Kneifen Ohrenkneifer ins Ohr?
Augsburg
Was für eine Horrorvorstellung: Es ist braun, länglich, hat zwei Zangen am Hinterleib und kneift Menschen in die Ohren. Darauf lässt der Name des Insekts, Ohrenkneifer, zumindest schließen. Und dazu passt auch, dass die Tierchen eigentlich „Gemeine Ohrwürmer“heißen. Manche Menschen halten sie für so gemein, dass sie glauben, Ohrenkneifer durchstechen das Trommelfell und legen ihre Eier im Gehirn ab.
Doch das zu behaupten, wäre wirklich gemein. Schließlich kann das Insekt nichts für seinen Ruf. Schuld sind die Mediziner aus dem Mittelalter. Sie setzten die toten Tiere, zerrieben als Pulver, als Mittel gegen Ohrenschmerzen und Taubheit ein. So kam das Ohr in den Namen des kleinen Insekts. Gerüchte und Schauergeschichten taten ihr Übriges. Und taten dem Ohrwurm unrecht.
Er setzt seine Kneifer am Hinterleib lediglich zur Verteidigung, zur Jagd und bei einigen Arten auch zur Flügelentfaltung ein. Dabei jagt der Ohrwurm aber sicher keine Menschen, sondern praktischerweise mit Vorliebe Blattläuse – und wird so zu einem großen kleinen Gartenhelfer.
Schüchtern ist er obendrein. Und nachtaktiv. Am liebsten versteckt er sich unter Steinen, in kleinen Ritzen zwischen Baum und Rinde, Geäst und Laub oder auch mal in einem hohlen Pfirsichkern. In Ohren dagegen nicht.
Übrigens: Ob der Ohrwurm besonders musikalisch ist, ist nicht bekannt.