Koenigsbrunner Zeitung

Wenn der Trainer aussortier­t

- Fotos (6): Ulrich Wagner VON ANDREAS KORNES ako@augsburger allgemeine.de

Sigl sprach gestern von einer ersten Welle, die der Verein bekannt gegeben habe. Trainer Stewart, der gerade in Nordamerik­a auf ScoutingTo­ur ist, habe mit allen Spielern in Einzelgesp­rächen die abgelaufen­e Saison analysiert. Sigl selbst habe ebenfalls schon mit einem Großteil der Mannschaft über die gezeigten Leistungen geredet.

Die Aktion, den Abgang von sieben Spielern auf einen Schlag öffentlich zu machen, sei zwar ungewöhnli­ch, „aber wir wollten eine Zwischenme­ldung herausgebe­n, denn das interessie­rt die Leute natürlich“, sagte Sigl. Man habe nicht jede Woche einen weiteren Namen bekannt geben wollen.

Jetzt sei aber erst einmal Ruhe. Erst wenn Stewart in eineinhalb Wochen aus Nordamerik­a zurück ist, werde mit den verbleiben­den Wackelkand­idaten geredet.

Warum Cundari, Dinger, Davies, Samuels-Thomas, Polaczek, Thiel und Kretschman­n den Verein verlassen, geht aus der Nachricht nicht hervor. Dort heißt es nur, dass sie „aus unterschie­dlichen Gründen nicht mehr für die Augsburger Panther auflaufen“werden. Mehr wollte auch Sigl dazu nicht sagen. „Gesprächsi­nhalte bleiben bei uns immer intern.“Vor allem Cundari dürfte keine Probleme haben, einen neuen Arbeitgebe­r zu finden. Gut möglich, dass er schon woanders einen besser dotierten Vertrag unterschri­eben hat.

Dass dies aber nicht bei allen Abgängen der Fall ist, sagt beispielsw­eise Derek Dinger. „Ich wäre gerne in Augsburg geblieben, aber so ist das Geschäft. Der Trainer ist maß- geblich und er plant eben nicht mehr mit mir“, sagte der Verteidige­r. Drei Jahre hat er in Augsburg gespielt und war Teil der Mannschaft, die in der vergangene­n Saison mit Platz sechs die beste Hauptrunde in ihrer DEL-Geschichte spielte. Er habe immer alles gegeben und könne sich keinen Vorwurf machen. Als er im Laufe der Saison einige Spiele auf der Tribüne Platz nehmen musste (nach einer Bänderverl­etzung), habe er sich aber schon seine Gedanken gemacht. „Das Vertrauen des Trainers ist weniger geworden.“

Im Moment sei er enttäuscht über die Entscheidu­ng, „aber wenn ein paar Tage vergangen sind, werde ich mich an die guten Zeiten in Augsburg erinnern. Ich bin gern da gewesen und hatte eine tolle Zeit in einer tollen Mannschaft.“

Diese wird in der kommenden Saison aber ihr Gesicht verändern. Offiziell bestätigt ist bisher nur der Verbleib von Olivier Roy, Brady Lamb, Steffen Tölzer, Scott Valentine, Thomas Holzmann, Drew LeBlanc, David Stieler, Thomas J. Trevelyan, Daniel Schmölz und Jaroslav Hafenricht­er.

Offen ist demzufolge noch, ob Gabe Guentzel, Arvids Rekis, Simon Sezemsky, Evan Trupp, Trevor Parkes, Hans Detsch und Matt White eine Zukunft in Augsburg haben.

Sieben Abgänge in eine schlanke Pressemitt­eilung gequetscht, das gibt es eher selten – selbst bei den fluktuatio­nserfahren­en Panthern. Und auch wenn die genauen Gründe für jede einzelne Personalie (noch) nicht bekannt sind, ist diese Aktion doch ein klares Zeichen: Die enttäusche­nde Saison hat Konsequenz­en. Im Profisport gehört es zu den Gepflogenh­eiten, dass nach Misserfolg­en Personal ausgewechs­elt wird. Meistens ist es der Trainer, der seinen Stuhl räumen muss. In Augsburg drehen sie diese Gesetzmäßi­gkeit mal wieder um. Dort sortiert der Trainer innerhalb der Mannschaft aus. Man kann davon ausgehen, dass die meisten der gestern bekannt gegebenen Abgänge unfreiwill­ig waren.

Ob die Entscheidu­ngen richtig waren, wird in den sozialen Netzwerken kontrovers diskutiert. Klar ist, dass es nach dem Verpassen der Play-offs eine deutliche Reaktion geben musste. Panther-Boss Lothar Sigl vertraut seinem Trainer und Manager Mike Stewart. Der hat nun ein Zeichen gesetzt. Vermutlich war es nicht das letzte.

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Alexander Thiel, Stürmer
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Aleksander Polaczek, Stürmer

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