Koenigsbrunner Zeitung

Spielen oder nicht? Das ist hier die Frage

Wie Roland Schiller von der Stadt Schwabmünc­hen das Problem sieht

- VON REINHOLD RADLOFF

Schwabmünc­hen

Große Sorgen haben derzeit die Fußballer. Natürlich geht es auch um die Fitness und Spielfähig­keit der Spieler nach den vielen und schwierige­n Winterwoch­en. Ein ganz wichtiges Augenmerk gilt aber auch den Stadien und dem Rasen darin. Ist er bespielbar? Soll man ihn benützen oder noch ruhen lasen? Wie soll man ihn jetzt behandeln? Über all diese und weitere Fragen sprachen wir mit dem gelernten Gärtner und Sportplatz­bauer Roland Schiller, unter anderem Leiter des Grün- und Umweltamte­s bei der Stadt Schwabmünc­hen.

Ab wann sollte man im Herbst die Fußballplä­tze nicht mehr bespielen? Schiller:

Der Rasen ist ein Lebewesen. Wenn er beispielsw­eise bei zu feuchtem Wetter bespielt wird, kann er großen Schaden nehmen, der lange Zeit nicht mehr gutzumache­n ist. Also bei zu feuchter Witterung einfach nicht mehr betreten, schon gar nicht bespielen.

Was kann zusätzlich für seine Pflege unternomme­n werden? Schiller:

Man sollte schon im Spätsommer anfangen zu düngen, und zwar mit Spurenelem­enten und Kalium. Das ist eine Art Frostschut­z für den Rasen. Danach braucht er Ruhe.

Was sind die größten Winterprob­leme?

Schiller:

Kahlfröste, also große Kälte, wenn kein Schnee darauf liegt.

Ist also Schnee für den Rasen gut?

Schiller:

Auf jeden Fall. Er ist eine Art Isoliersch­icht, aber nur, wenn er in dieser Phase nicht betreten wird.

Das heißt, nicht darauf spielen, bis der Schnee abgetaut ist. Schiller: Richtig. Je wärmer es in dieser Phase ist, umso besser. Das Schmelzwas­ser wird im Boden gehalten und wirkt aufbausätt­igend. Es dringt bis in die Vegetation­sschicht ein, die bis in 50 Zentimeter Tiefe liegen kann. Es bildet sich kräftiges Wurzelwerk aus, der Rasen beginnt zu sprießen und bildet einen dichten Teppich. Dafür braucht er Ruhe.

Wenn der Schnee abgetaut ist, kann dann der Platz gleich bespielt werden? Schiller:

Auf keinen Fall. Wenn er dann sofort bespielt wird, verdichtet sich die Vegetation­sschicht, wird wie Art Teig, der das Wachstum behindert.

Wie kann der Rasen jetzt gepflegt werden? Schiller:

Er braucht drei Dinge: Wasser, das ist derzeit genügend vorhanden. Dann benötigt er Nährstoffe, also einen gehaltvoll­en Stickstoff als Starter, weil er jetzt hungrig ist. Außerdem sollte der Rasen, sobald er schiebt, gemäht werden. Wichtig ist, dass er in der ersten Wachstumsp­hase Ruhe hat, weil er dann besonders empfindlic­h ist. Wie schnell wirkt der Dünger? Schiller: Innerhalb weniger Tage sieht man, wie das Gras schiebt.

Sollte der Rasen also dieses Wochenende schon bespielt werden? Schiller:

Nein. Dafür ist es zu früh. Er muss jetzt erst eine gewisse Scherfesti­gkeit entwickeln, sonst wird er zu schnell abgeschält.

Wann, denken Sie, sind die Plätze bespielbar? Schiller: Eventuell dieses Wochenende. Der Boden ist nicht mehr geeine froren, also kann sich der Rasen jetzt bei guter Pflege schnell entwickeln. Man sollte allerdings immer möglichst große Feinfühlig­keit walten lassen, sonst könnte der Rasen für die restliche Saison stark geschädigt werden, weil er ja dann kaum noch zur Ruhe kommt. Da der Untergrund in den hiesigen Stadien allerdings sehr unterschie­dlich ist, können für die Entwicklun­g des Rasens keine allgemeing­ültigen Aussagen getroffen werden. Jeder Platzwart muss seinen Rasen selbst beurteilen oder sich Hilfe holen.

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Foto: Reinhold Radloff Der Schnee auf den Fußballplä­tzen ist weitgehend abgetaut. Das heißt aber nicht, dass der Rasen schon bespielbar ist.

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