Große Bildschirme kosten Energie
Weshalb es besser ist, beim Kauf nicht auf die Effizienzklasse, sondern auf den Jahresverbrauch zu achten
Das Wohnzimmer wird mehr und mehr zum Heimkino. Dafür sorgen TV-Geräte mit enormen Bildschirmdiagonalen und einer Ultra-HD-Auflösung. Der Haken an der Sache: Je größer der Bildschirm ist, desto höher ist auch der Stromverbrauch. Denn mit der Bilddiagonale nimmt die Fläche zu, die beleuchtet werden muss.
Wie viel Energie ein Fernsehgerät verbraucht, lässt sich anhand des Energielabels ablesen. Aber Vorsicht: Die wichtigste Angabe ist genau genommen nicht die Effizienzklasse, sondern die des durchschnittlichen Stromverbrauchs pro Jahr (kWh/annum). Es wird von einer täglichen Nutzungsdauer von circa vier Stunden ausgegangen. Man findet den Verbrauch auf dem Energielabel rechts unter den Farbbalken. Die Effizienzklasse in Form des Pfeils mit dem entsprechenden Buchstaben gibt dagegen nur an, wie energieeffizient das Gerät im Vergleich zu gleichartigen Modellen ist.
Fernseher unterschiedlicher Größe und Ausstattung lassen sich also nicht anhand der Energieeffizienzklasse beurteilen. So verbraucht zum Beispiel ein A+-Gerät mit 80 Zentimetern (32 Zoll) Bildschirmdiagonale rund 50 Kilowattstunden Strom im Jahr. Bei einem großen Fernseher mit 140 Zentimetern (55 Zoll) Diagonale, der in dieselbe Energie-Effizienzklasse eingestuft wurde, kann der Stromverbrauch mit 120 Kilowattstunden pro Jahr mehr als doppelt so hoch sein.
Auch in TV-Geräten hat die längst Einzug gehalten. Während sich große Plasmafernseher, die heute kaum noch hergestellt werden, durch ihre besonders reinen Farben in der Bildqualität auszeichnen, verbrauchen sie im Vergleich zu einem LEDGerät viel mehr Strom. Um ein Pixel (Bildpunkt) aufleuchten zu lassen, muss nämlich jeweils eine PlasmaZelle „gezündet“werden. Bei einem hellen Bild – in über 90 Prozent der Nutzungsdauer – liegt der Energieverbrauch deutlich über dem von LED-Geräten. Bei gleicher Bilddiagonale (46 Zoll) und Auflösung (UHD) ist es keine Seltenheit, dass ein Plasmagerät 160 Watt aus der Steckdose zieht, während sich ein modernes LED-Gerät mit nur 45 Watt begnügt.
Die energiesparendste Variante ist eine LED-Hintergrundbeleuchtung, die das Bild nur nach Bedarf beleuchtet. Durch das sogenannte Local Dimming werden die ohnehin schon energiesparenden LEDs je nach Helligkeit des Bildes hoch- und runtergedimmt.
Erst richtig zum Heimkino wird das Wohnzimmer mit einem Beamer und einer Leinwand. Beamer gelten als echte Stromfresser. Allerdings kommt es auf den Typ an. In vielen Modellen stecken noch Speziallampen, deren Leistung bei 200 bis 300 Watt liegt. Auf den Jahresverbrauch gerechnet können da Stromkosten von über 100 Euro zusammenkommen. Deutlich sparLED-Technik samer sind sogenannte 3LCDBeamer, die rund ein Viertel weniger Strom verbrauchen. Anstatt mit nur einem arbeiten diese Geräte mit drei Chips, um Vollfarbenbilder zu erzeugen. Damit wird das Licht deutlich effizienter genutzt.
Noch effizienter sind LED-Beamer. Auch ist ihre Lebensdauer viel höher. Die Hersteller geben hier in der Regel 20000 bis 30000 Stunden an. Die Lampen herkömmlicher Projektoren halten normalerweise zwischen 2000 bis maximal
5000 Stunden. Allerdings liegt die Lichtstärke eines LED-Beamers unter der eines Modells mit Glühlampen, was ihn für den Tageslichteinsatz nur bedingt geeignet macht.
Martin Sambale
ist Geschäftsführer des Energie und Umweltzentrums Allgäu, kurz eza!