Döner Laden muss nach Urteil früher schließen
Vor knapp zwei Jahren wurde dem Pamukkale am Judenberg eine Öffnungszeit bis fünf Uhr in der Früh befristet genehmigt. Doch es gab Beschwerden wegen Ruhestörung durch die Kunden
Etwas ungerecht findet er es. Während andere Imbissgeschäfte in der Innenstadt bis zum frühen Morgen geöffnet haben dürfen, muss er nun um 22 Uhr schließen. Sinan Yeter betreibt mit seinem Vater den Kebap-Imbiss Pamukkale am Judenberg in der Altstadt. Nach einem Urteil des Verwaltungsgerichts mussten die beiden ihre Öffnungszeiten nun kürzen. Es hatte Beschwerden gegeben. Wer sich allerdings vor Gericht verantworten musste, waren nicht die Geschäftsleute, sondern die Stadt Augsburg.
Das Pamukkale ist bei vielen Augsburgern beliebt. Gerade um die Mittagszeit sind die Plätze im Laden besetzt. Die Kunden essen hier vor allem gerne Döner und beobachten durch die große Fensterfront das rege Treiben am Judenberg. Auch spät in der Nacht konnten bis vor Kurzem noch Kunden auf einen Snack vorbeikommen. Denn das Bauordnungsamt hatte den Betreibern im August 2016 eine Erweiterung der Öffnungszeiten genehmigt. Die Yeters und ihre Mitarbeiter durften fortan ihr Essen an jedem Tag bis morgens um fünf Uhr verkaufen. Die städtische Erlaubnis wurde allerdings zunächst befristet. Die Frist sollte Ende Januar dieses Jahres auslaufen. Doch zugleich schritt das Verwaltungsgericht ein.
Zwei Hauseigentümerinnen aus dem Umfeld hatten gegen die Stadt wegen der erteilten Genehmigung geklagt. Inhaber Yeter weiß, dass es ihnen vor allem um Ruhestörung ging. „Es hieß, dass unsere Kunden zu viel Lärm machten, dass Motoren von Autos nachts laufen würden und Betrunkene zu uns kämen.“Etwas Verständnis habe er ja für die Kritik, „weil wir hier an ein Anwohnergebiet angrenzen“. Aber Betrunkene habe es nicht oft gegeben. „Es waren halt vor allem junge Leute, die nachts zu uns kamen.“Beim Bauordnungsamt der Stadt war man sich der sensiblen Situation mit Anwohnern in der Altstadt bewusst.
„In dem Genehmigungsbescheid wurden zahlreiche Auflagen festgeschrieben, die ein verträgliches Nebeneinander des Pamukkale und der Wohnnutzung sicherstellen sollten“, berichtet Carolin RößlerSchick aus dem Baureferat. Eine Auflage etwa war, dass der Straßenverkauf nur bis 22 Uhr erfolgen durfte. Zu späterer Stunde sollten die Kunden die Speisen im Pamukkale verzehren. Sinan Yeter und seine Angestellten stellte das freilich vor eine schwierige Aufgabe. Das Gericht befand sogar, dass die Einhaltung der Auflage unmöglich sei.
Die Betreiber hätten keine rechtliche Möglichkeit, Kunden, die sich vor dem Lokal im öffentlichen Straßenraum aufhielten, des Platzes zu verweisen oder sie in anderer Weise zu zwingen, den Platz zu verlassen, heißt es unter anderem im Urteil. „Durch den Imbiss werde auch zur Nachtzeit Nachtschwärmerpublikum in den bisher ruhigen Altstadtbereich gezogen.“Nach Auffassung des Verwaltungsgerichts sind mit dem Begriff „Straßenverkauf“erhebliche Unklarheiten verbunden, fasst es Rößler-Schick vom Baureferat zusammen. Rechtsmittel gegen die Entscheidung wolle man nicht einlegen.
Warum der Altstadt-Imbiss früher schließen muss und vergleichbare Geschäfte in der Maximilianstraße länger geöffnet haben dürfen, erklärt Rößler-Schick. Das Pamukkale liege in einem sogenannten Allgemeinen Wohngebiet. Hier könne ein Döner-Imbiss wegen einer störenden Wirkung auf die besonders schutzwürdige Wohnnutzung unzulässig sein. „Ein Döner-Imbiss hingegen, der sich in einem Mischgebiet befindet, kann mit identischem Betriebskonzept und Öffnungszeiten zulässig sein.“Das treffe auf die Maxstraße zu.
Dass das Pamukkale um 22 Uhr schließen muss, stößt bei einigen Kunden jedoch auf Unverständnis, wie auf der Facebookseite des Lokals zu lesen ist. „Warum wohnt man am Judenberg, wenn man keinen Lärm vertragen kann? Ich zieh ja auch nicht an die Nordsee und beschwer mich über den Wind“, schreibt etwa Hend Rik. Caro Hornig findet, dass die Leute, die sich beschwert haben, doch aufs Land ziehen sollen. „Da werden ab 20 Uhr die Bordsteine hochgeklappt.“
Pamukkale-Betreiber Sinan Yeter will nun über seinen Anwalt versuchen, ob sich mit den Öffnungszeiten nicht doch noch etwas machen lässt.