Ein Schaulauf der Kreativität
Der Kunsthandwerkermarkt in der Stadthalle Schwabmünchen präsentiert zahlreiche Neuigkeiten zum Frühlingsbeginn. Dabei wird Kunst von der Krim gezeigt und was man aus altem Besteck alles machen kann
Schwabmünchen
Als Veranstalterin Manuela Schröder für den Kunsthandwerkermarkt den Titel „Frühlingszauber“wählte, ahnte sie wohl noch nicht, wie sehr sie mit dem Motto recht behalten sollte. Bei herrlicher Frühlingssonne stehen morgens prompt die ersten Besucher schon vor der Öffnung an den Türen der Stadthalle. Und der Besucherstrom versiegt auch im Laufe des Tages nicht. „Ich danke insbesondere den Hausmeistern, die wieder einmal die Halle auf den Punkt genau vorbereitet haben“, sagt Schröder und blickt dabei auch auf die positiven Erfahrungen der Vorjahre zurück. Gut drei Viertel der
50 Aussteller, die sich jedes Jahr etwas Neues einfallen lassen, seien schon fester Stamm, sagt sie nicht ohne Stolz.
Die 23-jährige Design-Studentin Selina Engelhardt aus Augsburg stellt zum ersten Mal in der Stadthalle aus. „Das Säckle ist ein universelles Behältnis, das als Rucksack, Hand- oder Schultertasche getragen werden kann. Das Geheimnis liegt in der angewandten Schurtechnik“, erläutert sie einer Besucherin. „Es ist schon etwas Besonderes, die Produkte, die meine Schwester entwickelt und gefertigt hat, hier mit zu verkaufen“, sagt ihr
17-jähriger Bruder Timotheus, der mit angereist ist.
Auch Franz und Rosmarie Wiest aus Ochsenhausen sind Neulinge in der Halle. Unmittelbar an der Bühne bieten sie handgefertigte Hasen und Engel an. „Die Halle ist toll, es ist alles super organisiert und die Besucher sind sehr aufgeschlossen“, lobt Franz Wiest das Schwabmünchner Publikum. Zum reinen Zeitvertreib habe er die Figurenproduktion gestartet. „Wenn ich mal viel Zeit habe, dann mache ich auch aufwendigere Sachen“, sagt er und hält ein großes, aus einem Stück gesägtes Segelschiff in die Höhe, in dessen Bauch und Segelflächen kleine Schubladen eingearbeitet sind.
Ein ganz anderes Material liegt den Werken von Natalya Yefremova aus Bonstetten zugrunde. „Ich verarbeite hauptsächlich Seide und Wolle, einzeln oder auch kombiniert“, sagt die gelernte Mathematikund Physiklehrerin von der Krim. Schon immer habe sie auch etwas mit den Händen tun müssen und so verwirklicht sie ihre kreativen Ideen im Kunsthandwerk. Mit Stolz hebt sie einen Teppich in die Höhe, der in alter Technik von mongolischen Nomaden gearbeitet wurde. Er zeigt eine Berglandschaft, die in grüne Wiesen mit bunten Blumen übergeht. „Dieses Motiv habe ich aus der Erinnerung an Fahrten in meiner Heimat gewählt“, beschreibt sie die grundlegende Idee.
Eine andere, äußerst originelle Art der Materialverwertung präsentiert der Stand von Hanne und Erni Kleinbauer aus Stiefenhofen bei Oberstaufen. Unter dem Leitspruch „Oh verreck, der Schmuck war mal B’steck“ziehen hier viele Schmuckstücke aus altem Besteck die Besucher an. „Die schönsten Stücke kann ich aus alten Gabeln machen. Da sind die Zinken länger als bei den heutigen. Alles wird gehämmert und gebogen. Erhitzen würde die Oberfläche beschädigen“, erläutert Erni Kleinbauer einem männlichen Besucher die Arbeitstechnik.
Die Vielfalt der Anhänger, Armreifen und Ringe aus Löffeln und Gabeln interessiert aber eher die weiblichen Besucher. Unmittelbar daneben präsentiert Maria Reichenauer, bekannt durch Fotobände und Kalender der Schwabmünchner Heimat, ihr neustes Projekt. „Nachdem meine Eiergeschichten so gut ankamen, gibt es jetzt auch Tassen mit dem Motiv“, sagt sie und verrät, dass sie bis zum Sommer ihren eigenen Webshop eröffnen wird.
In warmem Gelbton, passend zur Vielfalt von Imkerprodukten, strahlt eine Lampe vom Bühnenrand am Stand der Schmuttertaler Imkerei aus Langweid. „Die Ursprungsidee war die Verarbeitung von Wachs zu außergewöhnlichen Produkten“, erläutert Inhaberin Doro Stuhlmüller und zeigt einen Lampenschirm ganz aus Bienenwachs, der von einer LED zum Leuchten gebracht wird. Ihr Mann Peter habe dann noch kleine Körbe besorgt, in denen ein Hase sitzt und scheinbar durch die Lüfte schwebt. „Eine duftende Lampe im Zimmer ist definitiv etwas Ungewöhnliches“, ergänzt sie. Dieses Produkt entspräche ganz der Firmenphilosophie, nach der alle Materialien, die durch die 200 Bienenvölker gewonnen werden könne, auch verarbeitet werde.
Die Anzahl der Papiertüten und zufriedenen Gesichter, mit denen die Besucher den Handwerkermarkt verlassen, unterstreichen den Erfolg des von Manuela Schröder veranstalteten Handwerkermarktes, der nach ihren Aussagen am 21. Oktober dieses Jahres seine Fortsetzung in der Stadthalle finden wird.