Ein Sommer ohne Mozart@Augsburg
Diesen September wird das Festival keine zusammenhängende Veranstaltungsreihe in der Stadt präsentieren. Stattdessen gibt es einzelne Konzerte. Offen ist, wie es danach weitergeht. Was der Festivalchef zu den Gründen sagt
Schon zur Jahreswende hatte es sich angedeutet. In all den Malen zuvor standen jeweils bereits im Dezember einige der Konzerte fest, die im darauf folgenden Sommer beim Klassikfestival Mozart@Augsburg zu Gast sein würden. Diesmal aber: Fehlanzeige – auch die Internetpräsenz des Festivals verriet nicht, welch illustrer Künstler wie gehabt Ende August, Anfang September nach Augsburg kommen würde.
Nun hat Festivalchef Sebastian Knauer die Katze aus dem Sack gelassen: 2018 wird es kein zweiwöchiges Festival mit wie bisher etwa zehn Veranstaltungen geben. Stattdessen sind vier Konzerte vorgesehen, die sich über das ganze Jahr erstrecken (das erste, mit Renaud Capuçon, ging schon im Februar über die Bühne). Und offen ist, wie es überhaupt mit Mozart@Augsburg weitergehen wird.
Vor sechs Jahren war das Festival an den Start gegangen. Veranstaltet von dem Hamburger Pianisten Knauer und dem Augsburger Johannes Boecker, war es neben dem im Frühjahr stattfindenden Mozartfest das zweite Klassik-Großereignis in der Stadt, das sich explizit auf die Augsburger Mozart-Vergangenheit bezog. Das ausschließlich privat und mit Hilfe von Sponsoren finanzierte Mozart@Augsburg-Festival setzte vor allem auf große Namen der Sze- ne, vom Pianisten Andras Schiff über den Geiger Daniel Hope bis hin zu Mariss Jansons und seinem BRSymphonieorchester.
Dass es nun im siebten Jahr keine zusammenhängende Konzertreihe mehr geben wird, dazu führt Sebastian Knauer mehrere Gründe auf. Bereits im vergangenen Jahr habe man ein deutlich nachlassendes Interesse an den Veranstaltungen verspürt. „Der Bedarf an solchen Konzerten“, sagt der Festivalchef, „ist in Augsburg offenbar sehr viel begrenzter als von uns erhofft.“Weil Mozart@Augsburg aber nun mal frei finanziert und deshalb stark vom Kartenverkauf abhängig sei, habe sich bei weiter rückläufigem Zuspruch eine Schieflage abgezeichnet, zumal die Honorare der namhaften Künstler hoch anzusetzen seien. Obendrein habe auch das Engagement vor allem der Augsburger Sponsoren nachgelassen.
Befragt nach den Ursachen für den Publikumsschwund, sagt Knauer: „An der Qualität der Künstler kann es nicht gelegen haben.“Für ihn liegt das Problem woanders. Von Anfang an habe er in Augsburg „Gegenwind“verspürt – eine Anspielung vor allem auf die Konkurrenz zum traditionsreichen städtischen Mozartfest. „Da hat sich eine negative Stimmung aufgebaut, die dann auch auf die Öffentlichkeit abgefärbt hat“– mit der Folge, dass zunehmend Konzertbesucher ausgeblieben seien. In diesem Zusammenhang betont Knauer, dass man zwar nie Fördergeld hätte haben wollen, eine Kooperation jedoch gerne gesehen hätte, was aber weder mit der Stadt noch mit dem Landkreis noch mit dem Bezirk je zustande gekommen sei. Nehme man alles zusammen, bilanziert der Festivalleiter, „macht es auf lange Sicht keinen Sinn, immer nur als Konkurrent wahrgenommen zu werden.“
Zu den internen Überlegungen, wie es mit dem Festival weitergeht, kommt noch etwas hinzu. Wie Knauer sagt, hätten er und sein Geschäftspartner Johannes Boecker das Angebot, ein anderes Festival zu leiten. Worum es sich dabei handelt, will er jedoch nicht verraten, nur so viel: Wäre die Situation in Augsburg eine andere, hätte man dieses Angebot kategorisch ausgeschlagen.
Drei Konzerte noch sollen in diesem Jahr unter dem organisatorischideellen Dach von Mozart@Augsburg stattfinden. Am 25. April ist die Star-Klarinettistin Sabine Meyer zusammen mit dem Cellisten Alban Gerhardt und Knauer selbst am Klavier zu Gast im Kleinen Goldenen Saal. Es folgt ein Kammermusikabend am 1. September in Bannacker mit Mitgliedern der Bamberger Symphoniker. Schließlich findet am 18. November in der Stadthalle Gersthofen ein literarisch-musikalischer Abend mit Schauspieler Ulrich Tukur und Sebastian Knauer statt. Im Zentrum steht Herman Melvilles „Moby Dick“, für das Programm eingerichtet von Wolfgang Knauer, dem Vater des Pianisten, der kurz nach Beendigung dieser Arbeit zu Beginn des Jahres starb. Nach diesen Konzertterminen, kündigt Sebastian Knauer an, „werden wir dann sehen, wie es 2019 weitergeht“.