Von aufregenden Tagen und einem Herzbuben
Wie Carolina Trautner diese Tage erlebt und welche Rollen ein anderes Kabinettsmitglied hat
Da kommen selbst die elektronischen Plattformen nicht mit, so schnell geht alles für Carolina Trautner. Auf ihrer CSU-Homepage war die neue Bildungsstaatssekretärin gestern Nachmittag noch normale Landtagsabgeordnete. Nichts anderes weiß auch Wikipedia. Auf Facebook waren der Besuch der Oldtimer-Jazznacht in Schwabmünchen und ein Bildungsarbeitskreis in Brüssel die jüngsten herausragenden Erlebnisse in ihrem Leben. Doch seit Dienstagabend überschlagen sich die Ereignisse. „Es sind aufregende Tage für uns, manchmal müssen wir kräftig Luft holen, so geht es Schlag auf Schlag“, sagt ihr Büroleiter Stephan Dölle.
Dass Ministerpräsident Söder seine neuen Kabinettskollegen erst ganz kurzfristig über seine Personalentscheidung informierte, brachte die Mitarbeiter von Trautners Stimmkreisbüro in Schwabmünchen ebenso wie in ihrem neuen Büro hinter der Theatinerkirche in München ins Schwitzen.
Stephan Dölle, CSU-Stadtrat, Kreisrat und Trautners Büroleiter in Schwabmünchen, hatte den vollen Terminkalender seiner Chefin mit nach München gebracht. In der Chefetage des Ministeriums hielt man ihm den Kalender von Trautners Vorgänger entgegen. Staatssekretär Georg Eisenreich hat eine Menge Termine bereits verbindlich zugesagt. Die soll jetzt Trautner übernehmen. Das dürfte nur einige der Anlaufprobleme schaffen, die Dölle auf sich und Trautners Team zukommen sieht.
Dass sie nun zwei Büros und vor allem eine neue Staatsaufgabe hat, hatten sie alle nicht geahnt. „Es war wirklich so, wie es in der Zeitung stand,“sagt Dölle: Ende vergangener Woche sei Trautners Name zwar in Spekulationen gefallen, aber gewusst habe da keiner was. Am Dienstagabend sei die Landtagsabgeordnete und Vorsitzende des starken CSU-Kreisverbandes Augsburg-Land von einem Anruf aus der Staatskanzlei überrascht wurden. Dann am Mittwochmorgen Gespräch bei Söder, später Vereidigung auf das neue Amt, am Donnerstag Vorstellung und Amtsübergabe im Bildungsministerium. Am Nachmittag Briefing im Amt, Kennenlernen der Mitarbeiter.
Natürlich könnte sich Trautner dort einen neuen Mitarbeiterstab zusammenstellen, bestätigt Dölle, doch er vermutet, dass seine Chefin die Erfahrung des Teams im Ministerium nutzen werde. „Warum sollte sie auf dieses Know-how verzichten?“Auf jeden Fall werde die Abgeordnete von Augsburg-Land-Süd ihr Büro in Schwabmünchen behalten. „Das ist doch ihr Ding, das hat sie aufgebaut.“Allerdings werde sie künftig wohl seltener hier sein. Beide Büros würden eng zusammenarbeiten. Gestern waren sie noch sehr damit beschäftigt, Glückwünsche an die neue Staatssekretärin zu sortieren und weiterzuleiten.
In so manchen Musikerheimen im Lande sprechen die Menschen über ein weiteres Mitglied im Kabinett Söder: Franz Pschierer. Der Wirtschafts-Staatssekretär ist im eigenen Haus zum Staatsminister für Wirtschaft, Energie und Technologie aufgestiegen. Franz Pschierer hatte seine Aufgaben als Landespolitiker gut mit seiner starken Präsenz in Schwaben vereinbaren können. Der gebürtige Haunstetter und heutige Mindelheimer ist in Schwabmünchen etwa Stammgast der BenefizSchafkopfturniere von ADAC und Stadtmusikkappelle. Das brachte ihm schon ein eigenes Promi-Blatt ein: Als Herzbube ist er dargestellt. Vor allem ist Pschierer neben der Politik als Präsident des AllgäuSchwäbischen Musikbundes (ASM) unterwegs. Das wird ihm hoch angerechnet. In Schwabmünchen von Andreas Rest, dem heimischen Bezirksdirigenten des ASM: „Für den ASM ist es schön. Er hat den ASM umgebaut, zu einem schlagkräftigen und leistungsstarken Verband gemacht. Dabei hat er die Jugend stark gefördert, aber auch die Älteren nicht vergessen.“Rest hofft, dass das so weitergeht.