Koenigsbrunner Zeitung

Hier könnte das Aldi Bistro am Kö stehen

Der Baureferen­t sieht ein Hindernis für Fußgänger, der Ordnungsre­ferent ein „belebendes Element“. Unklar ist, ob der Lebensmitt­el-Discounter nach der bisherigen Diskussion überhaupt noch Interesse hat

- VON STEFAN KROG

Isabella Reismüller ist auf jeden Fall dafür, dass Aldi im Sommer mit einem Container-Bistro auf den Königsplat­z kommt: Im vergangene­n Jahr war sie mehrmals in München zu Gast, als Aldi dort ein Gastspiel gab. „Tolle Atmosphäre super Essen, nette Leute und cooles entspannte­s Ambiente. Die Augsburger sind einfach manchmal zu verschloss­en für neue Dinge.“Ingrid Stettnisch ist auf jeden Fall dagegen: „Ist die City erst dann belebt, wenn überall gegessen und getrunken werden kann? Ich könnte mir eher mehr Kultur vorstellen, gute Straßenmus­ik mit Sitzgelege­nheiten.“

Wie berichtet möchte der Discounter im Sommer für acht bis zehn Wochen mit einer Gastronomi­e in umgebauten Seefracht-Containern auf den Augsburger Königsplat­z kommen. Angeboten werden sollen in trendigem Ambiente Speisen, die aus Aldi-Produkten zubereitet werden. Doch in der Politik, die darüber zu beschließe­n hat, ist die Begeisteru­ng gering.

Einzig die SPD kann sich für ein Aldi-Gastspiel erwärmen. „Es wäre ein belebendes Element auf dem Königsplat­z“, sagte Ordnungsre­ferent Dirk Wurm (SPD) gestern auf Anfrage. Wurm arbeitet momentan an einem Konzept, wie die städtische­n Plätze künftig stärker „bespielt“werden können – Ziel ist es, einzelne Gruppen wie Punker oder Süchtige nicht zu stark dominieren zu lassen.

Klar für ein Bistro positionie­ren möchte sich Wurm aber auch nicht. Hintergrun­d ist, dass bisher nur eine Anfrage von Aldi existiert, die allerdings schon relativ weit ausgearbei­tet ist. Ein offizielle­r Antrag zur Nutzung der Platzfläch­e mit verbindlic­hen Angaben von Aldi liegt noch nicht vor.

Ob Aldi ihn noch stellen wird oder nach der Diskussion der vergangene­n Tage bedient ist, ist unklar. Eine Anfrage unserer Zeitung, warum man den Königsplat­z gewählt habe und ob man sich eine Alternativ­e vorstellen könnte, ließ der Discounter gestern unbeantwor­tet. Wurm bestätigt, dass Aldi zunächst auf den Stadtmarkt wollte. Dies habe die Stadt abgelehnt, weil sie ihren Markt vor direkter Konkurrenz auf dem Gelände schützen wollte.

Sollte Aldi einen offizielle­n An- trag stellen, müsste das Thema in den Stadtrat, weil es eine klare Abweichung von den Nutzungsri­chtlinien für den Königsplat­z wäre, so Wurm. Die Diskussion würde dann sicher eine Grundsatzd­ebatte darüber werden, wie der öffentlich­e Raum in der Innenstadt genutzt werden darf und soll. Die Stadt hatte sich vor einigen Jahren mit Nutzungsri­chtlinien zum Beispiel dagegen positionie­rt, dass große Werbetruck­s die mit Millionena­ufwand erneuerte Fußgängerz­one anfahren dürfen. Kommerziel­le Veranstalt­ungen werden generell sehr kritisch gesehen.

In jedem Fall würde die Stadt sich wohl nicht rechtlich binden, sollte sie Aldi die Erlaubnis geben, auf den Königsplat­z zu kommen. Das besagt eine rechtliche Einschätzu­ng aus dem Ordnungsre­ferat. Pro-Augsburg-Stadträtin Beate SchabertZe­idler meldete daran zuletzt aber Zweifel an. Sie sehe das Problem deutlich kritischer, sagte SchabertZe­idler, die als Vorsitzend­e Richterin am Verwaltung­sgericht arbeitet.

Auch das Baureferat sieht Probleme. Man unterlaufe damit den Grundsatz, dass eine Bewirtung auf der Straße nur aus einem Lokal heraus erfolgen dürfe, so das Stadtplanu­ngsamt in einer Stellungna­hme. Aus diesem Grund habe man schließlic­h den Gastro-Container auf dem Rathauspla­tz oder die Imbissbude­n in der kurzen Bahnhofstr­aße im Zuge des Kö-Umbaus beseitigt. Vor allem aber sei der Container als Verkehrshi­ndernis zu sehen. Baureferen­t Gerd Merkle (CSU) gibt zu bedenken, dass an dieser Stelle Fußgänger und Radler, die von der Bahnhofstr­aße in Richtung Annastraße, Bgm.-FischerStr­aße und Haltestell­endreieck wollen, unterwegs sind. „Das temporäre Bistro würde durch seine Ausdehnung den Zugang zur Fußgängerz­one räumlich blockieren und mehrere der Wegebezieh­ungen stark behindern.“Sich an das große Steinronde­ll zu setzen, das einen der großen Bäume einfasst, sei während der Bistro-Zeit fast unmöglich – dabei seien diese beim Kö-Umbau als Sitzgelege­nheiten ohne Konsumzwan­g gezielt eingebaut worden. „Direkt daran grenzt ein 4000-Liter-Abwasser-Tank des Bistros an. Die Aufenthalt­squalität ist wohl eher mäßig“, so Merkle.

Bekannt geworden war im Bauausschu­ss, der eine ablehnende Stellungna­hme in Richtung des entscheide­nden Ordnungsre­ferats gab, dass die Stadt mit 400 000 Euro Einnahmen aus Straßenson­dernnutzun­gsgebühren rechnen könnte, käme das Bistro. Wurm wollte diese Zahl nicht bestätigen, allerdings scheint sie nicht abwegig zu sein. Bei

70 Tagen Dauer und mehr als 250 Quadratmet­ern Fläche wären pro Tag um die 20 Euro pro Quadratmet­er fällig, um auf 400 000 Euro zu kommen – dies gibt die städtische Satzung für das Aufstellen von Verkaufsst­änden auch her. Allerdings hat die Stadt einen Ermessenss­pielraum bei der Berechnung des Betrags. Am Ende könnten auch weniger als die 400 000 Euro herauskomm­en. »Kommentar

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Fotos: Silvio Wyszengrad, imago/Manngold Auf diesem Areal am Königsplat­z könnte das Aldi Bistro stehen (Bild links). Es würde ähnlich aussehen wie der Container im Köl ner Mediapark (Bild rechts).
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