Hier könnte das Aldi Bistro am Kö stehen
Der Baureferent sieht ein Hindernis für Fußgänger, der Ordnungsreferent ein „belebendes Element“. Unklar ist, ob der Lebensmittel-Discounter nach der bisherigen Diskussion überhaupt noch Interesse hat
Isabella Reismüller ist auf jeden Fall dafür, dass Aldi im Sommer mit einem Container-Bistro auf den Königsplatz kommt: Im vergangenen Jahr war sie mehrmals in München zu Gast, als Aldi dort ein Gastspiel gab. „Tolle Atmosphäre super Essen, nette Leute und cooles entspanntes Ambiente. Die Augsburger sind einfach manchmal zu verschlossen für neue Dinge.“Ingrid Stettnisch ist auf jeden Fall dagegen: „Ist die City erst dann belebt, wenn überall gegessen und getrunken werden kann? Ich könnte mir eher mehr Kultur vorstellen, gute Straßenmusik mit Sitzgelegenheiten.“
Wie berichtet möchte der Discounter im Sommer für acht bis zehn Wochen mit einer Gastronomie in umgebauten Seefracht-Containern auf den Augsburger Königsplatz kommen. Angeboten werden sollen in trendigem Ambiente Speisen, die aus Aldi-Produkten zubereitet werden. Doch in der Politik, die darüber zu beschließen hat, ist die Begeisterung gering.
Einzig die SPD kann sich für ein Aldi-Gastspiel erwärmen. „Es wäre ein belebendes Element auf dem Königsplatz“, sagte Ordnungsreferent Dirk Wurm (SPD) gestern auf Anfrage. Wurm arbeitet momentan an einem Konzept, wie die städtischen Plätze künftig stärker „bespielt“werden können – Ziel ist es, einzelne Gruppen wie Punker oder Süchtige nicht zu stark dominieren zu lassen.
Klar für ein Bistro positionieren möchte sich Wurm aber auch nicht. Hintergrund ist, dass bisher nur eine Anfrage von Aldi existiert, die allerdings schon relativ weit ausgearbeitet ist. Ein offizieller Antrag zur Nutzung der Platzfläche mit verbindlichen Angaben von Aldi liegt noch nicht vor.
Ob Aldi ihn noch stellen wird oder nach der Diskussion der vergangenen Tage bedient ist, ist unklar. Eine Anfrage unserer Zeitung, warum man den Königsplatz gewählt habe und ob man sich eine Alternative vorstellen könnte, ließ der Discounter gestern unbeantwortet. Wurm bestätigt, dass Aldi zunächst auf den Stadtmarkt wollte. Dies habe die Stadt abgelehnt, weil sie ihren Markt vor direkter Konkurrenz auf dem Gelände schützen wollte.
Sollte Aldi einen offiziellen An- trag stellen, müsste das Thema in den Stadtrat, weil es eine klare Abweichung von den Nutzungsrichtlinien für den Königsplatz wäre, so Wurm. Die Diskussion würde dann sicher eine Grundsatzdebatte darüber werden, wie der öffentliche Raum in der Innenstadt genutzt werden darf und soll. Die Stadt hatte sich vor einigen Jahren mit Nutzungsrichtlinien zum Beispiel dagegen positioniert, dass große Werbetrucks die mit Millionenaufwand erneuerte Fußgängerzone anfahren dürfen. Kommerzielle Veranstaltungen werden generell sehr kritisch gesehen.
In jedem Fall würde die Stadt sich wohl nicht rechtlich binden, sollte sie Aldi die Erlaubnis geben, auf den Königsplatz zu kommen. Das besagt eine rechtliche Einschätzung aus dem Ordnungsreferat. Pro-Augsburg-Stadträtin Beate SchabertZeidler meldete daran zuletzt aber Zweifel an. Sie sehe das Problem deutlich kritischer, sagte SchabertZeidler, die als Vorsitzende Richterin am Verwaltungsgericht arbeitet.
Auch das Baureferat sieht Probleme. Man unterlaufe damit den Grundsatz, dass eine Bewirtung auf der Straße nur aus einem Lokal heraus erfolgen dürfe, so das Stadtplanungsamt in einer Stellungnahme. Aus diesem Grund habe man schließlich den Gastro-Container auf dem Rathausplatz oder die Imbissbuden in der kurzen Bahnhofstraße im Zuge des Kö-Umbaus beseitigt. Vor allem aber sei der Container als Verkehrshindernis zu sehen. Baureferent Gerd Merkle (CSU) gibt zu bedenken, dass an dieser Stelle Fußgänger und Radler, die von der Bahnhofstraße in Richtung Annastraße, Bgm.-FischerStraße und Haltestellendreieck wollen, unterwegs sind. „Das temporäre Bistro würde durch seine Ausdehnung den Zugang zur Fußgängerzone räumlich blockieren und mehrere der Wegebeziehungen stark behindern.“Sich an das große Steinrondell zu setzen, das einen der großen Bäume einfasst, sei während der Bistro-Zeit fast unmöglich – dabei seien diese beim Kö-Umbau als Sitzgelegenheiten ohne Konsumzwang gezielt eingebaut worden. „Direkt daran grenzt ein 4000-Liter-Abwasser-Tank des Bistros an. Die Aufenthaltsqualität ist wohl eher mäßig“, so Merkle.
Bekannt geworden war im Bauausschuss, der eine ablehnende Stellungnahme in Richtung des entscheidenden Ordnungsreferats gab, dass die Stadt mit 400 000 Euro Einnahmen aus Straßensondernnutzungsgebühren rechnen könnte, käme das Bistro. Wurm wollte diese Zahl nicht bestätigen, allerdings scheint sie nicht abwegig zu sein. Bei
70 Tagen Dauer und mehr als 250 Quadratmetern Fläche wären pro Tag um die 20 Euro pro Quadratmeter fällig, um auf 400 000 Euro zu kommen – dies gibt die städtische Satzung für das Aufstellen von Verkaufsständen auch her. Allerdings hat die Stadt einen Ermessensspielraum bei der Berechnung des Betrags. Am Ende könnten auch weniger als die 400 000 Euro herauskommen. »Kommentar