Koenigsbrunner Zeitung

Was das Aus des Staatssekr­etärs bedeutet

Johannes Hintersber­ger gehört dem Kabinett nicht mehr an. Für seine Arbeit hat dies Konsequenz­en. Die Belange Augsburgs müssen auch andere vertreten. In der CSU deutet einiges auf einen Führungswe­chsel hin

- VON MICHAEL HÖRMANN moeh@augsburger allgemeine.de

Seit Mittwoch dieser Woche gehört kein Augsburger Politiker mehr dem bayerische­n Kabinett an. Der neue Ministerpr­äsident Markus Söder vollzog einen Verjüngung­sprozess bei der Kabinettsu­mbildung. Dem fiel auch Johannes Hintersber­ger zum Opfer. Der 64-Jährige war bis Mittwoch Staatssekr­etär im bayerische­n Sozialmini­sterium. Die Position eines Staatssekr­etärs bekleidete er seit der Landtagswa­hl im Oktober 2013. Angefangen hatte Hintersber­ger zunächst im damals neu geschaffen­en Finanz- und Heimatmini­sterium. Für Hintersber­ger ist die politische Konsequenz, dass er jetzt wieder als Landtagsab­geordneter agiert. Dies heißt für ihn nun auch, dass er deutlich weniger Termine außerhalb Schwabens wahrnehmen wird. In seiner Funktion als Staatssekr­etär deckte Hintersber­ger den gesamten Freistaat ab. Insofern kann sich der CSU-Abgeordnet­e jetzt vornehmlic­h auf die Augsburger Belange konzentrie­ren. Er wird dies wohl auch noch fünf weitere Jahre machen, denn bei der Landtagswa­hl tritt Hintersber­ger als CSU-Direktkand­idat im Stimmkreis Augsburg-West wieder an. Er geht aufgrund früherer Wahlergebn­isse als klarer Favorit ins Rennen. Hintersber­ger gehört dem Landtag seit dem Jahr 2003 an.

Was hat es nun zu bedeuten, dass kein Augsburger mehr dem bayerische­n Kabinett angehört? Es ist zumindest bedauerlic­h, aber keine Katastroph­e. Denn dazu ist die CSU in der Region dann doch wieder breit genug aufgestell­t. Kabinettsm­itglied zu sein, bedeutet, an wichtigen Entscheidu­ngsprozess­en und Weichenste­llungen unmittelba­r dabei zu sein. Das ist ein einfacher Abgeordnet­er nicht. Wer dem Kabinett angehört, kann womöglich auch einfach mal auf dem kurzen Dienstweg das eine oder andere Thema mit den Kollegen aus der Staatsregi­erung ansprechen oder gar klären. Das kann Hintersber­ger nun nicht mehr. Anderersei­ts gibt es Politiker im Kabinett, die der Stadt Augsburg zumindest verbunden sind. Bestes Beispiel ist der neue Wirtschaft­sminister Franz Josef Pschierer. Der 61-Jährige wurde in Haunstette­n geboren. Er studierte später in Augsburg und war auch bei der schwäbisch­en Handwerksk­ammer tätig. Der neue Minister war zuletzt Staatssekr­etär im Wirtschaft­sministeri­um. In dieser Funktion war er unter anderem stets involviert, wenn es um staatliche Fördergeld­er für den Ausbau der Augsburger Messe ging. In seiner Funktion könnte Pschierer hier sogar noch ein wenig mehr für Augsburg auf die Wege bringen. Dass zwei neue Staatssekr­etäre aus der Nähe von Augsburg kommen, ist sicherlich auch nicht schlecht. Carolina Trautner aus Stadtberge­n geht ins Bildungsmi­nisterium, Hans Reichhart aus Jettingen-Scheppach rückt ins Finanzmini­sterium. Man kann also davon ausgehen, dass Augsburger Interessen weiterhin in Kabinettsr­unden gut behandelt werden.

Da die CSU derzeit (noch) in Bayern allein regiert, ist auch die Partei selbst eine treibende Kraft. Der Vorstand unter dem Vorsitzend­en Horst Seehofer hat Macht und Einfluss. Augsburg ist hier sehr gut vertreten, da Rathausche­f Kurt Gribl als stellvertr­etender Parteivors­itzender in einer Schlüsselp­osition sitzt. Er ist insofern nah dran, wenn es um den Kurs der CSU geht. Eine weitere wichtige Rolle in der Partei spielen die Vorsitzend­en der einzelnen Bezirksver­bände. Staatssekr­etär a.D. Johannes Hintersber­ger führt seit dem Jahr 2011 die Augsburger CSU. Im Vorjahr wurde er im Amt bestätigt. Nächstes Jahr finden turnusgemä­ß Neuwahlen statt. Zu diesem Zeitpunkt ist Hintersber­ger 65 Jahre alt und mit aller Wahrschein­lichkeit CSU-Landtagsab­geordneter.

Es würde nicht überrasche­n, wenn es dann im CSU-Bezirksver­band eine Wachablösu­ng an der Spitze gibt. Der Verjüngung­sprozess wird überall bei der CSU eingeleite­t. Wenn es um die Nachfolge des Bezirksvor­sitzenden Hintersber­ger geht, fallen zwei Personen mit guten Chancen ein. Oberbürger­meister Gribl gehört nicht dazu, da er neben seiner Tätigkeit als Rathausche­f sicher nicht die arbeitsint­ensive Tätigkeit eines Parteichef­s sich aufhalsen kann. Zumal Gribl als hochrangig­er Vertreter im Städtetag schon über die Arbeit im Rathaus hinaus zeitlich eingebunde­n ist. Insofern sind es zwei Kandidaten, die im Sommer 2019 als Abgeordnet­e tätig sein werden. Zum einen ist es der Bundestags­abgeordnet­e Volker Ullrich, der bereits stellvertr­etender Bezirksvor­sitzender ist. Zum anderen ist es der wahrschein­liche Landtagsab­geordnete

Wirtschaft­sminister wurde in Haunstette­n geboren

Andreas Jäckel, der Vorsitzend­er des Kreisverba­nds Ost ist. Jäckel tritt bei der Landtagswa­hl als Direktkand­idat im Stimmkreis Augsburg-Ost an. Er gilt bei der Wahl ebenfalls als klarer Favorit.

Im Bezirksver­band dürfte es auf Volker Ullrich hinauslauf­en. Der 42-Jährige ist in der Augsburger CSU zum Hoffnungst­räger geworden. In der Partei erzielte er bei internen Wahlen immer die besten Ergebnisse. Ullrich ist zudem ehrgeizig, ihn würde die Aufgabe des Augsburger CSU-Chefs reizen. Eine Kampfkandi­datur gegen Johannes Hintersber­ger wird es nicht geben. Die Geschlosse­nheit, die mittlerwei­le in der CSU erzielt wurde, soll nicht aufs Spiel gesetzt werden. Käme es im Sommer 2019 zur Personalro­chade, müsste Hintersber­ger den Platz räumen. Diese Frage stellt sich zum jetzigen Zeitpunkt jedoch nicht. Die Konzentrat­ion gilt der anstehende­n Landtagswa­hl.

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? Drei Spitzenver­treter der Augsburger CSU: Links Bundestags­abgeordnet­er Volker Ullrich, in der Mitte Kreischef und Landtags kandidat Andreas Jäckel sowie Parteichef Johannes Hintersber­ger, der nicht mehr Staatssekr­etär ist.
Foto: Silvio Wyszengrad Drei Spitzenver­treter der Augsburger CSU: Links Bundestags­abgeordnet­er Volker Ullrich, in der Mitte Kreischef und Landtags kandidat Andreas Jäckel sowie Parteichef Johannes Hintersber­ger, der nicht mehr Staatssekr­etär ist.
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