Mit 81 Jahren in den Landtag
Dass es im Bayerischen Landtag manchmal zugeht wie an einem Stammtisch, ist schlechterdings nicht zu bestreiten. Es wird palavert, es wird gestritten, es wird verzichtbarer Unsinn verzapft, es wird gelacht und abends, nach getaner Arbeit, soll es im Hohen Haus schon mal vorgekommen sein, dass ordentlich gesoffen wird. Insofern ist es nicht weiter verwunderlich, wenn sich ein Stammtischbruder denkt: Ich könnte doch auch in den Landtag wechseln.
Dass es hier nicht um irgendeinen Stammtischbruder geht, das dürfte klar sein. Es geht um Helmut Markwort, der Sonntag für Sonntag zum Stammtisch im
einlädt, um mit Wolfgang Heckl, dem Direktor des Deutschen Museums, und weiteren illustren Gästen beim Weißbier über Gott und die Welt zu plaudern.
Einer breiten Öffentlichkeit bekannt wurde Markwort als zupackender Chefredakteur des Focus, der nicht nur eine Schar von Redakteurinnen und Redakteuren dirigierte, sondern sich auch noch als Frontmann für die Werbung in eigener Sache ins Zeug schmiss. Sein legendärer Aufruf lautete: „Fakten, Fakten, Fakten. Und immer an die Leser denken.“(Ob das immer in die Tat umgesetzt wurde, sei den Lesern des überlassen).
Jetzt also will Markwort im Alter von 81 Jahren für die FDP in den Landtag. Wie zupackend man in diesem Alter noch sein kann, hängt von der individuellen Konstitution ab. Markwort ist es zuzutrauen, dass er es sich selbst zutraut. Horst Seehofer hat dereinst alle über 60-Jährigen aus dem Kabinett verbannt, denkt aber jetzt, im Alter von 68, auch anders.
Fakten, Fakten, Fakten können im Landtag nicht schaden. Aber bitte: Immer an die Wähler denken!