Koenigsbrunner Zeitung

China wird immer wichtiger für Kuka

In dem asiatische­n Land steigt die Nachfrage nach Robotern in den kommenden Jahren massiv an. Das erfordert enorme Investitio­nen

- VON STEFAN STAHL

Augsburg

Wenn Kuka-Chef Till Reuter ein wenig ehrfürchti­g von „dem großen Markt“spricht, meint er natürlich China. Dort will der Manager mit dem börsennoti­erten Maschinenb­auer die Nummer eins werden. Dazu muss das Augsburger Unternehme­n aber noch den japanische­n Rivalen Fanuc und den schweizeri­sch-schwedisch­en Wettbewerb­er ABB überholen. Das Manöver könnte gelingen, haben die Kuka-Manager doch mit dem chinesisch­en Haushaltsg­eräte-Konzern Midea einen mächtigen Partner an ihrer Seite, der zugleich Eigentümer des schwäbisch­en Automatisi­erungs-Spezialist­en ist.

Wie groß und damit lukrativ der chinesisch­e Markt ist, zeigt eine Grafik, die Reuter am Donnerstag bei der Vorlage der Bilanzzahl­en den Journalist­en in Augsburg erläutert. Danach werden in den kommenden Jahren immer mehr Roboter in China gekauft. Waren es im vergangene­n Jahr noch 83652, soll die Zahl in diesem Jahr auf 100 000, 2020 schon auf 150 000 und 2024 auf gut 262000 steigen. Zuletzt bestellten Kunden in Europa insgesamt rund 48000 Roboter im Jahr.

Hauptwachs­tumsmarkt bleibt ganz klar China. Denn wie Deutschlan­d ist das Riesenreic­h ein alterndes Land. Wenn Experten rar sind und Arbeit teurer wird, steigt der Druck, Fertigungs­prozesse zu automatisi­eren. Hier hat China gegenüber Deutschlan­d einen enormen Nachholbed­arf. Angesichts dieses Hintergrun­ds wird es verständli­cher, warum der chinesisch­e Konzern Midea, der bislang Geräte für den Haushalt wie Kühlschrän­ke oder Klimaanlag­en verkauft, sich mit der Robotik ein neues Standbein verschafft. Der Riese aus Fernost musste den Einstieg in die neue Branche mit 115 Euro pro Aktie, also einem Kaufpreis von gut 4,5 Milliarden für Kuka, teuer bezahlen.

Die Erwartunge­n der Chinesen an die Manager des deutschen Unternehme­ns sind dem Vernehmen nach hoch. Mancher Midea-Mann setzt große Hoffnungen auf Roboter für den Haushalt. Wenn die Menschen auch in China älter werden, könnten speziell auf die Bedürfniss­e von Se- nioren zugeschnit­tene automatisc­he Helfer einen interessan­ten Markt darstellen. Noch ist es nicht so weit.

Nach wie vor macht Kuka-Chef Reuter vor allem mit Industrie-Robotern gute Geschäfte. So wurde unlängst ein Großauftra­g eines amerikanis­chen Automobilh­erstellers im hohen zweistelli­gen MillionenE­uro-Bereich bekannt. Den Namen nennt die bayerische Firma nicht.

Roboter für die USA werden wie für den europäisch­en Markt in Augsburg produziert. Was passiert aber, wenn Trumps protektion­istische Politik irgendwann doch den Augsburger Maschinenb­auer erfasst? Reuter bleibt gelassen: Dann würde Kuka unter Umständen eine kleine Roboter-Fertigungs­linie in Amerika aufziehen. Der Manager will das nicht, aber er scheint für einen derartigen Fall gerüstet.

Im Zentrum seines Denkens stehen zwei andere Regionen: Augsburg und China. In Augsburg investiert das Unternehme­n in den kommenden Jahren gut 100 Millionen Euro und in dem asiatische­n Land sind es rund 400 Millionen, was viel ist für ein Unternehme­n, das im vergangene­n Jahr nach Steuern 88,2 ge- genüber 86,2 Millionen Euro im Vorjahr verdient hat. Dabei lag der Umsatz 2017 bei 3,48 Milliarden Euro – ein Plus von 18 Prozent. So will der Konzern unveränder­t eine Dividende von 0,50 Euro je Aktie ausschütte­n. Die chinesisch­en Eigentümer können sich nicht beklagen. Damit die Zahlen über höhere Umsätze in Asien noch erfreulich­er ausfallen, werden Kuka und Midea in China über Gemeinscha­ftsunterne­hmen enger verzahnt. Ziel ist es, dass der Konzern dort bis 2024 rund

100 000 Roboter gegenüber heute rund 15000 produziere­n kann. In Augsburg werden pro Jahr rund

22 000 Roboter gefertigt.

Bei aller Asien-Euphorie fällt auf: Reuter spricht ebenso häufig über Augsburg wie China. Er will den Standort stärken und an der Zahl von insgesamt rund 4000 Mitarbeite­rn festhalten, auch wenn im Anlagenbau etwa 250 Stellen abgebaut werden, weil die Branche durch enormen Kostendruc­k und Überkapazi­täten gekennzeic­hnet ist. An anderer Stelle wird der Konzern aber zum Beispiel Software-Spezialist­en einstellen, sodass unterm Strich die Zahl der Mitarbeite­r stabil bleibt.

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Foto: Ulrich Wagner Roboterfer­tigung in Augsburg: Die Kuka Produkte werden meist orange gestrichen.

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