin Melanie Huml sollen noch kommen, bevor der Chef selbst in der Endphase des Wahlkampfs auftritt.
Markus Söder soll am 19. September in Schwabmünchen sprechen. Er wird am Vorabend des Michaeli-Jahrmarkts seinen Auftritt haben – und zwar ganz traditionell im Bierzelt, das für das Volksfest schon aufgebaut ist.