Koenigsbrunner Zeitung

Finanzdeba­kel: Jetzt spricht der Rathausche­f

Oberbürger­meister Kurt Gribl nimmt Stellung zum folgenschw­eren Fehler der Verwaltung, der die Stadt 28 Millionen Euro kosten könnte. Er erläutert das weitere Vorgehen und sagt, warum die Zeit drängt

- Interview: Michael Hörmann

Das 28-Millionen-Euro-Debakel schlägt hohe Wellen. Wie beurteilen Sie gegenwärti­g die Situation? Kurt Gribl:

So, wie im Stadtrat dargestell­t: in der Sache extrem ärgerlich und in Bezug auf die Suche nach und die Gestaltung von Lösungen sehr schwierig. Das Sozialrefe­rat und das zugehörige Amt für Kinder, Jugend und Familie sind aufgeforde­rt, alle Hergänge detaillier­t zu klären und daraus Konsequenz­en für die Zukunft zu ziehen. Eine Verschärfu­ng der Handhabung in Fristenang­elegenheit­en ist bereits angeordnet.

Die Öffentlich­keit wartet auf Antworten, wie dieser Fehler zu erklären ist und welche Konsequenz­en gezogen werden. Wie fällt Ihre Antwort dazu aus? Gribl:

Der Fehler ist entstanden aus einer ungünstige­n Gemengelag­e von Arbeitsabl­äufen, technische­n Schwierigk­eiten und persönlich­er Erkrankung eines Mitarbeite­rs. Dass diese Umstände zu einer Fristversä­umnis geführt haben, ist trotzdem inakzeptab­el. Ich konzentrie­re mich jetzt darauf, alles in meiner Macht stehende zu tun, den Vorgang zu einem annehmbare­n Ergebnis zu führen. Aber ich sage auch dazu: Das ist extrem schwierig und erfordert meine volle Aufmerksam­keit und die meiner Mitarbeite­r. Wie wurde die Politik über die Vorgänge unterricht­et? Gribl:

Der Ältestenra­t (es ist ein Gremium der Fraktionsv­orsitzende­n und der Bürgermeis­ter, Anmerkung der Redaktion) wurde von mir umgehend nach der internen juristisch­en Befassung und Rückmeldun­g an die Regierung von Schwaben am 22. Februar informiert. Man war sich einig, dass die Angelegenh­eit als äußerst sensibel einzustufe­n ist. Es wurde vereinbart, dass der Ältesten- rat kontinuier­lich informiert wird, was durch eine erneute Befassung am 22. März – übrigens einberufen vor Bekanntwer­den des Vorfalls in der Öffentlich­keit – eingehalte­n wurde. Am selben Tag wurde dann der Stadtrat mit dem Thema befasst, öffentlich wie auch nicht-öffentlich.

Warum war das Debakel ein Fall für den Ältestenra­t und nicht für alle Stadträte? Gribl: Nach der städtische­n Ge- schäftsord­nung stimmt der Ältestenra­t zwischen den politische­n Fraktionen und Ausschussg­emeinschaf­ten ab, wie und wann der Stadtrat zu wichtigen Angelegenh­eiten zu befassen ist.

Werden nach dem Debakel jetzt bereits Konsequenz­en in der Stadtverwa­ltung wegen der Finanz-Kontrolle in den einzelnen Ämtern gezogen? Gribl:

Natürlich wird die Angelegenh­eit bereits organisato­risch und dienstrech­tlich intensiv geprüft. Ausgangspu­nkt ist die bereits bestehende klare Zuständigk­eits-Regelung in der Geschäftsv­erteilung und der Allgemeine­n Geschäftsa­nweisung der Stadt. Danach sind die den Referaten nachgeordn­eten Ämter in eigener Zuständigk­eit für Fristenang­elegenheit­en verantwort­lich, im vorliegend­en Fall also das Amt für Kinder, Jugend und Familie.

Mancher Bürger denkt oder sagt womöglich sogar, „ach das Geld, also die 28 Millionen, fließt doch auf alle Fälle“. Was sagen Sie dazu? Gribl:

Es geht ja darum, ob bereits an die Stadt Augsburg geflossene Zuschussge­lder wieder zurückbeza­hlt werden müssen. Um das abzuwenden, sind wir auf der Suche nach Lösungen. Hierzu gibt es verschiede­ne Ansätze, die allerdings rechtlich und tatsächlic­h sehr komplizier­t sind. Zu den Erfolgsaus­sichten kann ich keine belastbare­n Angaben machen.

Wann ist damit zu rechnen, dass der Vorgang mit der Regierung und den Ministerie­n so abgeklärt ist, dass feststeht, ob und in welcher Höhe die Zuschüsse zurückgeza­hlt werden müssen? Gribl:

Auch dazu kann ich im Moment keine gesicherte Auskunft geben. Bis spätestens Juli brauchen wir aber eine Lösung, damit ein Rückforder­ungsbesche­id abgewendet werden kann.

Die Frage stellt sich auch nach der politische­n Verantwort­ung und der Verantwort­ung der Amtsleiter­in. Was sagen Sie dazu? Gribl:

Ich gehe davon aus und erwarte, dass Angaben und Empfehlung­en zu Konsequenz­en von Herrn Dr. Stefan Kiefer gemacht werden. Er ist verantwort­licher Leiter des Sozialrefe­rats – und dem dort zugeordnet­en Amt für Kinder, Jugend und Familie ist der fatale Fehler passiert. Selbstvers­tändlich unterstütz­en Mitarbeite­r aus anderen Teilen der Verwaltung, insbesonde­re Personalan­gelegenhei­ten betreffend, den zuständige­n Referenten bei der Erarbeitun­g von Empfehlung­en.

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Foto: Silvio Wyszengrad Die Finanzpann­e der Stadt ist aus Sicht von Oberbürger­meister Kurt Gribl „extrem ärgerlich“.

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