Geburtshilfe setzt über die Osterfeiertage aus
Der Hebammen-Mangel zwingt die Wertachkliniken in Schwabmünchen zu diesem vorübergehenden Schritt. Das Haus in Bobingen ist davon nicht betroffen
Schwabmünchen
Die Geburtshilfe am Krankenhaus in Schwabmünchen muss über die Osterfeiertage vorübergehend pausieren. Hintergrund ist der Mangel an Hebammen. Das hat der Vorstand der Wertachkliniken, Martin Gösele, am Montag vor dem Kreisausschuss in Augsburg erklärt. Bobingens Bürgermeister Bernd Müller (SPD) spricht von einem drohenden „Geburtsnotstand“in der Region.
Die Geburtenzahlen in den Wertachkliniken mit ihren beiden Häusern in Schwabmünchen und Bobingen sind in den vergangenen Jahren stetig gestiegen. 2017 kamen dort 724 Babys zu Welt, knapp 400 davon in Schwabmünchen. Dieser Aufwärtstrend hat sich in den den ersten Monaten dieses Jahres sogar noch verstärkt, doch jetzt muss das Krankenhaus die Notbremse ziehen.
In den vergangenen Monaten habe man in Schwabmünchen drei Hebammen verloren, so Gösele, und Nachwuchs sei kaum zu bekommen. Mit noch drei verbleibenden Hebammen sei aber keine lückenlose Besetzung der Geburtshilfe möglich. Besser sei die Situation am Haus in Bobingen, wo es noch sieben Beleg-Hebammen gebe.
Gösele versicherte, dass vorübergehende Schließungen der Geburtshilfe in Schwabmünchen der Öffentlichkeit rechtzeitig mitgeteilt würden. Das Krankenhaus suche schon länger nach Hebammen, aber das sei alles andere als einfach. Gösele: „Wir brauchen Geduld.“
Schwangeren, die damit rechnen müssen, dass die Geburtsstation plötzlich vorübergehend zusperrt, helfe das wenig, sagt Silvia Dassler (Grüne): „Mütter brauchen Planungssicherheit.“Der Schwabmünchner Bürgermeister und CSUFraktionschef im Kreistag, Lorenz Müller, ist dagegen zuversichtlich. „Ich bin guter Dinge, dass wir wieder Personal finden werden.“
Bobingens Bürgermeister Bernd Müller (SPD) warnte vor den Folgen eines längeren Ausfalls der Geburtshilfe in Schwabmünchen. Diese könne kein Krankenhaus kompensieren. Sogar die großen Augsburger Geburtskliniken Josefinum und Klinikum seien randvoll. Bernd Müller: „Man braucht uns.“
Hilfreich wäre, wenn das auch die Ministerien in München so sähen. Denn derzeit gibt es hinter den Kulissen eine Diskussion, in der es um die finanzielle Absicherung der Geburtshilfen in den Wertachtkliniken geht. Grundsätzlich gilt: Zuschüsse aus München sollen die von Schließung bedrohten Kreißsäle auf dem Land retten und für Hebammen als guten Arbeitsplatz interessant machen.
Doch Bobingen und Schwabmünchen, die in allererster Linie den südlichen Landkreis abdecken, drohen leer auszugehen, weil mindestens die Hälfte aller Entbindenden ein Krankenhaus innerhalb des Kreises nutzen müssen.
Doch das scheint nicht erreichbar: Denn den werdenden Müttern aus dem größeren Landkreisnorden liegen die Häuser in Augsburg näher als die Wertachkliniken. Die 50-Prozent-Hürde ist damit nicht zu knacken. In Zahlen: Gut 700 Babys kommen in den Wertachkliniken zur Welt, im gesamten Landkreis – dem drittgrößten in Bayern – gibt es pro Jahr rund 2500.
Parteiübergreifend versuchen Kommunal- und Landespolitiker nun, für das Augsburger Land eine Sonderregelung zu erreichen, nach der der südliche Landkreis gesondert betrachtet werden müsse. Er habe kommende Woche ein Gespräch in München, so der Schwabmünchner Rathauschef Müller. Der Stellvertreter des Landrats im Amt, Michael Püschel, scheint in den Gesprächen in München die kleinere Hürde zu sehen: „Wir gehen davon aus, dass unsere Argumente ausreichend sind.“