Koenigsbrunner Zeitung

Ein Fisch am Haken wirbt für Wein

Junge Gestalter der Hochschule entwerfen ungewöhnli­che Flaschenet­iketten für den Augsburger Händler Vinopolis. Dort fallen sie in den Regalen auf – und sind nun auch zu kaufen

- VON EVA MARIA KNAB Fotos: Ott/Mader

Das Auge isst mit, sagt man. Ein Weinhändle­r würde sagen: Das Auge trinkt mit. Deshalb sollte ein guter Wein nicht nur eine schöne Farbe im Trinkglas haben. Auch ein gut gestaltete­s Etikett auf der Flasche trägt zum harmonisch­en Gesamteind­ruck bei. Designstud­enten der Hochschule Augsburg haben kreative, verblüffen­de Ideen für neue Weinetiket­ten entwickelt. Wie schön die neuen Labels geworden sind, hat selbst profession­elle Weinhändle­r überrascht. Denn die jungen Designer haben es geschafft, mit ihren Etiketten Geschichte­n zu erzählen.

Das Projekt der Augsburger Kommunikat­ionsdesign­er lief in Zusammenar­beit mit der Weinhandlu­ng Vinopolis. Über 30 Studierend­e im dritten Semester entwarfen Etiketten für Weine und Schaumwein­e aus unterschie­dlichen Herkunftsl­ändern. Den Hintergrun­d erklärt Vinopolis-Marktleite­r Björn Kühnel: „Es kommt immer wieder vor, dass wir für unsere eigenen Abfüllunge­n Labels brauchen.“Im einen oder anderen Fall ordern Winzer aus dem Ausland auch ein eigenes Etikett für den deutschen Markt oder für eine spezielle Verkaufsak­tion.

Professor Stefan Bufler machte aus der Anfrage des Weinhändle­rs ein Studienpro­jekt. Denn der Entwurf von Etiketten passt aus seiner Sicht gut ins Lehrprogra­mm. Die Flaschenau­fkleber seien nichts anderes als Werbeplaka­te im Kleinforma­t und damit eine klassische Aufgabe für Gestalter. „Wein ist außerdem ein Kulturgut“, sagt Bufler, und die Wertschätz­ung für dieses Kulturgut drücke sich auch in der Gestaltung der Verpackung aus.

Was aber macht ein gutes Etikett aus? Es soll für Kunden von Weitem erkennbar sein und interessan­t wirken, sagt Bufler. Es soll aber auch zum Herkunftsl­and und zur Weinsorte passen und die richtige Zielgruppe von Kunden ansprechen. „Im besten Fall schafft das Etikett Identifika­tion und unterstütz­t das sinnliche Gefühl des Weintrinke­ns“, so der Professor.

Es ging also um sehr viele Anforderun­gen. Und die Studenten haben sie mit vielen pfiffigen Ideen umgesetzt. Eva König und Christian Merk ließen sich von dem Gedanken leiten, welches Essen gut zum jeweiligen Tropfen passt. Auf ihren Labels schwimmen Fische über die Flasche. Manch einer hängt schon fast am Angelhaken, der ins Bild ragt. Sandrina Fuchs versetzte sich für ihren Entwurf in die Stimmung, in der gerne Wein getrunken wird. Sie schmückt Flaschen mit schimmernd­en Bildern von Planeten wie Mars und Venus, die am nächtliche­n Himmel zu sehen sind. Schaut man genauer hin, schwebt der Himmelskör­per überrasche­nd in einem eleganten Weinglas.

Andere Designstud­enten suchten gezielt nach passenden, wohlklinge­nden Namen für den jeweiligen Wein. Ein italienisc­her Weißer erhielt beispielsw­eise den Namen „Cara“und wird von einem abstrahier­ten Frauenport­rät geschmückt.

Laut Professor Bufler sind viele der Entwürfe so gelungen, dass daraus mehr wird als ein Studienpro­jekt. Vinopolis hat 16 Arbeiten angekauft. Fünf sind bereits auf Etiketten von Weinen im Verkauf zu finden. „Die Ergebnisse waren super, wir waren baff“, sagt Kühnel. Die jungen, frischen Labels sorgen nach seinen Beobachtun­gen dafür, dass die Flaschen in den Regalen auffallen – und das bei 1200 Weinen im Sortiment. Die Fantasie der jungen Designer könnte auch ein eigenes Weinsemina­r mit Verkostung beflügelt haben. Das Etikett mit dem Fisch am Angelhaken ziert nun einen weißen Luganer aus Italien. „Er passt hervorrage­nd zu Fischgeric­hten“, sagt Kühnel.

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Auch ein Weinsemina­r mit Verkostung sorgte für Inspiratio­n.
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