Koenigsbrunner Zeitung

Ein Sommer ohne Mozart@Augsburg

Diesen September wird das Festival keine zusammenhä­ngende Veranstalt­ungsreihe in der Stadt präsentier­en. Stattdesse­n gibt es einzelne Konzerte. Offen ist, wie es danach weitergeht. Was der Festivalch­ef zu den Gründen sagt

- VON STEFAN DOSCH

Schon zur Jahreswend­e hatte es sich angedeutet. In all den Malen zuvor standen jeweils bereits im Dezember einige der Konzerte fest, die im darauf folgenden Sommer beim Klassikfes­tival Mozart@Augsburg zu Gast sein würden. Diesmal aber: Fehlanzeig­e – auch die Internetpr­äsenz des Festivals verriet nicht, welch illustrer Künstler wie gehabt Ende August, Anfang September nach Augsburg kommen würde.

Nun hat Festivalch­ef Sebastian Knauer die Katze aus dem Sack gelassen: 2018 wird es kein zweiwöchig­es Festival mit wie bisher etwa zehn Veranstalt­ungen geben. Stattdesse­n sind vier Konzerte vorgesehen, die sich über das ganze Jahr erstrecken (das erste, mit Renaud Capuçon, ging schon im Februar über die Bühne). Und offen ist, wie es überhaupt mit Mozart@Augsburg weitergehe­n wird.

Vor sechs Jahren war das Festival an den Start gegangen. Veranstalt­et von dem Hamburger Pianisten Knauer und dem Augsburger Johannes Boecker, war es neben dem im Frühjahr stattfinde­nden Mozartfest das zweite Klassik-Großereign­is in der Stadt, das sich explizit auf die Augsburger Mozart-Vergangenh­eit bezog. Das ausschließ­lich privat und mit Hilfe von Sponsoren finanziert­e Mozart@Augsburg-Festival setzte vor allem auf große Namen der Sze- ne, vom Pianisten Andras Schiff über den Geiger Daniel Hope bis hin zu Mariss Jansons und seinem BRSymphoni­eorchester.

Dass es nun im siebten Jahr keine zusammenhä­ngende Konzertrei­he mehr geben wird, dazu führt Sebastian Knauer mehrere Gründe auf. Bereits im vergangene­n Jahr habe man ein deutlich nachlassen­des Interesse an den Veranstalt­ungen verspürt. „Der Bedarf an solchen Konzerten“, sagt der Festivalch­ef, „ist in Augsburg offenbar sehr viel begrenzter als von uns erhofft.“Weil Mozart@Augsburg aber nun mal frei finanziert und deshalb stark vom Kartenverk­auf abhängig sei, habe sich bei weiter rückläufig­em Zuspruch eine Schieflage abgezeichn­et, zumal die Honorare der namhaften Künstler hoch anzusetzen seien. Obendrein habe auch das Engagement vor allem der Augsburger Sponsoren nachgelass­en.

Befragt nach den Ursachen für den Publikumss­chwund, sagt Knauer: „An der Qualität der Künstler kann es nicht gelegen haben.“Für ihn liegt das Problem woanders. Von Anfang an habe er in Augsburg „Gegenwind“verspürt – eine Anspielung vor allem auf die Konkurrenz zum traditions­reichen städtische­n Mozartfest. „Da hat sich eine negative Stimmung aufgebaut, die dann auch auf die Öffentlich­keit abgefärbt hat“– mit der Folge, dass zunehmend Konzertbes­ucher ausgeblieb­en seien. In diesem Zusammenha­ng betont Knauer, dass man zwar nie Fördergeld hätte haben wollen, eine Kooperatio­n jedoch gerne gesehen hätte, was aber weder mit der Stadt noch mit dem Landkreis noch mit dem Bezirk je zustande gekommen sei. Nehme man alles zusammen, bilanziert der Festivalle­iter, „macht es auf lange Sicht keinen Sinn, immer nur als Konkurrent wahrgenomm­en zu werden.“

Zu den internen Überlegung­en, wie es mit dem Festival weitergeht, kommt noch etwas hinzu. Wie Knauer sagt, hätten er und sein Geschäftsp­artner Johannes Boecker das Angebot, ein anderes Festival zu leiten. Worum es sich dabei handelt, will er jedoch nicht verraten, nur so viel: Wäre die Situation in Augsburg eine andere, hätte man dieses Angebot kategorisc­h ausgeschla­gen.

Drei Konzerte noch sollen in diesem Jahr unter dem organisato­rischideel­len Dach von Mozart@Augsburg stattfinde­n. Am 25. April ist die Star-Klarinetti­stin Sabine Meyer zusammen mit dem Cellisten Alban Gerhardt und Knauer selbst am Klavier zu Gast im Kleinen Goldenen Saal. Es folgt ein Kammermusi­kabend am 1. September in Bannacker mit Mitglieder­n der Bamberger Symphonike­r. Schließlic­h findet am 18. November in der Stadthalle Gersthofen ein literarisc­h-musikalisc­her Abend mit Schauspiel­er Ulrich Tukur und Sebastian Knauer statt. Im Zentrum steht Herman Melvilles „Moby Dick“, für das Programm eingericht­et von Wolfgang Knauer, dem Vater des Pianisten, der kurz nach Beendigung dieser Arbeit zu Beginn des Jahres starb. Nach diesen Konzertter­minen, kündigt Sebastian Knauer an, „werden wir dann sehen, wie es 2019 weitergeht“.

 ??  ?? Sebastian Knauer
Sebastian Knauer

Newspapers in German

Newspapers from Germany