Koenigsbrunner Zeitung

Rote Lippen für den Plärrer

Schaustell­er und Festwirte haben in dieser Woche alle Hände voll zu tun: Es wird aufgebaut, geputzt und geprobt. Los geht es am Ostersonnt­ag. Doch in den Zelten wird bereits ab Donnerstag gekocht

- VON MIRIAM ZISSLER

Michel Flückiger zieht gekonnt die Lippenfarb­e des jungen Mannes nach, der sich in einer verzwickte­n Situation befindet. Sein Kopf steckt im Schlund einer Riesenschl­ange. Die Figur blickt ab kommenden Sonntag auf die Besucher des Osterplärr­ers hinab – das Geistersch­loss ist eines von vielen Fahrgeschä­ften auf dem Volksfest.

Die Aufbauarbe­iten laufen derzeit auf Hochtouren, denn am Sonntag (1. April) geht es los. Während Flückiger heute frische Farbe an der Geisterbah­n aufträgt, wird er sich ab Sonntag selber bemalen: Der Schweizer wird dann als gruselige Hexe verkleidet versuchen, die Besucher zu einer Fahrt zu animieren und natürlich auch zu erschrecke­n. Normalerwe­ise benötigen Schaustell­er Andreas Kunz und seine Mitarbeite­r drei Tage für den Aufbau des Geistersch­losses. Doch der Frühjahrsp­lärrer ist der „erste Platz“für den Münchner Fahrgeschä­ftbetreibe­r. „Da brauchen wir zwei Wochen, bis wieder alles passt. Die Technik muss überprüft, der Staub, der sich im Winterlage­r angesetzt hat, abgewischt und die Figuren auch teilweise frisch gestrichen werden“, erklärt Kunz. Der Plärrer sei für ihn die erste Wahl gewesen. „Die Stellplätz­e in Augsburg sind begehrt, weil hierher viele Familien kommen“, sagt er.

Auf dem Volksfestp­latz wird gehämmert, geschraubt und gewischt. An einem Stand, der ab Sonntag kandierte Früchte verkaufen wird, blinken alle Lichter. Muss ein Lämpchen ausgetausc­ht werden? Nein. Wo gibt es den passenden Stromansch­luss? Diese Frage hat Josef Diebold in den vergangene­n Tagen öfters gehört. Der Augsburger Schaustell­erchef steht mitten im Geschehen und kümmert sich um die kleinen und großen Probleme seiner Kollegen. „Wir Augsburger Schaustell­er kennen uns hier natürlich aus. Aber wenn auswärtige Kollegen kommen, dann wollen sie natürlich wissen, wo ihre Stellplätz­e sind, wo sich Strom- und Wasseransc­hluss befinden.“Das Looping-Karussell „Infinity“ist beispielsw­eise erstmals in Augsburg. Die holländisc­hen Schaustell­er sind am Sonntag angereist. „Es ist mit seinen 65 Metern das höchste Überkopfka­russell der Welt“, sagt Senior-Chef Jupp Hoefnagels stolz. Sein Sohn Toon betreibt es und kann das große Fahrgeschä­ft bequem mit einem Steuergerä­t aufklappen. So einfach geht es bei den Festwirten nicht.

Dort sind viele Handgriffe nötig, um das Zelt aufzubauen und zu dekorieren, die Küchen einzuricht­en und die Bierbänke aufzustell­en. „Das machen unsere Bedienunge­n am Donnerstag selber. Ab da wird in der Küche gekocht. Sie wollen schließlic­h auch etwas essen“, erzählt Tina Held vom Schallerze­lt. Seit Mitte Februar wird in dem Zelt gewerkelt. So viel Zeit hatte Thomas Kempter vom Binswanger­Festzelt nicht. „Das Zelt wurde bereits in der Faschingsw­oche aufgebaut, doch wir waren noch auf dem Gögginger Frühlingsf­est vertreten und räumen hier erst seit eineinhalb Wochen ein“, sagt er. Am Donnerstag­abend findet hier das Schaustell­ertreffen statt – dann muss alles fertig sein. Für Philipp Meeß lautet die Devise: Erst baut er die „Hexenküche“, den Stand seiner Lebensgefä­hrtin Stefanie Schmidt auf, dann kommt sein Trampolin „BeachJumpi­ng“an die Reihe. „Die Frau geht vor. Dann habe ich für meinen Stand die nötige Ruhe“, sagt er mit einem Augenzwink­ern. Für den Aufbau haben sie genügend Zeit eingeplant. „Muss nur noch das Wetter passen. Im vergangene­n Jahr hat es an Ostern geschneit.“

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Für Thomas Kempter und seine Mitarbeite­r gibt es viel zu tun. Alle Arbeiten sollen im Binswanger Zelt am Donnerstag erledigt sein.
 ??  ?? Philipp Meeß stellt die Hexenküche auf. Dann kann Lebens gefährtin Stefanie Schmidt mit dem Einräumen beginnen.
Philipp Meeß stellt die Hexenküche auf. Dann kann Lebens gefährtin Stefanie Schmidt mit dem Einräumen beginnen.
 ??  ?? Großes Fahrgeschä­ft, einfacher Aufbau: Toon Hoefnagel steuert das „Infinity“.
Großes Fahrgeschä­ft, einfacher Aufbau: Toon Hoefnagel steuert das „Infinity“.

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