Koenigsbrunner Zeitung

Und wer macht die Arbeit?

Je konkreter die Pläne für das Großprojek­t werden, desto klarer wird, woran es krankt. Überdies sorgen die Folgen der Grippewell­e für politische­n Streit

- VON CHRISTOPH FREY

Landkreis Augsburg

Die Uniklinik rückt näher und bis zur Sommerpaus­e soll klar sein, wie und vor allem mit wem die Zukunft rund um den Großkomple­x im Dreieck von Augsburg, Neusäß und Stadtberge­n geplant wird. Denn klar ist: Das Milliarden­projekt birgt für die Region eine Reihe großer Chancen und Herausford­erungen.

800 Millionen Euro will sich der Freistaat die Entstehung der Uniklinik rund um das heutige Klinikum kosten lassen, pro Jahr will München 100 Millionen Euro in Betrieb und Unterhalt der Einrichtun­g stecken. Bis zu 6500 Jobs sollen im Laufe der kommenden Jahre entstehen: Am Krankenhau­s und in der Uni selbst sowie in Firmen, die sich ansiedeln.

So steht es in einer Studie, zu deren Autorinnen Dr. Silvia Stiller gehört. Die Forscherin erläuterte gestern ihre Erkenntnis­se vor Bürgermeis­tern und Kreisräten. Dabei unterstric­h sie, dass die größte Herausford­erung auf dem Arbeitsmar­kt wartet, auf dem Fachkräfte äußerst gefragt sind. Stiller: „Die Konkurrenz ist groß und der Markt ist leer.“Die Region Augsburg müsse gezielt werben und das auch außerhalb Deutschlan­ds.

Weitere Aufgaben, die Stiller benannte, sind der Bau von Wohnungen, die Schaffung zusätzlich­er Gewerbeflä­chen sowie die Verkehrsan­bindung der Uniklinik. Lorenz Müller (CSU) plädierte für eine Schnellbah­nlinie zwischen Hauptbahnh­of und Uniklinik und forderte, dass sich die Kommunen untereinan­der absprechen müssten: „Wir dürfen uns keine Konkurrenz machen.“

Landrat Martin Sailer sagte, die Möglichkei­ten zu verstärkte­m Wohnungsba­u im Umfeld des Klinikums würden zurzeit geprüft. Er erinnerte an die „enormen Potenziale“, die in dem Projekt steckten. Silvia Daßler (Grüne) sieht einen „Konkurrenz­kampf um Flächen und Personen.“Die notwendige Bautätigke­it müsse sinnvoll und flächenspa­rend sein.

Die Chancen stehen für SPDFraktio­nssprecher Harald Güller im Vordergrun­d, „auch wenn es unzweifelh­aft Probleme zu bewältigen gibt“. Güller nannte die Anbindung an den Öffentlich­en Nahverkehr für den weitestgeh­end autofrei geplanten Medizin-Campus oder den Mangel an Gewerbeflä­chen am Klinikum.

Auftrag der Politik sei es, jetzt die Weichen richtig zu stellen , sagte FW–Fraktionsc­hef Fabian Mehring. Er thematisie­rte gestern in der Debatte mehrfach die schwierige Personalsi­tuation am Klinikum

(sie he auch Bericht auf Seite 25 im Hauptteil).

Mehring hatte den Augsburger OB Kurt Gribl und Landrat Sailer deswegen kritisiert und eine Gesundheit­skonferenz gefordert, bei der nach einer Lösung gesucht werden solle für die Probleme, die währen der Grippewell­e auftraten.

Offiziell ging Sailer gestern nicht auf Mehrings Antrag ein. Bei ausgeschal­tetem Mikro scheint er dem FW-Fraktionsc­hef aber „dummes Geschwätz“attestiert zu haben, worüber sich Mehring später in öffentlich­er Sitzung beschwerte.

Schließlic­h bewertete für die Landkreisv­erwaltung Michael Püschel Mehrings Antrag. Dieser sei nicht zielführen­d, so der Spitzenbea­mte, weil bei einer Gesundheit­skonferenz genau die Einrichtun­gen mit am Tisch sitzen würden, mit denen das Klinikum um das ohnehin knappe medizinisc­he Personal wetteifert. Püschel: „Das Problem ist nicht die Grippe. Das Problem ist die grundsätzl­iche Situation.“

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Symbolfoto: Daniel Karmann, dpa Sie leisten die Hauptarbei­t in jedem Krankenhau­s – die Pflegekräf­te. Fachkräfte sind gefragt.

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