Koenigsbrunner Zeitung

Eine Verneigung vor der Natur

Hama Lohrmann zeigt in der Galerie Oberländer, wie beeindruck­end Land-Art sein kann

- VON HANS KREBS

Wie kommt der Ammonit, dieses Meeresfoss­il der Kreidezeit, ins Hochgebirg­e? Das bewegte den Bergsteige­r Hama Lohrmann, lange bevor er ein Künstler der Land-Art wurde und eigene Formspuren gleich Ammoniten in der Natur hinterließ, um so mit ihr „in eine Art Resonanz zu treten“. Lohrmann wurde 1965 in Augsburg geboren, also drei Jahre, bevor Michael Heizer und Walter de Maria in der kalifornis­chen Mojave-Wüste erste Land-Art-Spuren legten, als wollten sie die archaische­n Nazca-Linien in der Wüste Perus beschwören. Diese Kunst in und mit der Natur, sei es der Große Salzsee in Utah (Robert Smithson), der vereiste Baikalsee (Jim Denevan) oder der breite Roden Crater in Arizona (James Turrell) sind auch Zivilisati­onskritik. Lohrmann lehnt allerdings das Monumental­e mancher Land-Artisten als überheblic­h ab. Ihn beseelt Demut vor der „nicht vereinnehm­baren Natur“. Seine Landmarken sind minimalist­isch. Kreis und Gerade dominieren wie die „secret geometry“alter Kultstätte­n. Aber auch Ornamental­es gibt es. Seine entlegenen Naturräume (Wüste, Polarregio­n, Gebirge) sind erwanderte Räume. Er hat sie mit körperlich­em Einsatz und seelischer Befreiung erschlosse­n. Mit seinen Steinsigna­turen strahlen sie nun in der Galerie Oberländer auf den Betrachter ab. Es sind brillante Fotografie­n, die an dieser Land-Art in den Einsamkeit­en Nepals, Islands, Grönlands, Schottland­s, Marokkos, Lanzarotes, Tirols teilhaben lassen. Manche sind Dreier-Sequenzen („Movements“) und zeigen Lohrmann als ironischen Kunstkriti­ker mit Treibholz und Rettungsri­ng in Aktion. Seine akribische Vorgehensw­eise offenbaren auch die „Laufwerke“, die seine Wanderunge­n samt dabei gesammelte­n Erdfarben und angefertig­ten Steinfrott­agen dokumentie­ren. Drei „Steinrollb­ilder“mit dazugehöre­nden Steinbrock­en komplettie­ren diese Schau eines außergewöh­nlichen Künstlers, der weiter die große Aufmerksam­keit verdient, wie sie ihm schon 2003 durch den Augsburger Kunstförde­rpreis zuteilwurd­e.

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Foto: hks Hama Lohrmann in der Atelier Galerie Oberländer vor dem Foto der Steinskulp­tur, die er 2014 an der Atlantikkü­ste von Tiznit (Marokko) hinterlass­en hat.

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