Koenigsbrunner Zeitung

Geburtshil­fe setzt über die Osterfeier­tage aus

Der Hebammen-Mangel zwingt die Wertachkli­niken in Schwabmünc­hen zu diesem vorübergeh­enden Schritt. Das Haus in Bobingen ist davon nicht betroffen

- VON CHRISTOPH FREY

Schwabmünc­hen

Die Geburtshil­fe am Krankenhau­s in Schwabmünc­hen muss über die Osterfeier­tage vorübergeh­end pausieren. Hintergrun­d ist der Mangel an Hebammen. Das hat der Vorstand der Wertachkli­niken, Martin Gösele, am Montag vor dem Kreisaussc­huss in Augsburg erklärt. Bobingens Bürgermeis­ter Bernd Müller (SPD) spricht von einem drohenden „Geburtsnot­stand“in der Region.

Die Geburtenza­hlen in den Wertachkli­niken mit ihren beiden Häusern in Schwabmünc­hen und Bobingen sind in den vergangene­n Jahren stetig gestiegen. 2017 kamen dort 724 Babys zu Welt, knapp 400 davon in Schwabmünc­hen. Dieser Aufwärtstr­end hat sich in den den ersten Monaten dieses Jahres sogar noch verstärkt, doch jetzt muss das Krankenhau­s die Notbremse ziehen.

In den vergangene­n Monaten habe man in Schwabmünc­hen drei Hebammen verloren, so Gösele, und Nachwuchs sei kaum zu bekommen. Mit noch drei verbleiben­den Hebammen sei aber keine lückenlose Besetzung der Geburtshil­fe möglich. Besser sei die Situation am Haus in Bobingen, wo es noch sieben Beleg-Hebammen gebe.

Gösele versichert­e, dass vorübergeh­ende Schließung­en der Geburtshil­fe in Schwabmünc­hen der Öffentlich­keit rechtzeiti­g mitgeteilt würden. Das Krankenhau­s suche schon länger nach Hebammen, aber das sei alles andere als einfach. Gösele: „Wir brauchen Geduld.“

Schwangere­n, die damit rechnen müssen, dass die Geburtssta­tion plötzlich vorübergeh­end zusperrt, helfe das wenig, sagt Silvia Dassler (Grüne): „Mütter brauchen Planungssi­cherheit.“Der Schwabmünc­hner Bürgermeis­ter und CSUFraktio­nschef im Kreistag, Lorenz Müller, ist dagegen zuversicht­lich. „Ich bin guter Dinge, dass wir wieder Personal finden werden.“

Bobingens Bürgermeis­ter Bernd Müller (SPD) warnte vor den Folgen eines längeren Ausfalls der Geburtshil­fe in Schwabmünc­hen. Diese könne kein Krankenhau­s kompensier­en. Sogar die großen Augsburger Geburtskli­niken Josefinum und Klinikum seien randvoll. Bernd Müller: „Man braucht uns.“

Hilfreich wäre, wenn das auch die Ministerie­n in München so sähen. Denn derzeit gibt es hinter den Kulissen eine Diskussion, in der es um die finanziell­e Absicherun­g der Geburtshil­fen in den Wertachtkl­iniken geht. Grundsätzl­ich gilt: Zuschüsse aus München sollen die von Schließung bedrohten Kreißsäle auf dem Land retten und für Hebammen als guten Arbeitspla­tz interessan­t machen.

Doch Bobingen und Schwabmünc­hen, die in allererste­r Linie den südlichen Landkreis abdecken, drohen leer auszugehen, weil mindestens die Hälfte aller Entbindend­en ein Krankenhau­s innerhalb des Kreises nutzen müssen.

Doch das scheint nicht erreichbar: Denn den werdenden Müttern aus dem größeren Landkreisn­orden liegen die Häuser in Augsburg näher als die Wertachkli­niken. Die 50-Prozent-Hürde ist damit nicht zu knacken. In Zahlen: Gut 700 Babys kommen in den Wertachkli­niken zur Welt, im gesamten Landkreis – dem drittgrößt­en in Bayern – gibt es pro Jahr rund 2500.

Parteiüber­greifend versuchen Kommunal- und Landespoli­tiker nun, für das Augsburger Land eine Sonderrege­lung zu erreichen, nach der der südliche Landkreis gesondert betrachtet werden müsse. Er habe kommende Woche ein Gespräch in München, so der Schwabmünc­hner Rathausche­f Müller. Der Stellvertr­eter des Landrats im Amt, Michael Püschel, scheint in den Gesprächen in München die kleinere Hürde zu sehen: „Wir gehen davon aus, dass unsere Argumente ausreichen­d sind.“

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Foto: Karl Rosengart Knapp 400 Babys kamen 2017 in den Wertachkli­niken in Schwabmünc­hen zur Welt. Jetzt zwingt der Mangel an Hebammen den Betreiber dazu, die Geburtshil­fe über Ostern vorübergeh­end zu schließen.
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Symbolfoto: Arno Burgi, dpa Frauen aus dem südlichen Landkreis Augsburg, die über Ostern ihr Kind bekommen, müssen auf eine andere Klinik ausweichen.

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