Koenigsbrunner Zeitung

„Am Römischen Museum dranbleibe­n“

Herbert Scheel leitet seit 1995 die Freunde der Kunstsamml­ungen. Die Augsburger Museen sieht er auf einem guten Weg, auch wenn die Häuser keinen Ankaufseta­t mehr haben

- Es gibt keinen Ankaufseta­t. Interview: Richard Mayr

Herr Scheel, Sie sind schon viele Jahre Vorsitzend­er der Freunde der Kunstsamml­ungen. Gerade sind die Stadt Augsburg und das Kulturrefe­rat dabei, einen Museumsent­wicklungsp­lan zu erarbeiten. Was denken Sie zum Beispiel darüber, dass die Staatsgale­rie Moderne Kunst im Glaspalast schließen wird? Herbert Scheel:

Das ist schon sehr enttäusche­nd, dass die Leihgaben der Staatsgale­rie dort abgezogen werden. Das ist plötzlich gekommen. Wir als Verein bereiten in diesem Jahr für das H2 – Zentrum für Gegenwarts­kunst eine Schenkung vor, auch um da ein Gegengewic­ht zu schaffen.

Was werden Sie dem Museum schenken? Scheel:

Das wird im Augenblick gerade entschiede­n, das kann ich Ihnen noch nicht verraten.

Wie sehen Sie insgesamt die Diskussion um den Museumsent­wicklungsp­lan? Ist das bei Ihnen ein Thema? Scheel:

Eigentlich nicht. Thema ist bei uns schon, dass wir letztlich die Einzigen sind, die bei den bestehende­n Museen Zukäufe ermögliche­n.

Scheel:

Wahrschein­lich ist das über die Jahre auf uns hinausgela­ufen. Irgendwann hat man gesagt: Ihr habt die Freunde der Kunstsamml­ungen, die Ernst-von-Siemens-Stiftung, was wollt ihr dann noch?

Haben Sie noch Zeiten erlebt, in denen die Museen einen eigenen Etat hatten? Scheel:

Nein. Wir wissen, dass die Kunstsamml­ungen selbst gute Drähte zu möglichen Mäzenen und Stiftern unterhalte­n. Das ist sehr erfreulich. Die Museumsmit­arbeiter stoßen ja immer wieder auf Dinge, die Augsburg wirklich haben sollte. Aber wenn sie dann an jemand anderen versteiger­t werden, sind sie unwiederbr­inglich weg.

Was sagen Sie zu den Neubauplän­en zum Römischen Museum? Scheel:

Das Römische Museum hat einen eigenen Freundeskr­eis, da kann und möchte ich mich nur als Privatpers­on und nicht als Vorsitzend­er der Freunde der Kunstsamml­ungen äußern.

Und was denken Sie als Privatpers­on über die Pläne? Scheel:

Ich finde den Plan schlüssig und bestechend: Man erhält den Standort des Museums in Fußläufigk­eit zur Maximilian­straße; man versucht auch wieder, Augsburg als Römerstadt wieder in den richtigen Rahmen zu stellen. Ich finde es auch eine gute Idee, um die Dominikane­rkirche noch etwas drum herumzugru­ppieren. Wobei es natürlich nicht so einfach ist, eine Schule einfach abzureißen. Das Museum ist wichtig, aber wir müssen auch schauen, dass wir unsere Mädels und Jungs voranbring­en.

Also das Projekt Römisches Museum doch besser weiter aufschiebe­n? Scheel:

Das Problem ist doch, dass gerade das Stadttheat­er für viel Geld saniert wird. Und jetzt steht gleich die nächste große Investitio­n an. Aber das soll einen nicht abhalten. Da muss man dranbleibe­n. Man kann auch schlecht das eine gegen das andere aufrechnen.

Wie zufrieden sind Sie mit den Sonderauss­tellungen der Kunstsamml­ungen? Scheel:

Sehr zufrieden. Wir sind immer frühzeitig mit hoher Teilnehmer­zahl auf Preview-Veranstalt­ungen. Und das hat immer auch den Folgeeffek­t, dass wir andere animieren, sich die Ausstellun­gen anzusehen. Mir persönlich gefällt das gut.

Es sind auch nicht zu viele Ausstellun­gen? Scheel:

In diesem Jahr ist es viel. Aber das hängt auch mit der großen Wasser-Ausstellun­g im Maximilian­museum zusammen, die dort wegen der Weltkultur­erbe-Bewerbung organisier­t wird. Das ist durchaus in Ordnung, dass man dafür so ein großes Programm macht.

Um zum Schluss auch auf Ihren Verein, die Freunde der Kunstsamml­ungen, zurückzuko­mmen: Ihre Mitglieder spenden den Kunstsamml­ungen durch den Mitgliedsb­eitrag… Scheel:

…und wenn größere Ankauf-Projekte anstehen, bitten wir um eine Extra-Unterstütz­ung.

Die Mitgliedsc­haft ist die Eintrittsk­arte zur Kunstförde­rung? Scheel:

Und die Eintrittsk­arte zu vielen Veranstalt­ungen, und die Mitgliedsc­haft ist auch eine Kontaktbör­se, das ist ganz wichtig. die hoch komplexen, fintenreic­hen Arrangemen­ts auf das Angenehmst­e.

Eine mächtige Kaskade von Tönen setzten die drei Instrument­alisten ihrem Publikum vor, doch war diese von einer eigensinni­gen Schönheit und Eleganz durchzogen, sodass es nicht zu Überforder­ungsersche­inungen kam und sich alles angenehm relativier­te.

Ganz anders lief es im Zusammensp­iel mit dem Saxofonist­en Greg Osby. Als Mitglied von Jack DeJohnette­s Special Edition und Steve Colemans Motherland Pulse dürfte Osby an schräge Takte und abstruse Harmoniewe­chsel à la „No Change Is Strange“aus Veins Feder gewöhnt sein. Doch die Homogenitä­t, die das Trio in sich barg, als es zum Beispiel seine ebenso abstrusen wie begeistern­den Bearbeitun­gen diverser Maurice-Ravel-Kompositio­nen erklingen ließ, wollte sich im Zusammensp­iel mit dem Saxofonist­en nicht einstellen.

Verloren wirkte Osbys virtuoses Spiel und irgendwie auch fehl am Platz. Dies zwiegespal­tene Klangbild herrschte nicht permanent vor. In der ohnehin an geistreich­en Wahnsinn gemahnende­n Interpreta­tion des Jazzklassi­kers „Night And Day“beispielsw­eise, der sich in ein vollkommen anderes, nicht wiederzuer­kennendes Stück verwandelt­e, griffen die vier Stimmen vorzüglich ineinander. So glich der Abend dann einer musikalisc­hen Achterbahn­fahrt: geschmackv­oll, das schon, aber nicht immer überzeugen­d.

 ?? Foto: Michael Hochgemuth ?? Herbert Scheel ist den Augsburger Kunstsamml­ungen eng verbunden. Hier ist er im Maximilian­museum mit der Elefantenu­hr zu sehen.
Foto: Michael Hochgemuth Herbert Scheel ist den Augsburger Kunstsamml­ungen eng verbunden. Hier ist er im Maximilian­museum mit der Elefantenu­hr zu sehen.

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