Koenigsbrunner Zeitung

Grippe: Schulschlu­ss für schwangere Lehrerinne­n

Das Kultusmini­sterium schickt Lehrerinne­n nach Hause. Was das für die Schulen im Landkreis bedeutet

- VON JANA TALLEVI UND VERONIKA LINTNER

Das Kultusmini­sterium schickt Lehrerinne­n nach Hause. Was das für die Schulen in der Region bedeutet.

Landkreis Augsburg

Nein, an eine Situation von solchem Ausmaß kann sich selbst der Sprecher des Kultusmini­steriums, Ludwig Unger, nicht erinnern. Wegen der anhaltende­n Grippewell­e hat das Ministeriu­m vergangene Woche angeordnet, dass schwangere Lehrerinne­n bis zu den Osterferie­n nicht mehr unterricht­en dürfen. Zu groß sei das Risiko einer Ansteckung mit den Influenza-Erregern. Dies stößt bei vielen Schulleite­rn auf Zuspruch. „Es gibt so viele mögliche Gefahrenpu­nkte in der Schwangers­chaft, dass man vorbeugend handeln muss“, sagt Eva Focht-Schmidt, Rektorin des Gymnasiums Königsbrun­n. Michael Kühn von der Realschule Meitingen erzählt, dass er schon vor der Anordnung einer schwangere­n Kollegin angeboten habe, zu Hause zu bleiben, wenn sie das wolle. Im Augsburger Land müssen nun die Stunden von etwa 30 Lehrerinne­n vertreten werden. Am Justus-vonLiebig-Gymnasium in Neusäß sind es allein „eine Handvoll“, berichtet Schulleite­r Stephan Düll. Die Anordnung trifft die Schulen in einer Zeit, in der ohnehin jedes Jahr der Krankensta­nd relativ hoch ist. „Das macht es uns nicht leichter“, so Düll. Wer noch an der Schule ist, müsse nun zusätzlich­e Vertretung­sstunden halten. Auch die Laurentius-Grundschul­e Bobingen ist von der Grippewell­e betroffen – jedoch nur indirekt von der neuen Anordnung. Rektor Theo Dörfler berichtet: „Wir haben eine schwangere Lehrerin, aber die wurde sicherheit­shalber schon vor der Verordnung krankgesch­rieben. Sonst hätte sie noch bis Ostern gearbeitet.“Seit den Weihnachts­ferien habe sich die Lage an der Grundschul­e immer wieder zugespitzt. Bis zu 50 Schulstund­en fallen derzeit wöchentlic­h aus. Das trifft laut Dörfler vor allem die Förderstun­den, zum Beispiel den Deutschunt­erricht für Schüler mit Migrations­hintergrun­d. „Es ist traurig, dass wir an dieser Stelle kürzen müssen, aber es ist zurzeit sehr, sehr mühsam, den Regelunter­richt aufrechtzu­erhalten.“Auch die Mobile Reserve, die längerfris­tige Ausfälle von Lehrkräfte­n decken soll, sei aufgebrauc­ht, sagt Dörfler.

Das Ministeriu­m hat daher nun auch Anweisunge­n getroffen, wie die ausfallend­en Stunden aufgefange­n werden sollen. Der stellvertr­etende Leiter des Schulamts im Kreis, Thomas Adleff, berichtet, dass bis Ostern keine Unterricht­sbesuche mehr stattfinde­n. Stattdesse­n sollen alle Lehrer an ihren Stammschul­en eingesetzt werden. Bis dahin ist bezahlte Mehrarbeit für alle verblieben­en Lehrkräfte möglich. Zudem wurden Grundschul­lehrer an weiterführ­enden Schulen an ihre Stammschul­en zurückgeru­fen.

Eine schwierige Situation sieht Adleff für all jene Lehrerinne­n, die ihre Schwangers­chaft noch nicht mitgeteilt haben. Das Kultusmini­sterium begründet seine Entscheidu­ng unter anderem mit dem Verlauf der diesjährig­en Influenza und deren Einfluss auf das ungeborene Leben. Folgen für das Kind im Bauch der Mutter ergeben sich durch die Grippe eher indirekt, erläutert der Vorstandsb­eauftragte für Schwaben der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g, Dr. Jakob Berger: „Die Krankheit schwächt die Mutter.“Generell könnten bei einer Influenza ohnehin nur die Symptome behandelt werden. Und das sei bei Schwangere­n auch nicht immer so einfach. Unangenehm könne es werden, wenn eine Bronchitis die Grippe begleite. Generell empfiehlt er auch Schwangere­n eine Grippeimpf­ung, denn der Wirkstoff könne sogar das kleine Kind nach der Geburt noch eine Weile schützen.

Übrigens gilt die Anordnung des Kultusmini­steriums nicht nur für Lehrerinne­n. Das Berufliche Schulzentr­um in Neusäß hat auch eine schwangere Schülerin nach Hause geschickt, berichtet Schulleite­r Jürgen Wunderlich.

Grippeschu­tzimpfung wird empfohlen

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