Was wird aus den Berufsbildungswerken?
In Ursberg kommt es zum Krisengipfel mit der Agentur für Arbeit
Ursberg
Die Berufsbildungswerke (BBW) im Landkreis Günzburg fühlen sich durch die restriktive Belegungspolitik durch die Agentur für Arbeit in ihrer Existenz bedroht. Diese wiederum fordert von den Trägern mehr Flexibilität in Strukturen und Angeboten. In Ursberg kam es jetzt zum Krisengipfel. Berufsbildungswerke haben eine lange Tradition.
Sie bieten Jugendlichen mit besonderem Unterstützungsbedarf im geistigen, seelischen und sozialen Leben die Chance auf eine berufliche Zukunft. Dazu wird ein individuelles Förderprogramm zur Berufsfindung und -vorbereitung sowie Ausbildung in einem anerkannten Beruf zusammengestellt. Seit einigen Jahren jedoch gehen die Teilnehmerzahlen der BBW drastisch zurück. Waren es 2011 in Ursberg noch 180 Jugendliche, begleitet man heute mit 95 nur noch rund die Hälfte. Ähnliches weiß die Katholische Jugendfürsorge (KJF) in Augsburg zu berichten. Von einst etwa 400 am Berufsbildungs- und Jugendhilfezentrum St. Nikolaus in Dürrlauingen seien nur noch 140 Plätze geblieben. Man sah sich gezwungen, die Wäscherei fremdzuvergeben oder zu schließen.
„Das ist existenzgefährdend“, so Michael Breitsameter, zuständig für Berufliche Bildung und Integration der KJF. Die BBW-Träger fürchten, dass die Agentur für Arbeit die Kosten für Maßnahmen zunehmend scheue.
Der CSU-Bundespolitiker Georg Nüsslein sieht im Wirken der Berufsbildungswerke gut angelegtes Geld. Ralf Holzwarth, Chef der bayerischen Arbeitsagenturen aus Nürnberg, machte klar: „Es wird auch in Zukunft einen Anteil an beruflichen Reha-Maßnahmen geben.“Er dementierte, dass es seiner Behörde allein ums Sparen ginge.
Vielmehr beobachte er, dass Jugendliche und deren Eltern eher einen herkömmlichen Ausbildungsplatz anstrebten. Die Betriebe lockten Lehrlinge – auch mit finanziellen Anreizen. Die Agentur könne nicht vorschreiben, welchen Bildungsweg jemand zu gehen habe.
Und dann ging es noch um den Begriff „Behinderung“, dieser sei „mit einem Stigma verbunden“, sagte Julia Lewerenz von der Agentur für Arbeit. „Eine solche Maßnahme will keiner antreten, wenn er gleichzeitig als behindert klassifiziert wird.“Vielleicht helfe eine Begriffsänderung, regte Lewerenz an.
Betriebe locken auch mit finanziellen Anreizen