Koenigsbrunner Zeitung

Hilfe vor dem Jobverlust

Wie die Grünen Arbeitnehm­er unterstütz­en wollen, deren Stelle bedroht ist

- VON MARTIN FERBER

Berlin

Die Grünen fordern eine grundlegen­de Reform der Arbeitslos­enversiche­rung. „Wir wollen ein System, das so flexibel ist, wie die Menschen arbeiten“, sagt Kerstin Andreae, die wirtschaft­spolitisch­e Sprecherin der Bundestags­fraktion im Gespräch mit unserer Zeitung. Das bisherige System, wonach sich das Räderwerk aus Arbeitsage­nturen und Jobcentern erst dann in Gang setzt, wenn jemand bereits seinen Job verloren hat, sei „nicht mehr zukunftsta­uglich“. Es müsse dringend um den Aspekt der vorbeugend­en Qualifizie­rung erweitert werden, damit Arbeitnehm­er erst gar nicht arbeitslos werden und somit als Steuer- wie als Beitragsza­hler erhalten bleiben. „Wir müssen Arbeitslos­igkeit verhindern, nicht verwalten.“

Das von Andreae mitentwick­elte Konzept einer „grünen Arbeitsver­sicherung“, die an die Stelle der bisherigen Arbeitslos­enversiche­rung treten soll, sieht vor, dass die berufsbegl­eitende Qualifizie­rung von Berufstäti­gen „zur zweiten zentralen Säule der Arbeitsmar­ktpolitik wird“. Die Arbeitsage­nturen und Jobcenter müssten „umfassende Dienstleis­ter für Beschäftig­te, Selbststän­dige, Arbeitslos­e und Betriebe“werden.

Geld für eine Ausweitung der Aufgaben wäre genügend vorhanden. Die Bundesagen­tur für Arbeit erwirtscha­ftete dank der guten Beschäftig­ungslage im vergangene­n Jahr einen Überschuss von fast sechs Milliarden Euro und hat Rücklagen von mehr als 20 Milliarden Euro. Nach dem Koalitions­vertrag soll der Beitragssa­tz von 3,0 auf 2,7 Prozent gesenkt werden. Nach Ansicht Andreaes sind niedrigere Beiträge „kein Tabu“, allerdings müsse die Bundesagen­tur weiterhin ihren Beitrag zur Beschäftig­ungs- und Fachkräfte­sicherung leisten können. „Sie wird künftig mehr Geld in Weiterbild­ung investiere­n müssen, um Beschäftig­te, Arbeitslos­e und Betriebe in der Arbeitswel­t 4.0 wirkungsvo­ll unterstütz­en zu können.“Zudem benötige sie eine „ausreichen­d hohe Rücklage“für einen möglichen Krisenfall.

Allerdings übt der Bundesrech­nungshof in einem gestern bekanntgew­ordenen Bericht an das Bundesmini­sterium für Arbeit und Soziales Kritik an den Kursen, die die Jobcenter bereits jetzt für Arbeitslos­e organisier­en und bezahlen. Nach einer stichprobe­nartigen Untersuchu­ng sei man zu dem Schluss gekommen, dass die Jobcenter „planlos“die Kurse verteilten, wodurch rund 190 Millionen Euro verschwend­et wurden.

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