Ehrhoffs plötzlicher Abschied
Nach dem Viertelfinal-Aus der Kölner Haie verkündet der 35-Jährige sein Karriere-Ende. Der Silbermedaillen-Gewinner war einst bestbezahlter NHL-Verteidiger
Mit einem gequälten Lächeln kommt Christian Ehrhoff zu den Journalisten im Bauch der Gangneung-Arena. Die deutsche Nationalmannschaft hat gerade mit einem 4:3 gegen Kanada das Olympia-Finale in Südkorea erreicht. „Ach, ich habe das doch schon x-mal euren Kollegen vom Fernsehen und Radio erzählt.“Wie die Nationalmannschaft die Sensation gegen die Eishockey-Weltmacht geschafft hat und was der Erfolg für den Kufensport bedeutet. Doch Ehrhoff ist ein höflicher Mensch und beantwortet geduldig auch die Fragen der Zeitungsreporter. Schließlich zählt der 35-Jährige zu den wenigen großen Namen im Kader von Bundestrainer Marco Sturm. Mit dem Gewinn der Silbermedaille feierte das Team den größten Erfolg aller Zeiten. Auch dank Ehrhoff, der am Sonntag überraschend sein Karriere-Ende verkündete. Nach dem Aus der Kölner Haie im DEL-Viertelfinale gegen zieht der Verteidiger einen Schlussstrich. „Heute endet meine professionelle Karriere! 19 Jahre Profi sind eine lange Zeit. Danke an meine Teams, Mitspieler, Coaches, Betreuer, Physios, Ärzte und natürlich an die Fans für die Unterstützung und unzählige wunderschöne Momente und Erinnerungen“, schreibt Ehrhoff in einem sozialen Netzwerk.
Der Entschluss sei wohlüberlegt und in den vergangenen Wochen gereift. „Nach so vielen Jahren auf dem höchsten Level ist für mich jetzt der Zeitpunkt gekommen, um etwas Neues zu starten.“Im Eishockey hat er das Maximale für sich herausgeholt. In der nordamerikanischen Profiliga NHL machten ihn 2011 die Buffalo Sabres mit einem 40-Millionen-Dollar-Kontrakt zum bestbezahlten NHL-Verteidiger. Der „Rentenvertrag“läuft bis 2021, bei Ehrhoff gehen noch eine Zeit lang Überweisungen aus Nordamerika ein. Er war jeden Cent wert. Spieler seines Formats sind rar. Einerseits war Ehrhoff körperlich robust, konnte Checks austeilen und einstecken. Aber er verstand es mit ruhigen Händen, ein Überzahlspiel aufzuziehen und verfügte über eine präzise Direktabnahme. Solche Spielertypen liebt jeder Trainer, denn Ehrhoff galt als unkompliziert und clever, auch neben der Eisfläche.
Der Moerser zählt zu den erfolgreichsten Spielern der deutschen Eishockeygeschichte und kann in einem Atemzug genannt werden mit Erich Kühnhackl oder Alois Schloder. Der Verteidiger absolvierte 862 NHL-Partien für San Jose, Vancouver, Buffalo, Pittsburgh, Los AngeNürnberg les und Chicago. 2016 war Ehrhoff aus den USA in die DEL zurückgekehrt und unterschrieb einen Vertrag in Köln bis 2019. Dennoch ist jetzt Schluss. Bei den Olympischen Spielen in Südkorea hatte der Silbermedaillen-Gewinner noch bei der Schlussfeier die deutsche Fahne getragen. Und vor Turnierbeginn hatte er einen Olympiastart 2022 in Peking nicht ausgeschlossen.
Nach 1176 Profi-Einsätzen, davon 314 in der DEL, ist Schluss. Die Fans werden seine Tore vermissen, die Journalisten den Galgenhumor. Als im Olympiamatch gegen die Schweiz der Eidgenosse Cody Almond seinen Ellbogen nach neun Sekunden brutal ins Gesicht von Ehrhoff rammt, geht der Kölner benommen zu Boden und stakst anschließend wie ein taumelnder Boxer in die Umkleide. Nach der Drittelpause kehrt Ehrhoff zurück und meint nach dem Match trocken: „Das war nicht der Start, den ich mir gewünscht hatte.“Deutschland siegt 2:1 n. V. und marschiert mit Ehrhoff weiter in Richtung Silber.